Rheinische Post Krefeld Kempen

Dornrösche­nschlaf im Stahlwerk Becker

Während die Sanierung des alten Wasserturm­s zügig voranschre­itet, wartet das verfallene Wasserwerk auf einen neuen Investor. Die städtische Grundstück­sgesellsch­aft überlegt, das Projekt selbst zu realisiere­n.

- VON MARC SCHÜTZ

WILLICH Architekto­nisch hat das mehr als 40 Hektar große Willicher Gewerbegeb­iet Stahlwerk Becker aufgrund seiner langen Geschichte einiges zu bieten. Viele der imposanten alten Gebäude wurden bereits aufwendig saniert und bieten Unternehme­n, aber auch Mietern ein spektakulä­res Zuhause. Bei zweiWahrze­ichen des Geländes war es allerdings lange Zeit schwierig, sie nutzbar zu machen. Während der weithin sichtbare Wasserturm nun renoviert und mit einem Nebengebäu­de versehen wird, rottet das alte Wasserwerk weiter vor sich hin. Zwar dient es auch in diesem verfallene­n Zustand oft als Fotomotiv, doch wünschen sich viele, dass es endlich saniert wird. „Denn der Zustand wird ja nicht besser, je länger es dauert. Es wird von Tag zu Tag schlimmer“, sagt Christian Pakusch, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der städtische­n Grundstück­sgesellsch­aft (GSG).

Im Sommer noch wollte ein Investor endlich loslegen, nachdemWil­ly Kerbusch, Geschäftsf­ührer der GSG, Druck gemacht hatte. Die GSG hatte das alte Wasserwerk einst an einen Willicher Bürger verkauft, der es mit verschiede­nen Partnern entwickeln wollte – doch alle Versuche scheiterte­n. Da im Kaufvertra­g verankert ist, dass die GSG das Gebäude zurückkauf­en kann, wenn sich nichts tut, hatte Kerbusch im Sommer nach jahrelange­m Hin und Her den Druck erhöht. Kerbusch, der als „Vater“des Gewerbegeb­iets Stahlwerk Becker gilt, als auch Pakusch möchten, dass die beiden letzten Schandflec­ke mit riesigem Potenzial endlich aufblühen. Am 6. Februar tagt der Aufsichtsr­at der GSG – „und ich wünsche mir, dass wir das Projekt nun selbst in die Hand nehmen“, sagt Pakusch, der davon ausgeht, dass nun endlich eine Entscheidu­ng fällt.

Im Wesentlich­en kann man wohl die Pläne des letzten Investors übernehmen. Das Gebäude sollte nach der Sanierung über eine Bürofläche von 916 Quadratmet­ern verfügen und mit einem Personenau­fzug und modernster Gebäudetec­hnik ausgerüste­t sein. Auch einen Ankermiete­r hatte man laut Investor schon gefunden: einen internatio­nal tätigen Textilhers­teller. In diesem Jahr sollte er eigentlich in das Gebäude einziehen. Dieser Termin ist nun natürlich nicht mehr zu halten – und auch, ob der Ankermiete­r noch Interesse hat, steht in den Sternen, ist laut Pakusch aber auch nicht ausschlagg­ebend.

Er hofft, dass der Baubeginn noch im Spätsommer dieses Jahres ist – vorausgese­tzt, der GSG-Aufsichtsr­at fällt am 6. Februar eine Ent- scheidung. Dass die GSG in der Lage sei, ein solches Millionenp­rojekt zu stemmen, zeige der Erfolg der Halle IV im Stahlwerk Becker, in die

vor sieben Jahren die Firma ProPipe als Ankermiete­r einzog. Auch dieses Projekt hatte einst als Wagnis gegolten.

Ein paar Meter vom Wasserwerk entfernt schreiten die Bauarbeite­n unterdesse­n zügig voran. Den Wasserturm hat das Sachverstä­ndigenunte­rnehmen Hüsges-Gruppe gekauft. „Wir liegen im Zeitplan, für den Spätsommer ist die Fertigstel­lung geplant“, sagt Björn Schwemin, Marketing-Chef des Unternehme­ns, auf Nachfrage. Durch ein neues Gebäude amWassertu­rm, dessen Rohbau bereits steht, soll das bisher auf mehrere Standorte verteilte Personal gebündelt werden. 60 bis 80 Mitarbeite­r aus den Abteilunge­n Marketing, Buchhaltun­g, Controllin­g, Vertrieb, IT sowie die Kfz-Sachverstä­ndigenexpe­rten der Firma sollen dort Platz finden.

Der Clou: „Im Wasserturm selbst entstehen auf der obersten Ebene zwei Konferenzr­äume, die auch von ortsansäss­igen Unternehme­n gebucht werden können, um beispielsw­eise ein firmeninte­rnes Brainstorm­ing mit Getränken und Catering außerhalb der eigenen vier Unternehme­nswände umzusetzen“, so Schwemin.

Den GSG-Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Christian Pakusch, der sich an der Realisieru­ng der Projekte Wasserwerk und Wasserturm messen lassen will, freut es: „Wenigstens hinter dieses Projekt können wir einen Haken machen.“

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RP-FOTOS (2): MARC SCHÜTZ Das alte Wasserwerk im Stahlwerk Becker rottet vor sich hin. Der Versuch, Investoren zu finden, scheiterte immer weieder.
 ??  ?? Neben dem Wasserturm baut die Hüsges-Gruppe ein neues Verwaltung­sgebäude. Im Turm selbst werden Konferenzr­äume eingericht­et.
Neben dem Wasserturm baut die Hüsges-Gruppe ein neues Verwaltung­sgebäude. Im Turm selbst werden Konferenzr­äume eingericht­et.

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