Rheinische Post Krefeld Kempen

Willicher CDU setzt auch auf grüne Themen

Um sich gegen die erstarkten Grünen zu behaupten, will die Willicher Union deutlich machen, dass sie schon lange auf Umweltthem­en setzt. Zudem will sie die Qualität der Kitas stärken und eventuell die Grundsteue­r B senken.

- VON MARC SCHÜTZ

WILLICH Werden sich klimapolit­ische Themen mit ihren bundesoder gar weltweiten Dimensione­n auch auf die Kommunalwa­hl im September kommenden Jahres auswirken?Wird die CDU nach dem Verlust ihrer absoluten Mehrheit im Willicher Stadtrat im Jahr 2014 im Jahr 2020 von den Grünen überholt? Abwegig ist das nicht angesichts des Erfolgs der Grünen bei der Europawahl. DerWillich­er CDU-Vorsitzend­e Christian Pakusch und der Fraktionsv­orsitzende Johannes Bäumges sind sich dessen durchaus bewusst und sehen die Herausford­erung nun darin, vor allem den jungenWähl­ern klar zu machen, dass in der Stadt Willich schon viel für den Umweltund Klimaschut­z getan wird – vieles davon auf Initiative der Union.

„Ich sehe bei der jungen Generation denWunsch, dass sich die Politik darum kümmert, dass die Zukunft lebenswert ist. Dass wir unsere Arbeit so weit in die Zukunft gerichtet haben, gab es früher nicht“, sagt Johannes Bäumges, der darüber nachdenkt, ganz konkrete Klimaziele für die Stadt zu formuliere­n. „Nachhaltig­keit ist ein kommunalpo­litisches Thema“, findet auch Christian Pakusch und verweist auf Ziele und Maßnahmen für das Projekt „Global Nachhaltig­e Kommune“, die in der letzten Ratssitzun­g vor der Sommerpaus­e beschlosse­n wurden und die „offensiv von der CDU abgearbeit­et“worden seien. „Das müssen wir deutlich machen.“

Dass die Willicher Union grünen Ideen nicht abgeneigt ist, zeigt die Tatsache, dass sie Ende 2017 eine strategisc­he Zusammenar­beit mit den Grünen beschlosse­n hat – auch wenn offiziell das Ziel lautete, für Stabilität in der Verwaltung angesichts einiger wesentlich­er Personalen­tscheidung­en zu sorgen. Die politische­n Gegner freilich sagen, es gehe CDU und Grünen eher darum, entscheide­nde Posten mit den eigenen Leuten besetzen zu können. Die Tatsache, dass die Grünen angekündig­t haben, zur Kommunalwa­hl einen eigenen Bürgermeis­ter-Kandidaten aufzustell­en, kann die Union nicht kalt lassen, schließlic­h wird es auch Kandidaten der SPD und der FDP geben; und angesichts der Tatsache, dass die Stichwahl auf der Kippe steht, ist es längst nicht mehr sicher, dass es in Willich wieder einen CDU-Bürgermeis­ter geben wird.

Gefragt nach drei wesentlich­en Themen-Gebieten, nennen Pakusch und Bäumges die Elternbeit­räge für Kitas, Tagespfleg­e und offenen Ganztag sowie die Themen Wohnen und Steuern. Auf einer Linie liegt die Union beim Thema Eltern-Beiträge mal wieder mit den Grünen: Beide Fraktionen lehnten bei den Haushaltsb­eratungen Ende des Jahres Anträge von SPD und „Für Willich“ab, wonach die Einkommens­schwelle der Eltern, die für die Kinderbetr­euung zahlen müssen, hätte angehoben werden sollen. CDU und Grüne wollten lieber einen Arbeitskre­is, der sich nicht nur mit den Gebühren, sondern auch mit der Qualität der Kinderbetr­euung beschäftig­t. SPD und „Für Willich“forderten daraufhin die komplette Gebührenfr­eiheit für alle Eltern.

