Rheinische Post Krefeld Kempen
Vollaths Fehlgriff kostet zwei Punkte
Der KFC Uerdingen kommt gegen den TSV 1860 München nicht über ein 1:1 hinaus. Der neue Trainer Norbert Meier stempelt seinen Keeper aber nicht zum Sündenbock, sondern nennt weitere Gründe.
René Vollath ist der Torhüter des KFC Uerdingen, aber nicht nur das: Er ist auch ein Mensch. Das wurde in der 54. Minute deutlich, als ihm ein Ball durch die Hände rutschte. Es war natürlich sein Fehler. Den konnte er zwar nicht mehr wettmachen, doch zeigte er später auf eindrucksvolle Weise, wie stark er ist. Er schlich nicht etwas mit hängendem Kopf in die Kabine, sondern ging schnurstracks auf die wartenden Journalisten zu.„Das 1:1 war natürlich mein Fehler, da will ich mich überhaupt nicht raus reden. Diesmal hab ich einen Bock geschossen, fertig. Jetzt kommt die nächste Trainingswoche und wir machen die nächsten Fortschritte.“
Dass der TSV 1860 München den Ausgleich unter gütiger Mithilfe des Uerdinger Schlussmanns erzielt hatte, hatten alle gesehen. Doch Trainer Norbert Meier stempelte seinen Keeper nicht zum alleinigen Sündenbock. „Wir müssen den Freistoß vermeiden“, erklärte der Coach. „Da darf Maroh nicht grätschen, er muss den Gegenspieler nur begleiten, da kann nichts passieren.“
Damit setzt der neue Trainer gleich mal eine Duftmarke. Er scheut sich nicht, eine Szene in Gänze zu beurteilen und einen etablierten Bundesligaspieler zu kritisieren. Das mag für die Uerdinger, die aufgrund von zwei Meisterschaften und Aufstiegen erfolgsverwöhnt, viel Lob und wenig Kritik gewohnt sind, im ersten Moment neu und unbequem sein, doch es ist genau das, was die Mannschaft braucht: Meiers klare Ansprache
Dass der KFC in dieser Szene quasi zwei Punkte einbüßte, war bitter. Allerdings lag es eben gewiss nicht an dieser einen Szene, an Vollaths Fehlgriff. Den Uerdingern ist es nicht gelungen, klare oder gar zwingende Chancen heraus zu spielen – nicht in der ersten Stunde und auch nicht in der halbstündigen Überzahl. Dass die Gastgeber da um ein Haar sogar noch den einen Zähler verspielt hätten, brachte Meier auf die Palme. „Da haben wir uns in Überzahl auskontern lassen, das darf nicht passieren“, sagte er. „Wir dürfen nicht mit zehn Mann nach vorne rennen und Sekt oder Selters spielen, das geht nicht. Auch dieser eine Punkte ist wichtig.“
Meier hatte aber durchaus auch Dinge gesehen, die ihm gefallen haben. Vor allem hatte er eine sehr kompakte Mannschaft gesehen. „Konrad und Matuszczyk haben das gut gemacht“, lobte er sein Pärchen auf der Sechser-Position. Die beiden räumten im defensiven Mittelfeld gut ab. Bei seinem Torschützen Roberto Rodriguez diffenrenzierte Meier: „Er ist schwer ins Spiel gekommen, hat dann aber seine fußballerischen Qualitäten angedeutet. Er muss noch etwas mehr Dynamik in seine Aktionen bringen.“
KFC Uerdingen – 1860 München 1:1
Uerdingen:
Vollath – Großkreutz, Maroh (86. Dörfler), Erb, Dorda – Beister Konrad, Matuszczyk, Rodriguez (74. Kefkir) – Aigner, Osawe.
München:
Hiller – Paul, Weber, Lorenz – Lex, Wein, Bekiroglu (80. Lacazette), Karger (86. Koussou), Steinhart – Mölders, Owusu (66. Weeger).
Schiedsrichter:
Benedikt Kempkes (Kruft)
1:0 Rodriguez (49.), 1:1 Weber (54.).
Besonderes Vorkommnis:
5.650.
Gelb-Rot für Paul (65.). „In der ersten Halbzeit haben beide Mannschaften gut verteidigt, deshalb gab es wenig Chancen. Das Führungstor der Uerdinger war gut raus gespielt, beim Ausgleich sah der Torwart nicht gut aus. Die gelb-rote Karte muss Weber vermeiden, aber das ist ein junger Spieler, das muss er noch lernen; er kann ihn einfach laufen lassen.“
Daniel Bierofka, Trainer des TSV 1860
„Wir hatten eine gute Struktur und Ordnung. Das Führungstor war mustergültig raus gespielt, wie in Meppen. Unser Überzahlspiel war gut, aber nicht zwingend.“