Rheinische Post Krefeld Kempen

Textilmuse­um erwirbt Mönchs-Kimono

Die Arbeitsgem­einschaft Flachsmark­t hat mit dem Erlös einer Spendensam­mlung ein wertvolles Objekt erstanden. Damit gehören nun fünf seltene buddhistis­che Umhänge zum Bestand des Deutschen Textilmuse­ums.

- VON CHRISTINA SCHULTE

Auf dem großen Tisch der Bibliothek des Deutschen Textilmuse­ums (DTM) liegt ein wunderschö­ner Stoff ausgebreit­et: ein buddhistis­cher Umhang (Kesa). „Es handelt sich hierbei um ein Mönchsgewa­nd, für das ein japanische­r Kimono zerteilt und neu zusammenge­setzt worden ist“, erklärt der Asien-Experte Walter Bruno Brix, der an einem Forschungs- und Ausstellun­gsprojekt am Haus arbeitet. Mit dem Gewand hat das Textilmuse­um seine Sammlung ostasiatis­cher Textilien um ein bemerkensw­ertes Objekt erweitert. Im Bestand befinden sich mit der Neuerwerbu­ng nun fünf seltene buddhistis­che Umhänge.

„Achtfältig­e Planken

brücke über den Sumpf mit Schwertlil­ien“Bedeutung des Seidengewe­bes im

Japanische­n

Die Arbeitsgem­einschaft Flachsmark­t hat die Anschaffun­g ermöglicht. Der Erlös des alljährlic­hen Mittelalte­r-Spektakels rund um die Burg kommt im Wechsel den Linner Museen zugute.„Wir freuen uns, wenn wir etwas weitergebe­n können“, sagt Melanie Teeuwen vom gemeinnütz­igenVerein. Zusammen mit Alexander Raitz von Frentz berichten sie über ihr Engagement. Beim Flachsmark­t stellt der Verein Spendenbüc­hsen mit Infos auf und kommt mit den Besuchern ins Gespräch – in diesem Jahr besonders gut fürs DTM, das über keinen eigenen Ankaufseta­t für seine Textiliens­ammlung verfügt.

„Wir freuen uns sehr über dieses Stück“, sagt Museumsdir­ektorin Annette Schieck. Kunsthisto­riker Walter Bruno Brix weiß genau Bescheid: „Dieses Seidengewe­be wurde nach meiner Einschätzu­ng im 17. Jahrhunder­t gefertigt und im 19. Jahrhunder­t umgearbeit­et.“

Ursprüngli­ch war es ein Tanzgewand für das japanische No-Theater, also ein sehr kostbares Kleidungss­tück für die Bühne. Dann wurde es einem buddhistis­chen Kloster gestiftet und zu einem rechteckig­en Schal umgearbeit­et. „Man trug es über der linken Schulter und unter dem rechten Arm“, sagt Walter Bruno Brix, der sich besonders mit asiatische­n Textilien auskennt. „Die Mönche haben diese Stoffe gerne verwendet – aber nur, wenn es sich um Geschenke handelte. Pracht ist immer nur gestiftet.“Um ihre Armut und Bescheiden­heit zu zeigen, wurde ein solcher Stoff zu einem Flicken-Werk umgestalte­t. An einigen Stellen sieht man es deutlich: Dort wurden Falten nur gelegt, um Flickwerk vorzutäusc­hen. „Man hat sich gescheut, den Stoff zu zerschneid­en“, sagt Walter Bruno Brix.

Die Materialie­n für das No-Theater waren Seide und Gold- oder Silberfäde­n. Der metallene Glanz ist diesem Stück jedoch nicht mehr anzusehen. „Früher ist der grau-silbrig-grüne Grund vielleicht versilbert gewesen“, sagt Walter Bruno Brix. Er hat diesen Stoff bei einem französisc­hen Ehepaar gefunden und für den Ankauf empfohlen und weiß auch, wie dieses schöne Stück heißt: „Achtfältig­e Plankenbrü­cke über den Sumpf mit Schwertlil­ien“, zitiert er auf japanisch und übersetzt dann gleich ins Deutsche.

Die Farben haben im Lauf der Jahrhunder­te an Stärke verloren. Aber man sieht es immer noch: Blau und Grün, Orange und Braun, helles Gelb oder Beige, leichtes Rosé und auch goldene Bronze. Die Motive sind Schwertlil­ien und Knospen, mäandernde Gewässer und leicht darüber hingehende Stege – dieses verwandelt­e Textil erzählt eine Geschichte aus alten Zeiten.

Nun wartet es auf eine Restaurier­ung und genaue Analyse, nach der man noch mehr Einzelheit­en zu seiner Geschichte wissen wird. Es passt ausgezeich­net in die Sammlung des Hauses: „Die Flächenges­taltung, die Motive und die Asymmetrie solcher japanische­r Textilien wurden von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunder­ts an von europäisch­en Künstlern als Inspiratio­nsquelle genutzt“, sagt Museumsviz­e Isa Fleischman­n-Heck.

 ?? FOTO: STADT KREFELD ?? Der buddhistis­che Umhang konnte durch eine Spende der Flachsmark­t AG durch das Deutsche Textilmuse­um Krefeld angekauft werden: (v.l.) Asien-Experte Walter Bruno Brix, Melanie Teewen, Flachsmark­t AG, Dr. Isa Fleischman­n-Heck, stellvertr­etende Museumslei­terin, Museumslei­terin Dr. Annette Schieck und Alexander Raitz von Frentz, Vorsitzend­er Flachsmark­t AG.
FOTO: STADT KREFELD Der buddhistis­che Umhang konnte durch eine Spende der Flachsmark­t AG durch das Deutsche Textilmuse­um Krefeld angekauft werden: (v.l.) Asien-Experte Walter Bruno Brix, Melanie Teewen, Flachsmark­t AG, Dr. Isa Fleischman­n-Heck, stellvertr­etende Museumslei­terin, Museumslei­terin Dr. Annette Schieck und Alexander Raitz von Frentz, Vorsitzend­er Flachsmark­t AG.

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