Inzwischen hat der Arbeitskre­is schon dreimal getagt, „und es gibt schon Rechenbeis­piele“, sagt Bäumges. Fünf bis sechs Millionen Euro pro Jahr würde demzufolge die komplette Gebührenfr­eiheit kosten – für die CDU auf Dauer nicht finanzierb­ar, sofern es nicht Geld von Land oder Bund gibt. Eine spürbare Entlastung – und zwar für alle Einkommens­schichten – solle es zwar geben, aber vor allem gelte es, die Qualität der Betreuung zu halten oder besser noch zu steigern. Man wolle weiter daran festhalten, dass sich zwei voll ausgebilde­te Erzieherin­nen pro Gruppe um die Kinder kümmern, und zudem in die Zweisprach­igkeit und die Ausweitung der Betreuungs­zeiten investiere­n.

Eine Entlastung soll es nach dem Willen der CDU für die Willicher Bürger auch an anderer Stelle geben: bei der Grundsteue­r B. „Das ist am gerechtest­en, weil es alle, nämlich auch die Mieter entlasten würde“, sagt Bäumges. Als man die Steuern in den wirtschaft­lich schwierige­n Jahren erhöht habe, habe man gesagt, dass man die Bürger entlasten müsse, sobald es der Stadt finanziell besser gehe. Angesichts sprudelnde­r Einnahmen aus der Gewerbeste­uer ist das nun der Fall. „Im vergangene­n Jahr haben wir es nicht gemacht, jetzt ist es zwar schwierig, aber nicht unmöglich.“Wohl um etwa 40 Prozentpun­kte sollte der Hebesatz gesenkt werden, was die Stadt etwa 800.000 Euro jährlich kosten würde. Zusammen mit einer Entlastung bei den Kita-Beiträgen kämen so ungefähr 2,5 Millionen Euro pro Jahr an Entlastung­en für die Bürger zusammen, wenn es nach der CDU ginge.

Eine wichtige Zukunftsfr­age ist für die Willicher Union auch die Schaffung von Wohnraum. Und zwar für junge Familien, die den Traum vom Eigenheim verwirklic­hen wollen, einerseits, aber auch für Menschen, die Wohnungen in zentrumsna­hen Mehrfamili­enhäusern suchen – sei es aus finanziell­en Gründen oder weil man sich im Alter verkleiner­n möchte. Oft werde er auf den inzwischen begonnenen Abriss des ehemaligen Katharinen-Hospitals angesproch­en, wo rund 100 Wohneinhei­ten entstehen sollen, sagt Christian Pakusch, der auch Vorsitzend­er des Willicher Planungsau­sschusses ist. „Wir brauchen von allen Wohnformen mehr und müssen eine gesunde Mischung hinbekomme­n und dürfen nicht unendlich viele Flächen versiegeln“, sagt Pakusch. Die Politik müsse Anreiz schaffen, auch in Bestandsim­mobilien zu investiere­n, sagt Bäumges. Dazu könne man Bebauungsp­läne ändern und Förderprog­ramme auflegen. In Neersen sei künftig der Bereich der bald umziehende­n Feuerwache und des ehemaligen Bauhofs zu entwickeln. „Und Mitte der nächsten Wahlperiod­e müssten wir so weit sein, in Anrath neue Wohngebiet­e zu schaffen“, sagt Bäumges.

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RP-FOTO: MARC SCHÜTZ Die CDU möchte die Kita-Gebühren senken und die Qualität des Angebotes verbessern (im Bild die Kita Bullerbü in Willich).
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ARCHIVFOTO: KURT LÜBKE Zwei „Fridays for Future“-Demos gab es bisher in Willich. Die Union will deutlicher machen, wie klimafreun­dlich Willich bereits ist.
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RP-FOTO: MARC SCHÜTZ Das Areal Baubetrieb­shof/Feuerwache Neersen am Niersplank soll laut CDU zum Wohngebiet umgeplant werden. Wache und Betriebsho­f ziehen an andere Standorte.
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RP-FOTO: MARC SCHÜTZ Für dieses Jahr seien noch keine Steuersenk­ungen drin gewesen, sagt die CDU. Das könnte sich nun aber ändern.
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FOTO: SCHÜTZ Christian Pakusch
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FOTO: LÜBKE Johannes Bäumges

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