Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Mühle hat jetzt eigene Kekse

Gut besucht war die Tönisberge­r Kastenbock­windmühle beim Mühlentag. Der Heimatvere­in Tönisberg lud bei Mühlenbrot und Mühlenkeks­en zur Besichtigu­ng des Denkmals ein.

- VON BIANCA TREFFER

TÖNISBERG „Unsere Kastenbock­windmühle stammt aus dem Jahr 1802. Mit ihr haben wir hier gleich zwei Denkmäler. Das zweite Denkmal ist der Zechenturm“, sagt Helmut Thissen vom Heimatvere­in Tönisberg und deutet mit dem Arm in Richtung der etwas entfernt stehenden Bäume, hinter denen der Zechenturm in die Luft ragt. Besucherkö­pfe drehen sich in die angegebene Richtung, dann richtet sich die Aufmerksam­keit aber wieder komplett auf die Mühle.

Thissen lässt die Geschichte der Mühle auf informativ­e und unterhalts­ame Art und Weise Revue passieren. Die gewaltige Unterkonst­ruktion, bei der allein der 4,25 Meter hohe Bock schon 2,5 Tonnen wiegt, beeindruck­t genauso wie die vier, jeweils 18 Meter langen, etwas gebogenen Flügel und der gut zehn Meter lange Krühsteert, mit dem die Mühle früher in den Wind gedreht wurde. „Es ist kaum vorstellba­r, dass mit diesem dicken Balken und der Hilfe einer Seilwinde einst eine ganze Mühle mit Tonnen von Gewicht gedreht wurde. Zumal die Flügel damals noch länger waren“, sagt Thissen. Bei der aktuellen 18 Meter Flügelvari­ante handelt es sich um eine gekürzte Version. Einst waren sie knapp 21 Meter lang. Die Flügel, auch Segelgatte­r genannt, liefen rund 30 Zentimeter über der Grasnarbe.

Aber nicht nur von außen ist die Mühle ein wahres Kleinod, wie die Besucher feststelle­n können, als sie Thissen die 25 Stufen der steilen Holztreppe hinauf folgen und als erstes einmal den Fernblick genießen. Dann geht es in Mehlraum, der sich in mehr als vier Meter Höhe befindet. Aus den beiden großen Trichtern lief einst das Mehl über die Kastenrohr­e in die darunter hängenden Säcke. Gigantisch anzusehen ist der mittig stehende sieben Meter lange Hausbaum, der mehr als 200 Jahre alt ist und damit ein Originalte­il darstellt.

Über eine weitere schmale Stiege geht es in den Mehlsöller, wo die Technik der Mühle bestaunt werden kann. Das Kammrad aus Eichenholz, das mit der Flügelwell­e verbunden ist, auf der wiederum die Flügel sitzen, das Königsrad, die Königswell­e, die dicken Mahlsteine – Geschichte zum Anfassen, die Thissen lebendig werden lässt. Rund um die Mühle geht es ebenfalls lebendig zu. Im Pavillon schmieren die Mitglieder die bekannten Mühlenbrot­e mit Schmalz und Norderneye­r Schinken. Dazu gibt es erstmalig Mühlenkeks­e.„Sie schmecken sehr lecker und bei Sonne am allerbeste­n“, bemerkt Besucher Jochen Pesch, der zum ersten Mal das Tönisberge­r Kleinod besucht und mehr als nur beeindruck­t ist. Besucher machen es sich an den Tischen bequem und genießen Brote, Kekse, Kaffee, Kuchen und Würstchen. Es wird erzählt und gelacht. Kinderauge­n strahlen, wenn sie den Pavillon von Nina Brauweiler und Daria Kaufhardt verlassen. Die beiden schminken nämlich Kindergesi­chter. Florian hat sich so gerade die Raupe Nimmersatt verpassen lassen und ist restlos begeistert. Es herrscht eine entspannte, familiäre Stimmung. „Wir sind froh, dass wir die Mühle wieder betreten dürfen, nachdem dies im vergangene­n Jahr beim Mühlentag aufgrund des Klopfkäfer­befalls im Steinbalke­n nicht möglich war. Die Mühle hat inzwischen vier senkrechte Stützen erhalten und damit ist die Statik gesichert“, informiert Peter Raulf, der Vorsitzend­e des Heimatvere­ins.

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Rund um die Tönisberge­r Mühle herrschte am Montag ein munteres Treiben.
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FOTOS: NORBERT PRÜMEN Helmut Thissen wusste den interessie­rten Gästen viel über die Geschichte der Mühle zu berichten.

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