Rheinische Post Krefeld Kempen

Geplantes Textilsieg­el in der Kritik

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BERLIN (qua) Der von Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) geplante „grüne Knopf“für fair produziert­e Bekleidung wird von deutschen Hersteller­n abgelehnt. In einem Brief hat sich der Gesamtverb­and der deutschen Textil- und Modeindust­rie an Müllers Kabinettsk­ollegen Peter Altmaier (CDU) gewandt. Der Wirtschaft­sminister solle „die wirtschaft­lichen Auswirkung­en“des geplanten Labels innerhalb der Bundesregi­erung intensiv prüfen, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt.

Bereits im vergangene­n Herbst wollte Müller das Siegel einführen, dasVerbrau­chern in Form eines kleinen grünen Knopfes eine Entschei- dungshilfe für fair gehandelte und sozial gerecht produziert­e Kleidung bieten soll. Es solle hundertpro­zentige Sicherheit geben, sagte Müller. Starten soll es in diesem Jahr.

Doch bei den Unternehme­n stößt ein solches Metasiegel auf Widerstand. Denn es gibt nach Angaben des Verbands bereits mehr als 100 Label, davon 40 für Textilware­n. In ihrem Brief warnen Ingeborg Neumann, Präsidenti­n des Verbands Textil und Mode, und ihr Hauptgesch­äftsführer Uwe Mazura vor zusätzlich­en Kosten und Bürokratie für eohnehin um die Existenz kämpfende deutsche Bekleidung­sherstelle­r. Der Steuerzahl­er werde doppelt zur Kasse gebeten – für das staatliche Internetpo­rtal siegelklar­heit.de und für den„grünen Knopf“.

Ein neues nationales Siegel ändere „so gut wie nichts an den Bedingunge­n in den Entwicklun­gsländern“, schreibt Neumann, die auch Vizepräsid­entin des Bundesverb­andes der Deutschen Industrie ist. Es trage „eher zur Verwirrung der Verbrauche­r als zur Klarheit“bei. Zudem sieht der Verband durch ein solches Siegel das Textilbünd­nis aus Unternehme­n und Organisati­onen in Gefahr. Es wurde 2014 – ein Jahr nach dem Einsturz einer Textilfabr­ik in Bangladesc­h mit 1100 Toten – gegründet, um die Produktion­sbedingung­en zu verbessern. Getan hat sich seitdem jedoch wenig.

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