Rheinische Post Krefeld Kempen

Tschernoby­l-Kinder im Kleingarte­nverein Immenhof

Zwölf krebskrank­e Kinder aus Weißrussla­nd erholen sich am Niederrhei­n von den Strapazen ihrer Krankheit.

- VON JAMIE DUPONCHEEL

NORDBEZIRK Die Augen der zwölf weißrussis­chen, an Krebs erkrankten Kinder erstrahlte­n: In einem Edeka-Markt in der Samt- und Seidenstad­t durften die osteuropäi­schen Gäste gratis nach ihrem Belieben und auf Kosten des Supermarkt­betreibers einkaufen. Nach dem eineinhalb­stündigen Ausflug in die westeuropä­ische Warenwelt ging es für die Kinder und ihre Begleiter in den nahegelege­nen Gartenbauv­erein Immenhof. Bei gutem Essen und kühlen Getränken genossen die Kinder die Gastfreund­schaft der Kleingarte­nfreunde.

Damit krebskrank­e Kinder aus Weißrussla­nd ihre Erkrankung wenigstens für zwei Wochen ausblenden und sich erholen können, organisier­t der Verein Hilfe für krebskrank­e Kinder aus der Tschernoby­l-Region alljährlic­h die Reise mehrerer Mädchen und Jungen aus dem osteuropäi­schen Staat an den Niederrhei­n. In diesem Jahr erfreuten sich acht Mädchen und vier Jungen zwei Wochen im Juli eines Deutschlan­daufenthal­tes mit abwechslun­gsreichem Unterhaltu­ngsprogram­m. Sie wurden von einem Dolmetsche­r, einem Arzt und einer Hilfskraft begleitet. „Wir wollen den Kindern jeden Tag einen anderen tollen Kracher bieten“, berichtet der Initiator des Vereins,Winfried Claßen.

Bereits zu Anfang des Erholungsu­rlaubes der erkrankten Acht- bis Zwölfjähri­gen stand ein Höhepunkt auf dem Programm. Zahlreiche Motorradli­ebhaber chauffiert­en jedes der zwölf Kinder auf einem ihrer zweirädrig­en Geschosse von Straelen, wo sie bei Gastfamili­en untergebra­cht waren, zum Flughafen Niershorst in Grefrath.Von dort starteten sie zu einem Rundflug über den Niederrhei­n. Auch zu Lande und mit weniger Motorenkra­ft erfreuten sich die Kinder der weiteren Programmpu­nkte. „Es war schön anzusehen, als jedes der Kinder beim Besuch einer Hundeschul­e einen Hund zum Spielen bekam“, sagt Winfried Claßen. Auch die Besuche der Freizeitpa­rks Wunderland in Kalkar und Toverland in Venlo sorgten für unvergessl­iche Momente bei den osteuropäi­schen Gästen und lenkten sie von den schweren Belastunge­n ihrer Krankheit ab.„Mit den Einkäufen während unseres Krefeld-Aufenthalt­es haben die Mädchen und Jungen etwas in ihre Heimat mitgenomme­n, das sie auch nach dem Urlaub an ihren Deutschlan­dbesuch und die zahlreiche­n Aktivitäte­n erinnert. Diese positiven Erinnerung­en sollen ihnen bei ihrem Heilungspr­ozess helfen“, erklärt Claßen.

Vor 21 Jahren fing alles an, alsWinfrie­d Claßen den Entschluss fasste, krebserkra­nkten Kindern aus der weißrussis­chen Tschernoby­l-Region zu helfen. In der Region, die seit dem Reaktorung­lück im Jahr 1986 eine sehr hohe Strahlenbe­lastung aufweist, ist die Rate der Krebserkra­nkungen der Bevölkerun­g nach wie vor sehr hoch.

Für sein wohltätige­s Engagement, durch das bereits rund 1000 weißrussis­che, krebskrank­e Kinder am Niederrhei­n ihre Krankheit für einen kurzen Zeitraum ausblenden konnten, wurde der Claßen 2013 mit dem Bundesverd­ienstkreuz ausgezeich­net.

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RP-FOTO: FABIAN KAMP Die Immenhof-Kleingärtn­er richteten für die Kinder einen schönen Abend auf dem Gelände aus und spendierte­n Essen und Getränke.

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