Rheinische Post Krefeld Kempen
Kopf-Sachen im Skulpturenpark
In Wuppertal wird die Düsseldorfer Bildhauerin Hede Bühl wiederentdeckt.
Chromglänzend steht die mannshohe Skulptur „Wächter“vor der lichten Ausstellungshalle im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal. Die Arme sind verschränkt und festgezurrt – wie bei einer ägyptische Mumie. In der Ausstellungshalle sind sechs weitere Arbeiten der Düsseldorfer Künstlerin Hede Bühl zu sehen. Überdimensionierte, keilförmige Köpfe – einige aus glänzendem Chrom, andere aus matter Bronze – stehen auf Podesten im Raum verteilt.
Mit dem Kopf, dem wohl ältesten Thema der Bildhauerei, setzt sich Bühl seit mehr als 50 Jahren auseinander. Orientiert ist die Formengebung ihrer Skulpturen an frühzeitlicher und altägyptischer Bildhauerei. Dabei ist die Grundform der Köpfe immer dieselbe, lediglich die Augenpartien, der Mund oder die angedeuteten Ohren unterscheiden sich. Trotz dieser reduzierten formalen Sprache zeugen Bühls Arbeiten von einer großen Bandbreite an Ausdrücken. Dabei sind ihre Köpfe nicht minimalistisch, dafür sind sie viel zu menschlich und vor allem urförmig. Vielmehr erinnern sie an den Beginn der Bildhauerei, als Menschen vor etwa 50.000 Jahren anfingen, erste bildhauerische Werke zu schaffen.
Mit der Ausstellung in Tony Craggs Park in Wuppertal bekommt die 79-Jährige nun eine wohlverdiente Möglichkeit, ihre monumentalen Arbeiten auszustellen. Auch wenn die gebürtige Haanerin ihr gesamtes Künstlerleben in Düsseldorf verbracht hat, so ist sie hier wenig bekannt. Das will Tony Cragg, ehemaliger Rektor der Kunstakademie und Hausherr im Skulpturenpark, ändern. Neben der Ausstellung hat seine Stiftung auch eine Arbeit von Bühl angekauft, die im weitläufigen Park dauerhaft ausgestellt wird.
Dabei hat Bühl eine illustre Karriere als Künstlerin hingelegt. Sie studierte bei Sepp Mages und später bei Beuys, war zeitweilig Mitarbeiterin von Ewald Mataré, bekam den Käthe-Kollwitz-Preis und war Stipendiatin in der renommierten Villa Massimo in Rom. Seit bald 40 Jahren lebt und arbeitet Bühl in der Künstlersiedlung Golzheim – ihr dortiger Garten ist ein kleines Bühlsches Skulpturenparadies.
Nach langer musealer Abwesenheit war ihre Arbeit 2012 Teil der Gruppenausstellung„Die Bildhauer – Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute“im K20. Dass Hede Bühl in Düsseldorf immer etwas unter dem Radar lief, liegt sicherlich an ihrer handwerklich geprägten Arbeitsweise; ihreWerke sind weniger konzeptionell, dafür haben ihre Skulpturen immer einen großen persönlichen Anteil. So bearbeitet und ziseliert sie Bühl immer selber. Dadurch könne sie jedes Stück neu beleben, sagt die Künstlerin. Durch diese Arbeitsweise schafft Bühl sehr präzise Skulpturen, die durch ihre hohe bildhauerische Qualität bestechen.
Hede Bühls Ausstellung „Skulpturen“ist bis zum 11. August im Skulpturenpark Waldfrieden zu sehen. Der Eintritt kostet zwölf, ermäßigt neun Euro. Adresse: Hirschstraße 12, Wuppertal.