Rheinische Post Krefeld Kempen
CDU bietet Senioren einen Tausch an: Führerschein gegen Gratis-Bus-Abo
Fraktion stellt Prüfauftrag an die Verwaltung: „Wir möchten älteren Menschen auf freiwilliger Basis zumindest eine Alternative zum eigenen Auto anbieten“, sagt Ratsherr Manfred Läckes.
Wer in Italien einen Führerschein hat, muss ihn nach zehn Jahren verlängern. Ohne Gesundheitscheck gibt‘s keine neue Fahrerlaubnis. Dies ist bereits in vielen Ländern üblich, DeutschlandsVerkehrsminister Andreas Scheuer sieht das anders: Senioren im Test auf Verkehrstauglichkeit zu prüfen? Nicht mit mir. Die Krefelder CDU will sich trotzdem des Themas annehmen. Sie setzt auf Freiwilligkeit und Aufklärung. „Wir möchten den Krefelder Senioren zumindest eine Alternative zum eigenen Auto anbieten“, sagt Manfred Läckes, CDU-Sprecher im Ausschuss für Mobilität. Die Christdemokraten fordern in einem Antrag die Verwaltung auf, in Abstimmung mit den Stadtwerken, die Einführung einer Aktion zum freiwilligen Umstieg auf Bus und Bahn für Senioren zu prüfen. Läckes: „Wenn diese den Führerschein abgeben, erhalten sie einmalig eine kostenlose Jahresfahrkarte.“
Die Idee, älteren Bürgern ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten, hatte ein Krefelder Bürger. „Wir haben den Vorschlag aufgegriffen, Senioren, die auf ihr Auto künftig verzichten, ein Jahres-Abo in der Preisstufe A oder B zu schenken“, so Läckes. „Mancher Autofahrer fühlt sich mit zunehmendem Alter teilweise verkehrsunsicher. Oftmals will er aber nicht auf den eigenen Pkw und die damit verbundene Mobilität verzichten.“Mit der Aktion sollen ältere Menschen motiviert werden, freiwillig den „Lappen“abzugeben. Vorbild ist die Stadt Ulm. Dort haben mehr als 200 Autofahrer seit Oktober 2017 von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Ob die Kollegen der Krefelder Stadtverwaltung bezüglich des CDU-Antrags bereits in der Denkphase sind, ist offen. Fragen nach der Anzahl der Menschen in der Stadt, die älter als 80 Jahre sind und einen Führerschein besitzen, blieben unbeantwortet. Auch zur Anfrage, wie viele Führerscheine in den vergangenen Jahren in Krefeld von Senioren freiwillig zurückgegeben wurden, schweigen die Rathausmitarbeiter beharrlich.
Laut Bußgeldkatalog 2018 rechtfertigen körperliche, geistige, aber auch charakterliche Mängel einen Führerscheinentzug. Oft sind im Alter körperliche Defizite ausschlaggebend. Doch nicht alle Menschen sind gleich. Es gibt 80-Jährige, die fitter sind als mancher 20-Jährige. Deswegen ist es auch schwierig, einen generellen Führerscheinentzug einzuführen. Außerdem: Menschen über 65 Jahre sind heute mobiler als früher, nutzen neben dem Auto auch immer mehr das Fahrrad. Ihre Rolle im Straßenverkehr wird durch die demografische Entwicklung größer. In Deutschland sind derzeit mehr als 40 Millionen Führerscheine ausgestellt, 20 Prozent an über 65-Jährige. Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass 74.869 ältere Menschen 2017 an Unfällen mit Personenschaden beteiligt waren, das sind 13 Prozent aller Unfallbeteiligten. Damit haben Senioren im Vergleich zu anderen Altersgruppen eine geringe Unfallbeteiligung. Das höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr haben Fahranfänger. In keiner anderen Altersgruppe verunglücken Menschen so häufig in Pkw.„Mobilität ist auch eine Frage des Gesundheitszustands“, ergänzt ein Experte der Polizei.„Senioren sollten sich im Rahmen von regelmäßigen Gesundheits-Checks von ihrem Arzt beraten lassen. Ärzte sollten ihre Patienten darüber aufklären, wenn Einschränkungen hinsichtlich der Verkehrstüchtigkeit bestehen könnten. Das kann eine wichtige Entscheidungshilfe sein, wenn man sich unsicher ist, ob man den Führerschein abgeben sollte.“