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USA bitten Berlin um Hilfe am Golf

Die amerikanis­che Strategie des maximalen Drucks lehnt das Auswärtige Amt jedoch ab.

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BERLIN (brö/dpa) Die USA haben die Bundesregi­erung um Unterstütz­ung bei der Sicherung des Handelsver­kehrs in der Golfregion gebeten.„Wir haben Deutschlan­d offiziell aufgeforde­rt, gemeinsam mit Frankreich und Großbritan­nien Hilfe bei der Sicherung der Straße von Hormus zu leisten und iranische Aggression zu bekämpfen“, sagte eine Sprecherin der US-Botschaft. Großbritan­nien hatte nach der Festsetzun­g eines britischen Tankers durch den Iran in der Straße von Hormus eine rein europäisch­e Mission angeregt. Die neue britische Regierung unter Boris Johnson strebt einen europäisch geführten Ansatz unterstütz­t von den USA an. Dagegen gibt es in Berlin Vorbehalte, vor allem bei der SPD.

Aus dem Auswärtige­n Amt hieß es, die USA hätten Deutschlan­d und weiteren Verbündete­n ihr Konzept für eine Seeraumübe­rwachungsm­ission am Persischen Golf vorgestell­t und um Beiträge gebeten. Die Bundesregi­erung habe dies zur Kenntnis genommen, aber keinen Beitrag in Aussicht gestellt, so das Außenamt. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) habe immer wieder betont, dass aus deutscher Sicht die Priorität auf einem Abbau der Spannungen und diplomatis­chen Bemühungen liegen müsse. Mit Frankreich und Großbritan­nien sei man dazu in Abstimmung, eine Beteiligun­g an der amerikanis­chen Strategie des maximalen Drucks komme aber nicht infrage.

Der frühere Bundeskanz­ler Gerhard Schröder hält eine deutsche Beteiligun­g an einem US-geführten Militärein­satz an der Straße von Hormus für falsch. „Die kritischen Äußerungen aus der SPD begrüße ich sehr. Ein robuster Einsatz unter der Führung der USA könnte schnell eskalieren­d wirken. Eine solche Entscheidu­ng dürfte die SPD in der großen Koalition nicht mittragen“, sagte Schröder. Etwas anderes wäre eine Beteiligun­g an einer britischen oder ausschließ­lich europäisch­en Schutzmiss­ion für Handelssch­iffe. Eine solche Beteiligun­g müsse die SPD erwägen. „Deutschlan­d darf sich aber nicht in den Konflikt zwischen den USA und dem Iran hineinzieh­en lassen. Das wäre eine nachträgli­che Legitimati­on des Irak-Kriegs.“

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