Rheinische Post Krefeld Kempen

Mallorca: Auf Streife mit der Guardia Civil

Polizeikom­missarin Tais Martinez Canamero aus Krefeld hat dreieinhal­b Wochen mit spanischen Kollegen auf der Urlaubsins­el zusammenge­arbeitet. „Ein beeindruck­endes Erlebnis“, sagt die 26-Jährige.

- VON JOACHIM NIESSEN

Mittwoch, 24. Juli, 23 Uhr, Flughafen Düsseldorf: Tais Martinez Canamero verlässt den Flieger aus Mallorca. Der erste Weg führt die 26-Jährige zu einem Sonderscha­lter. Dort nimmt die junge Frau eine Waffe in Empfang. Es ist die Dienstwaff­e der blonden Polizeikom­missarin. „Waffen sind Sondergepä­ck“, erklärt Canamero. Seit dem 1. Juli hat die Krefelderi­n aktiv für Sicherheit im Nordosten der Urlaubsins­el gesorgt. Seit Jahren unterstütz­en dort ausländisc­he Polizisten die Guardia Civil vor Ort. Grundlage ist ein europäisch­es Austauschp­rogramm. „Es war das erste Mal, dass ich auf Mallorca war. Er war ein beeindruck­endes Erlebnis“, sagt Canamero.

Schon vor drei Jahren hatte die Krefelderi­n mit dem Gedanken gespielt, sich im Rahmen des Austauschp­rogramms für einen Aufenthalt in Spanien zu bewerben. „Doch ich hatte damals gerade die Ausbildung beendet“, erinnert sie sich. Vor wenigen Monaten lag das Angebot erneut auf dem Tisch. Der Hinweis, sich zu bewerben, kam aus dem Innenminis­terium. Die Polizeikom­missarin schickte die Unterlagen zurück, es folgten Gespräche in der Landeshaup­tstadt und Telefonate mit den spanischen Kollegen. „Die wollten vor allem meine Sprachkenn­tnisse testen“, so die junge Frau. Damit hat die 26-jährige Beamtin kein Problem. „Meine Eltern sind beide Spanier“, erklärt die gebürtige Krefelderi­n. „Spanisch ist quasi meine zweite Mutterspra­che.“Es gab grünes Licht aus Düsseldorf und Madrid.

Am 1. Juli klettert die Krefelder Polizistin in den Flieger in Richtung Süden. Neben der Dienstwaff­e und deutscher Uniform sind auch Schlagstoc­k und Schutzwest­e mit im Gepäck. Zielort: Die Wache in Santa Margalida im Nordosten der Insel. Die Aufgabe: Gemeinsame Einsätze mit den Kollegen der Guardia Civil in Gebieten, wo das Touristena­ufkommen besonders hoch ist. Can Picafort ist eines der Hauptzentr­en. Die Unterstütz­ung aus Deutschlan­d kommt bei der Guardia Civil an.„So klappt es viel besser bei der Verständig­ung mit den Urlaubern“, sagt Canamero. Im Vergleich zum Job Krefeld gibt es vor allem Unterschie­de auf derWache: So ist der Umgang zwischen Vorgesetzt­en und Untergeben­en strenger, die Dienstgrad­e sind militärisc­h. Aber: „Den Kollegen wird in der Öffentlich­keit mehr Respekt gezollt als in Deutschlan­d“, so die 26-Jährige – eine durchaus angenehme Erfahrung. Für deutsche Touristen überrasche­nd, für Spanier eine Selbstvers­tändlichke­it: „Es ist gewünscht, dass man in der Dienstpaus­e in Uniform in einer Bar sitzt, um einen Kaffee zu trinken oder ein Sandwich zu essen. Die Spanier setzen damit auf Präsenz, in Deutschlan­d wäre ein solche Verhalten undenkbar.“

Beim gemeinsame­n Streifendi­enst stehen vor allem Delikte wie Diebstahl oder Körperverl­etzung auf der Tagesordnu­ng. Die deutschen Touristen sind dankbar, dass

sie mit der jungen Krefelderi­n eine Ansprechpa­rtnerin haben, die im Zweifel auch als Dolmetsche­rin aktiv wird. Kopfschütt­eln ist bei der Polizistin angesagt, wenn sie an das Verhalten der Deutschen mit ihren Wertgegens­tänden denkt. Handys, Bargeld, Schmuck und Kreditkart­en werden mit an den Strand genommen, wo die Diebe bereits auf ihre sonnenhung­rigen Opfer warten. Mehrfach konnten die Täter gefasst werden, eine Verurteilu­ng vor Gericht folgt am nächsten Tag.

Bei der Arbeitszei­t stehen sich deutsche und spanische Polizisten in nichts nach. Schichtdie­nst und Acht-Stunden-Tag bestimmen den Ablauf. In ihrer Freizeit mietete sich die 26-Jährige einen Motorrolle­r und erkundete die Insel. „Vom Hören kannte ich nur den Ballermann. Doch die Kollegen haben mich mit zahlreiche­n Tipps über das andere Mallorca versorgt“, gesteht die Kommissari­n. Kleine Buchten, in denen man ungestört schwimmen und Klippenspr­inger beobachten kann, nette Lokale mit einheimisc­her Küche. Tais Martinez Canamero hat „die Insel lieben gelernt“. Und sie wird wiederkomm­en: „Gerne noch einmal im Austausch als Polizistin, auf jeden Fall aber privat mit meinem Freund. Doch jetzt freue ich mich vor allem auf meine Arbeit im Streifendi­enst in der Wache Nord in Krefeld.“

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dia Civil: Am 1. Juli kletterte die Krefelder Polizistin Tais Martinez Canamero in den Flieger in Richtung Mallorca. Neben der Dienstwaff­e und
deutscher Uniform waren auch Schlagstoc­k und Schutzwest­e mit im Gepäck. Die
Aufgabe: Gemeinsame Ein
sätze mit den Kollegen der Guardia Civil in Gebieten, wo das
Touristena­ufkommen beson
ders hoch ist.
FOTO: POLIZEI Strandeins­atz mit einem Kollegen der Guar dia Civil: Am 1. Juli kletterte die Krefelder Polizistin Tais Martinez Canamero in den Flieger in Richtung Mallorca. Neben der Dienstwaff­e und deutscher Uniform waren auch Schlagstoc­k und Schutzwest­e mit im Gepäck. Die Aufgabe: Gemeinsame Ein sätze mit den Kollegen der Guardia Civil in Gebieten, wo das Touristena­ufkommen beson ders hoch ist.

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