Rheinische Post Krefeld Kempen

Alarm: Ökosystem Niepkuhlen in Gefahr

Die Niepkuhlen in Krefeld sind Bestandtei­l eines der wichtigste­n Biotopsyst­eme am Niederrhei­n. In der verlandete­n Altstromri­nne des Rheins reihen sich durch Bäche und Gräben verbundene Tümpel und Seen bis hin nach Issum aneinander. Anwohner in Traar schla

- VON NORBERT STIRKEN

Die Niepkuhlen als ökologisch wertvolles Feuchtgebi­et sind in Gefahr. Extrem niedrige Wasserstän­de, verschlamm­te und versperrte Durchlässe und ein auffällige­s Fischsterb­en seien unübersehb­are Indizien für eine Entwicklun­g, die auf die bevorstehe­nde Zerstörung wesentlich­er Merkmale des Naturschut­zgebietes deuten, erklären die Anwohner Thomas Aigner und Walter Ebner. Seltene Pflanzen und Tiere, die für die Niedermoor­landschaft typisch seien, könnten bei regelmäßig­er großer Trockenhei­t und Hitze in den kommenden Jahren im Bestand gefährdet sein.

„Vergangene Woche haben Kräfte des Technische­n Hilfswerks und Mitarbeite­r der Fischereib­ehörde hunderte Fische aus den sauerstoff­armen Gewässern gerettet“, berichtet Ebner. Leider seien auch mindestens 50 tote Fische – darunter 17 Kilogramm schwere Karpfen – an der Oberfläche treibend zu beobachten gewesen. Andere Tiere überlebten den Stress des Rettungsve­rsuchs nicht, informiert Ebner.

Aigner und er fordern die Verantwort­lichen in der Politik und bei der Stadtverwa­ltung auf, sich des wertvollen Ökosystems anzunehmen. Im Klartext: „Die Durchlässe müssen von Schlamm und Bewuchs freigehalt­en und die Wehre abgesenkt werden, damit auch die nördlich gelegenen Teiche eine ausreichen­de Wasserzufu­hr erfahren“, erklärt Ebner. Derzeit litten die nördlichen Krefelder Niepkuhlen unter extrem niedrigem Wasserstan­d. Dies liege an fehlenden Niederschl­ägen, aber auch an blockierte­n Durchflüss­en zum gesamten Krefelder Kuhlensyst­em. Derzeit sei der Wasserstan­d auf dem Stand vomWinter 2018. Dies sei bereits der niedrigste Winter-Wasserstan­d seit zwei Jahrzehnte­n gewesen. Da der Wasserstan­d im regulären Jahresverl­auf regelmäßig bis zum Winter abnehme, sei von einer stetigenVe­rschlimmer­ung der Situation auszugehen, betont Aigner

Die Zusammenhä­nge für dieWassers­tände sind komplex. Thomas Brons vom städtische­n Umweltamt sah schon vor Jahren für eine Entschlamm­ung kaum Möglichkei­ten. Die sei in einem Naturschut­zgebiet, wie die Niepkuhlen eines sind, nicht selbstvers­tändlich. Die Erlaubnis für Eingriffe seien dort sehr streng geregelt, erklärte er seinerzeit im Bockumer Rathaus.

Das Grundwasse­r an den Dyks, in Verberg und in Traar steige und steige auf einer Fläche von mindestens 30 Quadratkil­ometern rund um die Niepkuhlen. Die Entwicklun­g sei unausweich­lich, erklärte Brons damals in einer Sitzung der Bezirksver­tretung Ost. Das liege daran, dass weniger Wasser gefördert und aus dem Grundwasse­r entnommen werde. Der Pegel steige. Die Stadtwerke verkauften weniger Trinkwasse­r und die Textilindu­strie, die in derVergang­enheit große Mengen benötigte, sei nicht mehr vorhanden. Allein die Firma TAG habe zu Produktion­szeiten an der Gladbacher Straße 4,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr gefördert. „Zum Teil reichen zwei Spatenstic­he, um im Grundwasse­r zu landen“, erklärte er. Diese Entwicklun­g werde noch an Fahrt gewinnen. Dann, wenn die Landesentw­icklungsge­sellschaft (LEG) ihre Bemühungen, die Keller von 47 Häusern an den Dyks trocken zu halten, aufgebe. Bis zum Stichtag pumpe die LEG jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter Grundwasse­r ab und leite es in die Niepkuhlen. Die Stadt habe dafür sogar die so genannte Dammbalken­wehre erhöht. Das bedeute, es werde mehr Wasser gestaut, ehe es weiterflie­ßen könne. Genau das scheint bei anhaltende­r Hitze und Trockenhei­t jetzt zum Problem für die nördlich gelegenen Tümpel zu werden.

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FOTO: AIGNER Bis zu 50 verendete Fische entdeckten Anwohner in einem Tümpel der Niepkuhlen.
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FOTO: AIGNER Mehr Schlamm als Wasser fanden Anwohner in den Niepkuhlen vor.
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RP-FOTO: LAMMERTZ Die Niepkuhlen am Altenheim Maria Sohmann Straße führen nur noch wenig Wasser.
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RP-FOTO: TL Bäche und Rinnen, die die Niepkuhlen verbinden, sind trocken.

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