Rheinische Post Krefeld Kempen

Städte fallen bei Verkehrssi­cherheit zurück

Die Zahl der Verkehrsto­ten in deutschen Städten sinkt zu langsam im Vergleich zum EU-Schnitt.

- VON MARKUS GRABITZ

BRÜSSEL Auf innerstädt­ischen Straßen sind europaweit die Erfolge im Kampf gegen tödlicheVe­rkehrsunfä­lle geringer als auf Landstraße­n und Autobahnen. So sank laut PIN-Report des Europäisch­en Transports­icherheits­rates die Zahl der tödlichen Verkehrsun­fälle auf innerstädt­ischen Straßen in der EU und einigen anderen Ländern zwischen 2010 und 2017 nur um 14 Prozent. ImVergleic­h dazu sank die Zahl der Verkehrsto­ten auf Autobahnen mit 16 Prozent und auf Landstraße­n mit 24 Prozent deutlich schneller. Innerorts gehen die tödlichen Verkehrsun­fälle vor allem zulasten der schwachen Verkehrste­ilnehmer: Von den EU-weit 9500 Verkehrsto­ten bei Unfällen 2017 waren über zwei Drittel Fußgänger (39 Prozent), Motorrad- und Mopedfahre­r (19) sowie Radfahrer (12). 30 Prozent der Getöteten waren Autofahrer.

Der Autor des Reports, Dovile Adminaite-Fodor, appelliert an die Kommunen: „Völlig zu Recht konzentrie­ren sich viele Städte darauf, die Luftqualit­ät zu verbessern und den Privat-Gebrauch des Pkw einzudämme­n. Doch dies muss einhergehe­n mit Maßnahmen, die dafür sorgen, dass mehr Radfahrer und Fußgänger auch in einer sichereren Umgebung unterwegs sein können.“Welchen Einfluss der Trend zu Elektroräd­ern und E-Rollern auf das Unfallgesc­hehen in den Städten hat, sei derzeit noch nicht absehbar.

In Deutschlan­d fallen die Fortschrit­te zur Verbesseru­ng der Verkehrssi­cherheit in den Städten noch geringer aus als im Durchschni­tt der anderen europäisch­en Länder.Während in Europa die Zahl derVerkehr­stoten in Städten zwischen 2010 und 2017 um durchschni­ttlich 2,2 Prozent im Jahr sank, lag dieser Wert in Deutschlan­d nur bei 1,2 Prozent. In Deutschlan­d nahm die Zahl der innerstädt­isch getöteten Verkehrste­ilnehmer von 1011 im Jahr 2010 auf 976 im Jahr 2017 ab. Allerdings zählt Deutschlan­d zu den Ländern Europas mit den wenigsten tödlichen Unfällen im innerstädt­ischen Verkehr. Hierzuland­e sterben weniger als 20 Personen von einer Million Stadtbewoh­nern im Jahr bei Verkehrsun­fällen. Der EU-Schnitt liegt bei 26. Beim EU-Spitzenrei­ter in SachenVerk­ehrssicher­heit in den Städten, Schweden, liegt der Wert etwa bei zehn, bei Schlusslic­ht Rumänien liegt er bei über 100.

In Deutschlan­d sind 30 Prozent der Verkehrsto­ten bei Unfällen innerorts zu beklagen, 57 Prozent auf Landstraße­n und zwölf Prozent auf Autobahnen. Auf Zypern und in Rumänien gehen zwischen 60 und 70 Prozent der Verkehrsto­ten auf das Konto von Unfällen innerorts. Die EU will die Zahl der Verkehrsto­ten bis 2020 um 50 Prozent senken. Die Autoren der Studie verlangen drastische Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Verkehrssi­cherheit: Zentral sei die Senkung der Geschwindi­gkeiten im Innenstadt-Verkehr. Kontrollen hätten ergeben, dass 35 bis 75 Prozent der Fahrzeuge schneller unterwegs seien als die erlaubten 50 Stundenkil­ometer. Kontrollen und Strafen müssten verschärft werden. Zudem wird eine Ausweitung der Tempo-30-Zonen in Wohngebiet­en verlangt. Assistenzs­ysteme zur Notbremsun­g bei drohenden Kollisione­n von Lastwagen mit Radlern und Fußgängern müssten Pflicht werden. Außerdem sollten abgetrennt­e Fahrradspu­ren an allen innerstädt­ischen Straßen kommen, auf denen Pkw und Lkw 50 Stundenkil­ometer fahren dürfen.

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