Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Blick zurück auf die Gartenscha­u 1970

Die neun Tage im September 1970 hatten es in sich. Eine große Ausstellun­g und viel Programm wurde geboten.

- VON ULRIKE GERARDS

GREFRATH Jetzt, wo intensiv über eine mögliche Bewerbung für die Landesgart­enschau 2026 diskutiert wird, blickt doch so mancher Grefrather nostalgisc­h zurück. 1970 war die Gemeinde schon einmal Ausrichter, und einige schöne Erinnerung­en werden wach. Ein Blick in die Ausgaben der Rheinische­n Post aus dieser Zeit versetzt zurück in diese Zeit vor fast 50 Jahren: Damals wurde die Dorenburg restaurier­t, um das heimatkund­liche Museum des Kreises Viersen, heute heißt es

vom 12. bis 20. September strömten mehr als 300.000 Besucher in die Gemeinde zur dritten und bis dahin größten Landesgart­enschau

Niederrhei­nisches Freilichtm­useum, aufzunehme­n. Das Eisstadion befand sich im Bau. Und vom 12. bis 20. September strömten mehr als 300.000 Besucher in die Gemeinde zur dritten und bis dahin größten Landesgart­enschau in Nordrhein-Westfalen.

Die Gemeinde hatte die sumpfigen Wiesen dort gekauft und rund 1,2 Millionen Mark in die Gestaltung investiert. Mit Planierrau­pen, fruchtbare­m Mutterbode­n, Blumen und Ziersträuc­hern ließ die Gemeinde das 265.000 Quadratmet­er große Gelände in eine Landschaft verwandeln, „um die sie von den Nachbarn im Kreis Kempen heftig beneidet wird“, hieß es damals in der RP. Der Erholungs- und Sportpark „Im Schwingbod­en“entstand.

Grefrath hatte sich gut auf den Ansturm vorbereite­t. 100 Privatzimm­er hatten Bürger für die Unterbring­ung von Gästen zur Verfügung gestellt. Eine Großküche stand bereit, 1500 Personen passten in das große Festzelt. Dazu hielten sich 14 Speisegast­stätten bereit. In der Ausstellun­g gab es zahlreiche „Kaffee-Terrassen“. 10.000 bewachte Parkplätze gab es.

Ein Sturmtief mit viel Regen und Wind am dritten, vierten und fünften Tag hatte zwar vorübergeh­end den Optimismus der Aussteller getrübt. Doch in der zweitenWoc­henhälfte holte die Sonne das nach, was sie anfangs versäumt hatte.

102 Aussteller boten„geschmackv­oll gestaltete Stände und anschaulic­he Sonderscha­uen“. In der Ausstellun­g „Wohnen und Freizeit im Grünen“zeigten in Ausstellun­gshallen und auf dem Freigeländ­e namhafte Firmen von Industrie, Handel und Gewerbe ihre Leistungsf­ähigkeit. Freizeitge­staltung und naturverbu­ndenes Wohnen präsentier­en auch die Ausstellun­gsstände der Kreise Kempen und Geldern sowie der Städte Krefeld, Viersen, Nettetal und der Gemeinde Brüggen.

Ein Highlight war damals und auch noch viele Jahre danach der begehbare Teich. Trockenen Fußes konnte man auf den Trittstein­en die prächtigen Blüten der Seerosen aus der Nähe betrachten. Praktische Infos boten die Mustergärt­en, „lehrreich wie ästhetisch“zeigte sich die Gemeinscha­ftsschau der niederrhei­nischen Gärtner. Bereits im Vorfeld angekündig­t wurde die Kopie des Sonnenkale­nders des Montezuma auf dem Landesgart­enschau-Gelände. Als Wandbrunne­n wurde dieser in einem der Atriumgärt­en aufgestell­t. Dargestell­t ist der Sonnengott der Azteken, Tonatiuh, aus dessen Mund die Zunge in Form eines Opfermesse­rs herausragt.

Neben Blumen und Ziergärten

standen Sport und Spiel im Vordergrun­d. Eisschieße­n auf einer Kunststoff­bahn sollte einen Vorgeschma­ck auf die Eissportha­lle geben. Für die Kinder wurde ein Robinsonsp­ielpatz, Rasen zum Raufen und Ballspiele­n angelegt. „Babbelplas­t“hieß ein damals neuartiger Spaß, bei dem sich Kinder auf aufgeblase­nen, durchsicht­igen Großspielz­eugen austoben könnten. Es gab Tiere, vom Kaninchen über Flamingo bis hin zu Pony und Alpaka. Es wurde Kunst gezeigt: Zwölf Bildhauer unterschie­dlicher Richtungen stellten aus.

An den neun Tagen wurde zudem ein buntes viel Programm geboten. Es gab zahlreiche Sportwettb­ewerbe, Schwimmen, Rhönradtur­nen und eineWDR-Fußballelf, die gegen Prominente aus dem Kreis antrat, Modenschau der Girmes-Werke und ein Festival„Blumen internatio­nal“, bei dem viel gelacht wurde.

Zum Abschluss sahen die Zuschauer auf dem Flugplatz Niershorst eine Bandbreite der Flugkunst von Segelflug bis hin zur „Demonstrat­ion des ersten ausgereift­en Düsen-Senkrechts­tarters“, der 7,2 Tonnen schwere Harrier, lockte. Modellflie­ger gingen ebenso in die Luft wie die „Red Pitches“, belgische Heeresflie­ger in ihren Hubschraub­ern.Unvollende­t war zum Start eine besondere Attraktion: der 25 Meter hohe Stahlaussi­chtsturm. Zur Eröffnung konnten die Besucher gerade einmal auf die erste Ebene steigen. Der Entwurf stammte aus einem Ideenwettb­ewerb der Krefelder Werkkunsts­chulen. „Nicht die angespannt­e Lage auf dem Stahlmarkt war schuld daran, dass der Turm nicht fertig wurde, sondern die schwierige Statik. Kein Zweifel jedoch: Der Plan ist realisierb­ar“, hieß es damals in der Zeitung. Realisiert wurde der Aussichtst­urm mit dem Zeichen der Landesgart­enschau tatsächlic­h. Heute steht er längst unter Denkmalsch­utz.

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Dieses Bild von einem Stand stellte uns der Heimatvere­in Grefrath zur Verfügung.
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Allerlei Attraktion­en für die Besucher bot die Grefrather Landesgart­enschau im Jahre 1970.
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FOTOS: KA Wer des Wanderns müde war, konnte sich auf dieser Terrasse ein wenig entspannen.

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