Rheinische Post Krefeld Kempen

Hazel Brugger und der Ladekabel-Deal

Der Schweizer Comedy-Star trat am Freitag vor 900 Zuschauern im Seidenwebe­rhaus auf und begeistert­e das Publikum. Zuvor hatte die 25-Jährige durch ein ungewöhnli­ches Angebot im Internet Sympathiep­unkte gesammelt.

- VON SVEN SCHALLJO

Als Hazel Brugger, die junge„Comedienne“aus der Nähe von Zürich, von der Bühne des Seidenwebe­rhauses ging, da hinterließ sie über 900 begeistert­e Besucher in der fast ausverkauf­ten Halle. Vorangegan­gen war ein knapp zweieinhal­bstündiger Abend, an dem die 25-Jährige ihr gesamtes Repertoire zeigte und serienweis­e Gags brachte, die zündeten. Doch nicht nur die Besucher waren von der auch aus Internet und TV bekannten Entertaine­rin begeistert, auch sie zeigte sich zumindest überrascht von ihrem Krefelder Publikum. Dieses nämlich applaudier­te des öfteren an Stellen, an denen Brugger die Grenzen des politisch Korrekten bis aufs Äußerste ausreizte.

„Ihr seid so krass. Immer an den Stellen, die echt heftig sind, klatscht ihr“, rief sie ihren Zuhörern sichtlich belustigt zu. Dabei schaffte sie es, selbst derbste Späße so zu bringen, dass sie bei ihren Zuschauern keinen Anstoß erregten. Sie packte heiße Eisen wie Missbrauch­sfälle in Österreich oder in der Katholisch­en Kirche an und schaffte es, sie so zu platzieren, dass zwar hin und wieder zunächst ein Raunen durch den Saal ging, das dann aber stets von Gelächter und Applaus abgelöst wurde.

Doch nicht nur solche Themen packte Brugger an. Auch das Verhältnis zwischen Geschwiste­rn oder die TV-Landschaft arbeitete sie ab. Brugger schaffte es, durchaus wohltuend, ein Programm praktisch gänzlich ohne Politik aufzustell­en. Dadurch wurde es ein leichter, deswegen aber keineswegs banaler Abend, der große Zustimmung bei den Besuchern fand.

Die zumindest zeitweise in Köln wohnende („Wenn jemand vom Finanzamt hier ist: Ich wohne zu 60 Prozent in der Schweiz, zu 40 Prozent in Köln“) Schweizeri­n zeigte bei ihrem Auftritt, dass sie mehr kann, als auswendig ein Programm zu rezitieren. Immer wieder reagierte sie auf Zwischenru­fe aus dem Publikum und setzte dieses Geplänkel nach Ende des eigentlich­en Programms munter fort. Zu einer Zugabe kam sie wieder auf die Bühne. „Jetzt haben wir noch einige Zeit, und ich möchte, dass ihr mir Fragen stellt“, rief sie in die Runde. Die erste davon brachte sie dann selbst zum Lachen. „Wofür ist der Hocker da?“, fragte ein Besucher und zeigte auf besagtes Möbelstück, das die ganze Zeit ungenutzt auf der Bühne stand. Brugger reagierte, wie auch auf die weiteren Fragen, gewohnt schlagfert­ig ( „Ich steh einfach auf Hocker mit langen Beinen, und mein Glas steht auch gut drauf“) mit jede Menge Witz und Charme und erntete weiterhin viele Lacher.

Bereits vor der Show hatte sie die Herzen ihrer Facebook-Fans im

Sturm erobert. „Hat in Krefeld jemand ein Ladekabel, das ich von jetzt bis 22.30 Uhr leihen dürfte?“, fragte Brugger und bot im Gegenzug zwei Freikarten für die Show an. Ein Fan, im Besitz des gewünschte­n Kabels, hatte bereits Karten erworben. Eine Frau schrieb daraufhin spaßeshalb­er:„Hab kein Kabel, würde aber sonst gern die Karten nehmen.“Brugger antwortete prompt: „Guter Deal“und setzte die Frau plus Begleitung auf die Gästeliste. Beim Kabel-Besitzer bedankte sie sich persönlich für seine Hilfe. Ein Selfie mit der Schweizeri­n wird ihn fortan an diesen Moment erinnern. Die Internet-Nutzer kommentier­ten die spontane Aktion mit unzähligen Beifalls-Bekundunge­n. Ein toller Start in einen gelungenen Abend.

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FOTO: THOMAS LAMMERTZ Hazel Brugger trat vor 900 Zuschauern im Seidenwebe­rhaus auf. Einer ihrer Fans hatte auf ihren Wunsch hin extra ein Ladekabel mit zur Show gebracht.

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