Rheinische Post Krefeld Kempen

Musik für sommerlich­e Abende

Das zweite Konzert der Sommersere­naden in der Propsteiki­rche war gut besucht. Organist Christian Gössel und Sopransaxo­phonist Herbert Holtemeyer waren die musikalisc­hen Protagonis­ten, Vater Frank Gössel rezitierte Lyrik.

- VON GERT HOLTMEYER

KEMPEN Gleich dreifach wurden warme Sommeraben­de und -nächte zum Thema der zweiten Sommersere­nade: real, musikalisc­h und literarisc­h. Zum einen, was die real existieren­de Wettersitu­ation betrifft. Die vollen Kirchbänke ließen sich – natürlich nicht nur – auch mit den heißen Abendtempe­raturen draußen und den durchaus angenehmen innerhalb der Propsteiki­rche erklären. Organist Christian Gössel durfte zufrieden resümieren: „Wer bei solchen Temperatur­en in eine Kirche geht, hat vieles richtig gemacht.“

Komponiste­n aller Genres ließen sich von den Reizen sommerlich­er Abende und Nächte inspiriere­n, Dichter sowieso. Das brachte Gössel auf die Idee, zusammen mit seinem langjährig­en Musikfreun­d Herbert Holtemeyer (Sopransaxo­phon) einen Streifzug durch diese Kompositio­nen zu unternehme­n und seinen Vater Frank Gössel zu animieren, dazu passende Gedichte auszusuche­n und vorzutrage­n. Ein gedrucktes Programm gab es nicht, die Stücke wurden auch nicht angesagt. Sofern man sie nicht kannte, konnte man also raten, ob man in die richtige Richtung suchte.

Dem Thema gemäß waren die meisten Kompositio­nen von poetisch-träumerisc­hem Charakter. Beim ersten hätte man aufgrund der Verzierung­en und Umspielung­en auf Bach tippen können, es stammte aber aus der Feder des Venezianer­s Alessandro Marcello. Wie auch bei den folgenden Werken spielte Holtemeyer die musikalisc­hen Bögen mit Ruhe und feiner Artikulati­on aus, Gössel begleitete sensibel mit passender Registrier­ung.

Den Gesang einer Nachtigall hatte der beliebte englische Titel aus dem Jahre 1939 „A Nightingal­e Sang in Berkeley Square“zum Thema; nach Brasilien führte anschließe­nd „The Girl from Ipanema“. Hierzu steuerten sowohl Holtemeyer wie Gössel lebendige Improvisat­ionen bei, Gössel mit gut ausgesucht­en Registern, die an den Klang einer Wurlitzero­der Hammondorg­el erinnerten. Reizvoll waren auch die Register, die Gössel in Pietro Mascagnis Intermezzo aus Cavalleria rusticana anstelle der Harfe einsetzte, die der Komponist in der originalen Orchestrie­rung vorsieht.

Der musikalisc­he Schluss mit Engelbert Humperdinc­ks „Abendsegen“aus der Märchenope­r „Hänsel und Gretel“passte genauso gut zum sommerlich­en Thema wie die kurzen Gedichte zwischen den Musikbeitr­ägen, ob sie nun von Goethe, Eichendorf­f, Rilke, Hofmannsth­al, Storm, Kästner oder Ringelnatz stammten.

Nach dem begeistert­en Beifall stand dank der immer noch recht hohen Außentempe­raturen einem anschließe­nden anregenden Umtrunk in der Burse nichts mehr im Wege.

 ?? FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Das zweite Konzert der Sommersere­naden in der Propsteiki­rche bestritten Organist Christian Gössel und Saxophonis­t Herbert Holtemeyer. Viele Zuhörer waren am heißen Sommeraben­d gerne in das kühle Kirchensch­iff der Propsteiki­rche gekommen.
FOTO: WOLFGANG KAISER Das zweite Konzert der Sommersere­naden in der Propsteiki­rche bestritten Organist Christian Gössel und Saxophonis­t Herbert Holtemeyer. Viele Zuhörer waren am heißen Sommeraben­d gerne in das kühle Kirchensch­iff der Propsteiki­rche gekommen.

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