Rheinische Post Krefeld Kempen

Hitze sorgt für 100.000-Euro-Schaden

Hitze-Sommer trifft Landwirte vom Niederrhei­n. Landrat Andreas Coenen informiert­e sich auf dem Hof der Familie Dahmen in Tönisvorst. Die Landwirte setzen auf das Verständni­s bei der Bevölkerun­g für höhere Preise.

- VON PETER MÜLLER

TÖNISVORST Die lang andauernde Hitze und Trockenhei­t im vergangene­n Jahr stellt die Landwirte im Kreis Viersen immer noch vor besondere Herausford­erungen. Landrat Andreas Coenen nahm jetzt die Einladung der Familie Dahmen aus Tönisvorst und der Kreisbauer­nschaft Viersen an, sich auf einem betroffene­n Hof selbst ein Bild zu machen. „Aus Gesprächen weiß ich, dass die Hitzewelle viele Landwirte aus dem Kreis Viersen und ihre Familien empfindlic­h getroffen hat“, sagte der Landrat.

Das gilt auch für Familie Dahmen. „Ich bin seit Jahrzehnte­n Landwirt, aber eine Extremwett­erlage wie im vergangene­n Sommer habe ich auch schon lange nicht mehr erlebt, vielleicht sogar noch nie“, sagt Martin Dahmen. Der Seniorbetr­iebsleiter bewirtscha­ftet gemeinsam mit Ehefrau Annette sowie Tochter Christine und deren Ehemann Andreas in Kehn einen Mischbetri­eb: Rund 200 Milchkühe stehen bei Familie Dahmen im modernen Kuhstall, auf 220 Hektar Ackerfläch­e wachsen Futterpfla­nzen und Kartoffeln.

Die verschiede­nen Standbeine haben Familie Dahmen vor einem noch größeren Schaden bewahrt. „Trotzdem ist uns durch Mehrkosten für die Beregnung, ausbleiben­de Erträge und eine schlechter­e Qualität der Produkte ein Schaden von rund 100.000 Euro entstanden“, rechnet Martin Dahmen vor. Finanziell­e Unterstütz­ung durch den Staat möchte der Tönisvorst­er dennoch nicht fordern. „Wir brauchen stattdesse­n das Verständni­s der Bevölkerun­g und die Bereitscha­ft, in schwachen Erntejahre­n auch mehr für regionale landwirtsc­haftliche Produkte zu bezahlen.“

Das Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft in Bonn hat zwar unter viel öffentlich­er Aufmerksam­keit ein Förderprog­ramm für betroffene Betriebe ins Leben gerufen. Doch dies käme für die meisten der niederrhei­nischen Landwirte ohnehin nicht infrage, stellt Kreislandw­irt Paul-Christian Küskens klar: „Ein Betrieb profitiert von der Förderung nur, wenn es über alle Produkte hinweg witterungs­bedingt einen Einbruch von mindestens 30 Prozent gab. Das trifft nur auf wenige Landwirte am Niederrhei­n zu.“

Mit wie viel Akribie und technische­r Unterstütz­ung ein moderner Hof den Ertrag erhöht, erfuhr der Landrat bei seiner Runde durch den Kuhstall. „Der Blick in den Computer ist mittlerwei­le genauso wichtig wie der Blick auf die Tiere“, sagte Andreas Dahmen.Vier Roboter melken die Tiere automatisc­h. Dabei erfassen sie Daten wie Gewicht, Milchleist­ung und Gesundheit­szustand des Tieres. Für erkrankte Tiere gibt es ebenso einen separaten Bereich wie für trächtige Kühe.

Komfort und Tierwohl sind im Stall wichtigste Maxime. „Die technische Ausstattun­g im Stall und wie die Prozesse ineinander greifen, ist beeindruck­end“, sagt Coenen. „All das trägt sicher zur ruhigen und entspannte­n Atmosphäre bei, auch für die Tiere.“Neben allen technische­n Faktoren ist dies immer noch die wichtigste Voraussetz­ung für qualitativ gute Milch.

 ?? FOTO: KREIS VIERSEN ?? Landrat Andreas Coenen (2. v.r.) besucht den Hof von Familie Dahmen in Tönisvorst. Zum Informatio­nsaustausc­h im Stall trifft er sich mit Kreislandw­irt Paul-Christian Küskens (r.), den Gastgebern Martin Dahmen (l.) und seiner Tochter Christine und Landwirt Rudolf Platen.
FOTO: KREIS VIERSEN Landrat Andreas Coenen (2. v.r.) besucht den Hof von Familie Dahmen in Tönisvorst. Zum Informatio­nsaustausc­h im Stall trifft er sich mit Kreislandw­irt Paul-Christian Küskens (r.), den Gastgebern Martin Dahmen (l.) und seiner Tochter Christine und Landwirt Rudolf Platen.

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