Rheinische Post Krefeld Kempen
Wie es bei der SPD weitergehen könnte
Die Sozialdemokraten befinden sich in einer existenziellen Krise. Sie müssen nicht nur einen neuen Parteivorsitzenden finden, sondern auch ein neues Profil. Die Ansichten in der SPD gehen auseinander.
Braucht es eine Doppelspitze?
Sie ist umstrittener. Die Bayerin Kohnen bekundete „große Sympathien“dafür, Woidke schloss sie nicht aus. Der Thüringer Tiefensee hält sie als Möglichkeit für sinnvoll – ob sie derzeit angebracht sei, hänge von den Bewerbern ab. Dreyer wies auf die Grünen hin, bei denen das dort vorgeschriebene Spitzenduo nicht immer gut harmoniert hat. „Die Doppelspitze ist nicht die Lösung eines jeglichen Problems“, sagte die Mainzer Ministerpräsidentin der„Süddeutschen Zeitung“. Bei einer Regionalkonferenz der nordrhein-westfälischen SPD kam die Idee am Samstag „gar nicht so positiv an“, wie Landeschef Sebastian Hartmann sagte.
Wer könnte Vorsitzender werden?
Neben dem Interims-Führungstrio haben auch Finanzminister Olaf Scholz und Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil abgewunken. Juso-Chef Kevin Kühnert, ein Gegner der großen Koalition, wäre für Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (SPD) erst„in zehn Jahren“eine gute Wahl, wie er dem „Tagesspiegel“sagte. Oppermann hält Weil und Arbeitsminister Hubertus Heil für geeignet und nennt außerdem Familienministerin Franziska Giffey, deren Zukunft aber wegen der Plagiatsvorwürfe gegen sie ungewiss ist.
Was ist das Profil der Partei?
Sachsens SPD-Landeschef Martin Dulig forderte, die Bezeichnung „Volkspartei“abzulegen. Sie sei „nur noch ein sinnentleertes Etikett“, die Partei „inhaltlich beliebig und profillos“, zitierte ihn das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Beim Klimaschutz mahnten mehrere Sozialdemokraten, auch auf wirtschaftliche Vernunft und sozialen Ausgleich zu setzen. „Klimaschutz um den Preis einer Deindustrialisierung Deutschlands kann nicht funktionieren“, sagte Weil der „Welt am Sonntag“. Diesen Kurs fährt in Abgrenzung zu den Grünen allerdings auch die Union. In der Migrationspolitik forderte Oppermann, Regeln klar zu benennen und dann auch durchzusetzen: „Notfalls mit aller Härte.“
Die Entscheidungen könnten sich aber hinziehen. Generalsekretär Lars Klingbeil sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, wenn die Basis die Parteispitze auswählen solle, bräuchten die Kandidaten Zeit, um sich zu präsentieren. Das spreche dagegen, den für Dezember geplanten Parteitag und eine Entscheidung über den Verbleib in der Koalition vorzuziehen, wie es Sachsen-Anhalts SPD will.