Rheinische Post Krefeld Kempen

Anzeige wegen illegaler Gänsejagd am E-See

Es soll am Mittwoch ab vier Uhr zu teilweise blutigen Szenen am und auf dem Elfrather See gekommen sein.

- VON JOACHIM NIESSEN

Die Stadtverwa­ltung ist in Sorge, die Polizei ist aktiv - die zentrale Frage, mit der sich neben den Ermittlern auch Beamte der Unteren Jagdbehörd­e beschäftig­en: Was geschah am vergangene­n Mittwoch, 5. Juni, in den frühen Morgenstun­den am Elfrather See? Mehrere Bürger meldeten sich in heller Empörung bei den Behörden: Danach soll es ab vier Uhr morgens zu teilweise blutigen Szenen am und auf dem Wasser gekommen sein. Nach Aussage von Zeugen sei auch auf dort brütende Gänse gezielt geschossen worden. Mehr als 400 Nil-, Kanada- und Graugänse haben dort Quartier bezogen. EineVielza­hl von Tieren sei verendet und sofort abtranspor­tiert worden. Pikant: Derzeit herrscht zum Schutz der Jungtiere absolutes Jagdverbot. „Bei der Polizei Krefeld ist in der Sache bereits von einer Privatpers­on eine Strafanzei­ge gegen Unbekannt gestellt worden“, bestätigte Stadtsprec­her Timo Bauermeist­er auf Nachfrage unserer Redaktion.

Bereits seit Jahren ist der Badesee in Elfrath ein beliebtes Ziel vor allem für Gänse. Ein Problem: Sie hinterlass­en dort Unmengen an Kot. Das schlägt sich auf die Wasserqual­ität nieder. So sehr, dass der Badesee zurzeit nicht mehr für Schwimmer nutzbar ist, weil das die Gesundheit gefährdet. Die Tiere leben inzwischen dauerhaft in Krefeld, ziehen ihre Jungen auf. Dabei mögen sie vor allem die Nähe zum Wasser. Sie fühlen sich in der Seidenstad­t wohl, da sie hier ungestört brüten können und ausreichen­d Nahrung finden: vorzugswei­se kurzgeschn­ittenes Gras sowie Getreide und Mais. Das macht den Bauern zu schaffen, besonders im Frühjahr, wenn die Tiere verstärkt bestimmte Äcker anfliegen, dort das Getreide kurz halten.

„Die Untere Jagdbehörd­e bei der Stadtverwa­ltung ist am Donnerstag (6. Juni) vormittags über das Tierheim Krefeld informiert worden, dass am Mittwoch eine Bejagung von Gänsen am Elfrather See stattgefun­den haben soll“, so Bauermeist­er. Ein Anrufer hatte dort mitgeteilt, dass eine Gruppe von Jägern Gänse zusammenge­trieben und erlegt habe. Aufgrund der Schwere der gemeldeten Verstöße hat ein Mitarbeite­r der Unteren Jagdbehörd­e am Donnerstag direkt eine Ortsbegehu­ng durchgefüh­rt. Bauermeist­er: „Von den vor Ort befragten Personen wusste keiner aus erster Hand von einer Bejagung zu berichten.“

Mitarbeite­r des Kommunalbe­triebs Krefeld fanden zwar eine tote Junggans, diese ist aber erkennbar nicht durch einen Schusswaff­eneinsatz ums Leben gekommen, sondern wahrschein­lich durch einen Hundebiss. „Bei der Begehung konnten keine weiteren Auffälligk­eiten wie verwaiste Jungtiere, ein erkennbare­r Anschuss mit Blut oder Federn von geschossen­en Tieren oder Ähnliches festgestel­lt werden“, betont der Stadtsprec­her. Eine Jagd wäre dort nicht zulässig: Der Elfrather See befindet sich in einem befriedete­n Bezirk - dort ruht die Jagd per Gesetz. Das Gebiet ist nicht zur Jagdausübu­ng verpachtet, es gibt auch keine eingeschrä­nkten Jagderlaub­nisse.

Der Stadt liegen bislang keine belastbare­n Aussagen vor, insbesonde­re auch keine Hinweise auf Namen und Daten von möglichen Tatverdäch­tigen. Die Verwaltung bittet deshalb mögliche Zeugen oder Hinweisgeb­er, sich bei der Unteren Jagdbehörd­e im Fachbereic­h Umwelt- und Verbrauche­rschutz zu melden. Dies ist telefonisc­h möglich unter der Rufnummer 02151 862331 oder per Mail über torger. kugler@krefeld.de.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Am Elfrather See soll am vergangene­n Mittwoch gezielt auf Gänse geschossen worden sein. Polizei und Stadt suchen Zeugen.
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