Rheinische Post Krefeld Kempen
Barrikadenkampf: Bürgerkrieg in Traar
Ein feuchtes Spektakel: Bei den Barrikadenkämpfen des Traarer Schützenfest unterlagen die Rebellen erneut den Königstreuen. Auslöser der fingierten Schlacht sind die vom König abgelehnten Forderungen der „Freien Bauern“.
TRAAR Die Klänge entfernter Marschmusik schwingen an die Ohren der„Freien Bauern“. Sie zünden die Holzbarrikade an und versperren dem nahenden Schützenzug den Durchgang. Nachdem ihre Forderungen zur Verbesserung der Situation in Traar vom König abgelehnt wurden, suchen die Rebellen jetzt den Putsch bei feuchtfröhlichen Auseinandersetzungen am Holzer Buschweg.
Es ist wieder Schützenfest in Traar. Alle vier Jahre findet das viertägige Traditionsfest statt und gipfelt am Dienstagabend in den Barrikadenkämpfen und der Königsgala. Mit zwischenzeitlich über 500 aktiven Schützen ist der „Bürgerschützenverein Krefeld-Traar 1850“, ein eingetragenerVerein, der größte Schützenverein der Seidenstadt. Beim diesjährigen Schützenfest verzeichneten die Organisatoren neue Besucher-Rekorde in einem aus den Nähten platzenden Festzelt. Für die zahlreichen Zuschauer, die auch von außerhalb nach Traar kamen, gab es bei den Umzügen beeindruckende Paraden zu sehen. Ein Spektakel für Jung und Alt und Highlight für viele waren von Neuem die Barrikadenkämpfe.
Ihnen voran ging ein Ultimatum der „Freien Bauern“an König Günter I. Bauerngeneral Herbert Busch stellte dem Königshaus Forderungen zur Verbesserung der Traarer Situation, darunter beispielsweise das Aufbringen von Flüsterasphalt auf der gesamten Moerser Landstraße über den bisherigen Bereich hinaus. Naturgemäß wurde das Gesamtpaket zurückgewiesen, woraufhin die Kriegserklärung der Bauern am Sonntagmorgen folgte.
Am Dienstagabend war es dann soweit: Die „Freien Bauern von und zu Traar 1903“errichten eine Holzbarrikade, um den Umzug der königstreuen Truppen zu blockieren. Mit kistenweise Wasserballons positionieren sich die Rebellen hinter der Absperrung. Beim Klang des herannahenden Schützenumzuges entzünden sie die Blockade. Ein letzter Schlichtungsversuch des königstreuen Generals misslingt: „Jetzt gibt es Krieg!“
Mit dem Kampfschrei „Rebell im Nacken, lass’ knacken“bereiten sich die 16 „Freien Bauern“mit einem Dutzend Marketenderinnen und elf übergelaufenen Schill‘schen Offizieren auf die kommende Schlacht vor. Die herannahenden Schützen werden mit Beschuss von Gummibällen aus der großen Ballkanone empfangen. Diese antworten wiederum mit Ball-Beschuss aus der „Dicken Berta“, einer Kriegskanone, geführt von den Altschützen in der zweiten Reihe. In geschlossenen ersten Reihe rücken die„Jungschützen“und die „Leibgarde Viktoria“unbeeindruckt gegen die Rebellen vor. Auch sie sind bestens vorbereitet: Mit selbst gebastelten Schilden blocken sie die auf sie hagelnden Wasserballons ab. Mit Wasserpistolen und eigenen Wasserbomben gehen sie selbst in die Offensive. Trocken bleibt hier niemand – auch nicht die begeisterten Zuschauer.
Stück für Stück kämpfen sich die jungen und wilden Königstreuen zur Barrikade hin, Meter um Meter gewinnen sie wichtigen Raum. Langsam wird die Munition knapp und die „Jungschützen“nehmen erste Gefangene. Schrittweise dezimieren sie die Zahl der Aufsässigen. Bald ist klar, die Königstreuen sind erneut siegreich, die Freischärler verwundet und in der Unterzahl. Die Vorhut treibt alle Aufrührer zusammen und nimmt sie gefangen. Unter den Rufen von „Zickezack, zickezack, nieder mit dem Königspack“werden die Rebellen abgeführt. Der Aufstand ist niedergeschlagen, das Publikum jubelt, der Umzug kann weiter gehen. Die Schützen marschieren zum Festplatz und darüber hinaus.
Bei der Königsgala im Festzelt werden die Abtrünnigen verurteilt. Sie haben Glück: Mit den Ministerdamen und Königin Marita I. als Faustpfand, können die „Freien Bauern“die Gefangenen freipressen, allerdings unter einer Bedingung. Sie müssen für die verbleibende Regentschaft königstreue schwören – gesagt, getan. Versöhnt feiern die Schützen gemeinsam ein fröhliches Fest bis zum Zapfenstreich.
Präsident Walter Potthast resümiert: „Das Schützenfest war ein voller Erfolg. Wir hatten dieses Jahr viel Glück mit demWetter und konnten alles sehr gut zu Ende bringen.“