Rheinische Post Krefeld Kempen
Händler sollen Retouren spenden
Dafür könnte es Steueranreize geben, sagt Verbraucherschützer Klaus Müller.
BERLIN (mar) Deutschlands obersterVerbraucherschützer, Klaus Müller, hat steuerliche Erleichterungen für Online-Händler gefordert, die retournierte Waren an gemeinnützige Organisationen spenden, statt sie zu vernichten. „Dass funktionsfähige und neuwertige Produkte systematisch vernichtet werden, ist schwer erträglich“, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Verschiedene andere Nutzungsmöglichkeiten seien denkbar. „Dafür müssen Anreize geschaffen werden. Zum Beispiel das Spenden von Produkten an gemeinnützige Organisationen steuerlich zu erleichtern“, sagte Müller.
Auch die Grünen fordern steuerpolitische Schritte, um das massenweise Vernichten von zurückgeschickten Waren durch Online-Händler wie Amazon abzustellen. Denn auch für Produkte, die Amazon und Co. kostenlos an Hilfsorganisationen abgeben, müssen die Händler den vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zahlen. Lediglich Lebensmittel sind davon ausgenommen. Wegen dieser Zusatzkosten ist der Anreiz für viele Online-Händler groß, nicht mehr verkäufliche Waren einfach zu vernichten, statt sie zu spenden. Die Grünen fordern zudem ein Verbot der Vernichtung dieser Waren.
„Das Problem hat seine Wurzel auch bei den großen Mengen von Produkten zweifelhafter Qualität, die heute über Online-Marktplätze vertrieben werden“, sagte Müller. Verbraucher könnten mangelnde Qualität nur schwer erkennen. „Wir brauchen eine striktere Kontrolle von Produktsicherheit und Qualität“, sagte der vzbv-Chef.
Auch Gerd Billen, Staatssekretär im Verbraucherschutz-Ministerium, erklärte, in Deutschland werde zu viel weggeworfen. „Davon ist insbesondere der Online-Handel betroffen – aber auch jeder einzelne muss sich Gedanken über sein eigenes Wegwerfverhalten machen“, sagte Billen. „Für Retouren im Online-Handel muss gelten: Das Vernichten von noch brauchbarerWare darf nicht zur Regel werden.“
Wissenschaftler der Universität Bamberg hatten Ende April ermittelt, dass die Bundesbürger jedes sechste im Internet bestellte Paket wieder zurückschickten. Rund vier Prozent der Retouren landen im Müll, nur drei Prozent gespendet.