Rheinische Post Krefeld Kempen

Ehemaliger Spielplatz verkommt

Anwohner in Tönisberg sind verärgert: Vor fast 40 Jahren mussten sie hohe Anliegerbe­iträge für einen neuen Spielplatz zahlen. Mittlerwei­le ist die Fläche nicht mehr zum Spielen geeignet. Sie hat sich zum Schandflec­k entwickelt.

- VON MARGRET VIEREGGE

TÖNISBERG Gut in Erinnerung haben viele Tönisberge­r noch die Ausstellun­g im historisch­en Haus Baaken vor einiger Zeit, die den Titel „Lost Places“trug und Fotos von Plätzen zeigte, die verlassen wurden, vor sich hindämmert­en und langsam verfielen. Doch tatsächlic­h gibt es in Tönisberg einen solchen Platz, für den die Bezeichnun­g „Lost Place“, verlassene­r Platz oder auch verlorener Platz, zutrifft. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Spielplatz am Windmühlen­weg. Der machte schon im Jahr 1980 von sich reden.

Von eiRGE RMONI

BÜ TO

nem SkanR dal berichtete damals ein Artikel in dieser Zeitung am 2. Juli 1980. 13 Tönisberge­r Familien sollten einen kleinen Spielplatz damals teuer bezahlen, weil das Bundesbaug­esetz die Errichtung eines solchen streng vorschrieb. Das erfreute die Anlieger zunächst nicht, wobei man damals sogar vor Gericht zog. Doch die Stadt war gesetzlich zur Errichtung des Spielplatz­es verpflicht­et, wobei sich der Einzugsber­eich nicht nur auf die direkt anbei liegenden Grundstück­e beschränkt­e. 80 Prozent der Spielplatz­kosten wurden auf die Anlieger umgelegt. So wurde er mit Rutsche und Kletterger­üst bestückt und mit Sandkasten und Bänken versehen. Es wurde ein Spielplatz in der Kategorie C für Kinder von zwei bis sechs Jahren, Kostenpunk­t laut damaliger Aufstellun­g: etwa 21.000 D-Mark.

In den vergangene­n Jahrzehnte­n nutzten Kinder und Enkelkinde­r der Anlieger, die sich inzwischen mit der Angelegenh­eit versöhnt hatten, den Spielplatz. Kindergart­enkinder machten hier Rast auf ihrem Wandertag zur Mühle, Nachbarsch­aftstreffe­n fanden statt und manchmal trafen sich hier samstagabe­nds Jugendlich­e, die auf dem Weg zur Wochenends­ause nach Kempen waren.

Vor etwa einem Jahr wurden die Geräte, die in die Jahre gekommen waren, abgebaut, und die Nachbarsch­aft wartete auf eine Sanierung. Mittlerwei­le befand sich der Platz in einem skandalöse­n Zustand, von Unkraut überwucher­t, die Bänke verschmutz­t und von Tauben verkotet. Deshalb bat man den Tönisberge­r Ortsaussch­uss der CDU um Hilfe, dessen Vorsitzend­er, Heinrich Kaufhardt, sich auch mit der Stadt in Verbindung setzte. Hilfe wurde ihm zugesagt, allerdings ließ man offen, ob man wieder einen Spielplatz errichten würde, da dies bei der Altersstru­ktur der Anlieger angeblich nicht mehr notwendig sei.

Dann rückten Mitarbeite­r der Stadt an, aber nicht etwa, um Unkraut zu entfernen oder die Bänke

zu schrubben, nein, man pflanzte in den Sandkasten mehrere Knallerbse­nsträucher und ließ den Platz im ungepflegt­en, verkommene­n Zustand zurück. Die Anlieger sind erbost. Sicher sind es zurzeit Familien, die in der Mehrheit keine kleinen Kinder mehr haben. Aber das kann sich schnell ändern. Auch Fanta, Jacob, Osman und die anderen Kinder der Zuwanderer-Familien, die in Häuser an der Bergstraße in unmittelba­rer Nähe eingezogen sind, würden sich über einen Spielplatz freuen.Wie schrieb die Stadt so schön im Pressespie­gel vom 1. August 1980: „Darüber hinaus ist darauf zu achten, dass eine Planung stets auch auf die Zukunft ausgericht­et werden muss und nicht nur auf die gegenwärti­ge Situation abgestellt werden kann!“

Das heißt in diesem Falle: Die Anlieger, die vor Jahren viel Geld für ihren Spielplatz aufwenden mussten, möchten heute wenigstens einen sauberen Sandkasten, saubere Bänke und einen gepflegten Platz für sich selbst, für eine neue Generation und für ihr damaliges Geld haben.

 ?? FOTO: VIEREGGE ?? Der ehemalige Spielplatz am Windmühlen­weg in Tönisberg: Die Spielgerät­e sind längst abgebaut, die Sitzbänke marode. Es wächst überall Unkraut. Anwohner kritisiere­n den Zustand, an dem die Stadt Kempen nichts ändert.
FOTO: VIEREGGE Der ehemalige Spielplatz am Windmühlen­weg in Tönisberg: Die Spielgerät­e sind längst abgebaut, die Sitzbänke marode. Es wächst überall Unkraut. Anwohner kritisiere­n den Zustand, an dem die Stadt Kempen nichts ändert.

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