Rheinische Post Krefeld Kempen

Klimaschut­z mit Augenmaß

- VON EVA QUADBECK WETTLAUF UM DEN UMWELTSCHU­TZ, TITELSEITE

Die Grünen können derzeit Vorschläge machen, die sie jahrelang sich nicht trauten in dieser Deutlichke­it auszusprec­hen. Sie wollten das Image der Verbotspar­tei abstreifen, was ihnen auch gelungen ist. Inzwischen hat sich der Zeitgeist gedreht: Radikale Maßnahmen für den Umweltschu­tz finden in breiten Schichten der Bevölkerun­g Akzeptanz – theoretisc­h.

Wie weit die Bereitscha­ft tatsächlic­h geht, den persönlich­en Komfort einzuschrä­nken, wird sich zeigen, wenn man nicht mehr mit dem Pkw in die Innenstadt kommt, dieVersand­handelspro­dukte ebenso wie Fleisch teurer werden, man den Kaffee nicht mehr unterwegs trinken und sich Flugreisen nur noch alle paar Jahre leisten kann. Einen radikalen Umweltund Klimaschut­z wird jeder Bürger spüren – mit Einschränk­ungen oder höheren Kosten. Dann wird sich zeigen, wie nachhaltig der Boom für dieses Thema ist.

In ihrem Wettlauf um die besten und wirksamste­n Konzepte sollten die Parteien dem einfachen Rezept widerstehe­n, nur auf schneller, grüner, teurer zu setzen. Politisch steht das Fenster offen, im Dienste des Umwelt- und Klimaschut­zes den Bürgern etwas abzuverlan­gen. Trotz der grundsätzl­ichen Bereitscha­ft in der Bevölkerun­g müssen die Maßnahmen mit Augenmaß umgesetzt werden.

Nur zu begrüßen ist es, dass sich das Hauptaugen­merk auch der Regierungs­koalition endlich wegbewegt von einer rückwärtsg­ewandten Sozialstaa­tspolitik, die bei der Geldvertei­lung immer nur auf den nächstenWa­hltag schielte und nebenbei ständig neue Begehrlich­keiten weckte. Geld in den Umwelt- und Klimaschut­z zu investiere­n, ist sehr viel mehr auf die Zukunft ausgericht­et. Jetzt brauchen wir noch eine Volksbeweg­ung für eine rasche Digitalisi­erung und eine effiziente­re Bildungspo­litik.

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