Rheinische Post Krefeld Kempen
Pförtnerloge wird zur „Camera Obscura“
Eine begehbare Kamera: Mit einer Licht-Raum-Installation verwandelt Annemarie Strümpfler die Pförtnerloge der Fabrik Heeder in eine „Camera Obscura“.
Die Fenster sind von innen abgeschirmt. Nur kleine Schlitze in der Pappe lassen Licht in die ansonsten verdunkelte Pförtnerloge fallen. Eine Schrift von außen weckt die Aufmerksamkeit des Betrachters: „What is behind“steht, zum Teil gespiegelt, an allen drei Fenstern, die vom Platz der Wiedervereinigung einsichtig sind. Ein Glaskasten darunter erklärt, was hier los ist: Künstlerin Annemarie Strümpfler präsentiert „Kulisse – eine Licht-Raum-Installation“. Zu betrachten ist das Projekt vom Innenhof der Fabrik Heeder an der Virchowstraße. Vernissage ist am Sonntag, 16. Juni, 11.30 Uhr.
Eine niedrigschwellige Ausstellung für den Interessierten wie den Passanten soll es werden. Als Teil der Reihe „Pföternerloge – raumbezogene Kunst“, kuratiert von Claudia Reich und Brigitta Heidtmann, stellt Strümpfler ein besonderes Konzept vor. Sie verwandelt die Pförtnerloge der Fabrik Heeder in eine „Camera Obscura“. Das dabei tatsächlich entstehende Ergebnis ist für sie selbst noch nicht ganz greifbar. „Für jeden Raum, entwickele ich ein neues Konzept. Dabei habe ichVertrauen in das vorliegende Prinzip und das Licht“, erklärt Strümpfler. Die Installation ist im vollen Gange und dauert mehrere Tage. Alle Fenster der Loge werden verdunkelt. Licht fällt nur durch kleine, von Strümpfler präzise eingebrachte Schlitze im abdunkelnden Karton. In den Raum werden Transparente gehangen, die als Projektionsfläche aber auch zur Raumgestaltung dienen. Zur Betrachtung der Installation gibt es einen einzigen Sichtschlitz im Fenster zum Innenhof der Fabrik Heeder (Zugang über Eingang C und die Treppe rechts hoch).
Die Kulisse beziehe sich auf den Raum und das Licht, schildert Strümpfler. „Es ist ein Spiel mit den Perspektiven“, sagt die Künstlerin. Je nach Entfernung und Lichteinfall verändere sich das Bild im Inneren. Der Lichteinfall sei alleine abhängig von dem natürlichen Licht der Sonne, künstliches Licht in der Loge gebe es nicht. Daher werde sich die Licht-Raum-Installation zu unterschiedlichen Tageszeiten und verschiedenenWetterlagen auch variabel präsentieren, erklärt Strümpfler. Das Bild ergebe sich zudem erst bei längerer Betrachtung, nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.
Die„Camera obscura“ist seit langem Thema der Bremer Künstlerin. Bei einem Arbeitsstipendium in Bermerhaven, lebte die 70-Jährige gar für zwei Monate im als „Camera obscura“umgebauten Paul-Ernst
Wilke-Haus. Urspünglich komme sie von der Malerei und Zeichnerei, berichtet Strümpfler. „Jetzt zeichnet und malt die Kamera für mich“, erklärt die Künstlerin. Den speziellen Charakter der Pförtnerloge und der Umgebung sieht Strümpfler als einen besonderen Ort für die die Installation einer „Camera obscura“.
In ihrer neuen Ausstellung gehe es um die Fragen „Was macht das Licht? Was macht der Raum? Und was macht das Licht mit dem Raum?“Von außen kann die Installation rund um die Uhr, insofern der Eingang C geöffnet ist, betrachtet werden. Eine Begehung ins Innere wird bei der Vernissage (Sonntag, 16. Juni, um 11.30 Uhr), der Finissage (Sonntag, 14. Juli, um 11.30 Uhr) und während des Stadtteilkulturfestes (Samstag, 6. Juli) von 14 bis 18 Uhr geboten. „Dann können die Menschen selbst Teil der Kamera werden“, sagt Stümpfler.
Organisiert wird die Ausstellungsreihe vom „Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler“(BBK) des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. Es ist ein Projekt von Künstlern für Künstler. Unterstützt wird die Reihe zudem seit sieben Jahren durch das Kulturbüro der Stadt Krefeld, das kürzlich für weitere drei Jahre die Mithilfe versicherte. Die Installation von Annemarie Strümpfler ist die erste der dreiteiligen Reihe für 2019. Für August ist die Ausstellung „Crefeld Colourfield“der Kölnerin Friederike Graben geplant.