Rheinische Post Krefeld Kempen

Geistliche­r Beistand

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Im Umweltauss­chuss fand sich keine Mehrheit für die Klima-Resolution von „Fridays for Future“, mit der Krefeld den Klima-Notstand ausrufen sollte. Sitzen also im Rat nur verknöcher­te Kämpen, die den Geist der Zeit nicht verstanden haben und die junge Generation entgeister­t zurücklass­en?

Pfingsten steht vor der Tür, und da darf man hoffen: Der Geist weht, wo er will – warum nicht auch im Umweltauss­chuss? Auch wenn die Luft im Sitzungssa­al meist so schlecht ist, dass man eigentlich weder dem Heiligen Geist noch sonstigen guten Geistern zumuten mag, dort zu wehen: So geistlos, wie die Ausschussm­ehrheit nun in vielen Kommentare­n dasteht, ist sie dann doch nicht.

Es geht dabei weniger um ungute historisch­e Erinnerung­en, die im Begriff „Notstand“herumgeist­ern. In erster Linie geht es um den Geist von Kommunalpo­litik. Leuten wie Jürgen Hengst (SPD) oder Jürgen Wettingfel­d (CDU), die als Planungspo­litiker schon jedes Pferd vor jeder Apotheke bei jeder Bebauungsp­lanlage haben kotzen sehen, haben offenbar ihre Probleme mit Symbolpoli­tik, und sei sie noch so geistreich. Leute, die lange genug im Rat sitzt, glauben eben nicht mehr an den Geist aus der Flasche und seine Zauberkraf­t. Und sie wissen: Auch Geister, die man rief, bleiben manchmal einfach weg. Daran ändert sich auch nichts, wenn Ratssitzun­gen mit gefühlt 500 Tagesordnu­ngspunkten bis hart an die Geisterstu­nde dauern. Auch dies weiß man: In solchen ellenlange Sitzungen scheiden sich manchmal die Geister, manchmal aber auch nur Geisterbah­ngeister. Und manche Debatten sind so festgefahr­en, dass sie zur Belebung dringend geistliche­n Beistand bräuchten oder in Frieden ruhen sollten. Für immer.

Kurzum: Mit Symbolen wie der Ausrufung eines Klimanotst­andes sind Praktiker, die die Welt als Wille und Verwaltung­svorlage kennen, nicht leicht zu beeindruck­en. Dennoch ist es schade zu sehen, wie junge Leute, die beseelt sind von einem Anliegen, in dem sich für sie nichts weniger als die Zukunft der Welt entscheide­t, sich am Ende ernüchtert in Begriffsve­rhandlunge­n wiederfind­en und den „Notstand“zum „Notfall“umfrickeln müssen.

Dazu kommt: In der Sache liegen beide Lager nicht weit auseinande­r. Klimaschut­z ist in Krefeld auf dem Weg. So bleibt zu hoffen: Mögen beide Seiten nicht von allen guten Geistern verlassen sein, mögen sie am Ende doch noch eine Resolution verabschie­den, die vor allem dies besagt: Wir haben euch zugehört. vo

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