Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Frau, die nachts von Drachen schreibt
Janika Hoffmann ist 24 und Fantasy-Autorin. Mit Charme und spannenden Texten begeisterte sie die Zuhörer der ersten „Verwunschenen Nacht“im Jagdschloss Linn.
Ein Abend mit Spannung, Schrecken und Heiterkeit: Im Linner Jagdschloss erlebte die Reihe zu phantastischer Literatur ihren Auftakt. Die junge Janika Hoffmann aus Heide, Holstein, las aus ihrem Buch „Drachenkralle. Das Feuer der Macht“. Hausherrin Jennifer Morscheiser, selbst begeisterte Fantasy-Leserin, begrüßte die Fantasy-Fans im historischen Ambiente des Jagdschlosses; der Krefelder Fantasy-Autor Bernhard Hennen moderierte liebenswürdig und klug die erste „Verwunschene Nacht“im Museum Burg Linn. „Wir wollen in dieser Reihe die fantastische Literatur unter dasVolk bringen und auch noch nicht so bekannten Autoren ein Podium bieten“, sagte Hennen. Das ist mit Janika Hoffmann gelungen, denn sie beantwortete die Fragen des Moderators und aus dem Publikum mit großer Offenheit, mit Witz und Humor.
So erfuhren die Interessierten im de-Greiff-Zimmer viel über Janika Hoffmann. Sie arbeitet in einer Werbeagentur – „mein Brotberuf“. Eine Katze lebt bei ihr – „für einen Freund hätte ich keine Zeit“, sagt sie, „auch nicht für eine Freundin.“Denn sie setzt sich jeden Abend an ihren Computer, um sich dem geliebten Schreiben zu widmen.„Mein Pensum sind zehn bis 25 Seiten am Abend“, berichtet sie. Und manchmal legt sie sich dabei eine ihrer Schlangen um den Hals –„Reptilien und Drachen sind nah verwandt.“Ob das zum Leben reiche, war eine Frage aus dem Publikum.„Das wäre das Ziel“, sagt Janika Hoffmann, „erscheint mir aber im Moment eher unwahrscheinlich.“
Mit zwölf Jahren hat sie mit dem Schreiben begonnen, jetzt ist sie 24; im September erscheint ihr drittes Buch „Das Amulett der Greife“. Mit dem Schreiben hat sie begonnen, da sie kein Geld für neue Bücher mehr hatte. Also ein Seitenwechsel: Vom Lesen zum Schreiben.
Vorbilder hat sie übrigens nicht: „Ich möchte meinen eigenen Stil finden und mich nicht beeinflussen lassen“, sagt sie. Deswegen liegen auf ihrem Nachttisch jeweils Bücher aus einem anderen Genre als dem, in dem sie gerade schreibt. Einfluss auf ihre Settings haben auch ihre Reisen: Janika Hoffmann war für ein Auslandssemester in Australien und hat Afrika bereist. „In den nächsten Büchern wird sicher das Kap der Guten Hoffnung vorkommen“, sagt sie. In Australien hat sie einen Verleger kennengelernt, der Kurzgeschichten von ihr veröffentlicht hat – kleinere Formen kann sie auch auf Englisch.
Für die Lesung hat Janika Hoffmann eine Passage ausgesucht, in der es um Zusammenhalt und Freundschaft geht. Zwischen Katharina und dem weiblichen Drachen Maya besteht ein Seelenband – „Diese Verbindung kann man eigentlich nicht brechen“, sagt sie und erklärt: „Drachen sind hochintelligent und können sprechen.“Aber das Band zwischen beiden hat einen Knacks bekommen, was Katharina deutlich an ihrem Körper spürt. Der Reif an ihrem Oberarm schmerzt sie, als sie sich einem verletzten Wolf nähern möchte, um ihm zu helfen. Ihr Drache verhindert, dass der Wolf sie beisst und trotzdem ist sie zornig auf ihn.
Diese Szene ist so spannend und gut gelesen, dass Janika Hoffmann alle Zuhörer in ihre Bann schlägt. Und sich alle fragen: „Wie mag es mit der Freundschaft der beiden weitergehen?“
Dann schenkt die 25-Jährige ihrem Publikum noch etwas ganz besonderes: Sie liest eine Szene aus dem dritten Teil der Trilogie, der erst im kommenden Jahr veröffentlicht werden soll. In Eiseskälte und grauem Nebel geschieht Schreckliches – und versetzt den Zuhörer einmal mehr in eine andereWelt, deren Geheimnisse er verstehen möchte.
„Meine Geschichten werden immer düsterer“, sagt Janika Hoffmann, und gibt dann augenzwinkernd die Erklärung: „Ein kleiner Waldbrand hier, ein kleines Erdbeben da – das baut den Frust ab.“Im dritten Band der Trilogie haben Alpträume einen großen Einfluss:„Es ist der Kampf der Helden gegen ihre eigenen Dämonen“, sagt Hoffmann. Wie sie ihre Plots plant, wollen die Zuhörer auch wissen.„Es ist ein Mittelding zwischen Drauflosschreiben und Planen“, antwortet sie, „jeder Band hat drei Hauptfiguren.“Und berichtet auch, dass eine Person aus dem ersten Band im dritten wieder auftaucht, obwohl sie das nicht vorhatte: „Das Unterbewusstsein weiß besser, wie das Buch zu laufen hat.“
Die Autorin hat gerne erzählt, gelesen und geantwortet; die Zuhörer haben sich gerne in andere Welten entführen lassen und die Nähe zur Autorin erlebt und genossen. Am Abend wurden bereits acht der limitiert aufgelegten Abokarten verkauft; im Museum herrscht schon Nachfrage. Bernhard Hennen und Jennifer Morscheiser ist mit Janika Hoffmann ein vielversprechender Auftakt gelungen.