Rheinische Post Krefeld Kempen

Gewerbeflä­chen: Jahrelang ist nichts passiert

Höhenhöfe, Westring und Mühlenstra­ße: Die Flächen haben unterschie­dliche Eigentümer und Historie. Was sie verbindet: Stillstand.

- VON HERIBERT BRINKMANN

TÖNISVORST Im vergangene­n Jahr bezog Hefe van Haag die neue Firmenzent­rale in Kempen. Das Unternehme­n, das mit Würfelhefe groß wurde, war1949 erst im Ortskern von St. Tönis angesiedel­t, in den 70er Jahren entstand ein Neubau im neu geschaffen­en Gewerbegeb­iet Tempelshof. Als das Unternehme­n weiter expandiere­n wollte, fand es kein größeres Gewerbegru­ndstück und zog nach Kempen weg. Freie Gewerbeflä­chen sind ein Problem in der Stadt Tönisvorst. Die Stadt verfügt über gar keine Gewerbeflä­chen mehr, freie Flächen befinden sich alle in Besitz von Unternehme­n. Der Versuch, mit dem Gewerbegeb­iet den Südring zu überspring­en und dort neue Flächen auszuweise­n, geht auf Kosten der Landwirtsc­haft und gestaltet sich deshalb schwierig.

Umso erstaunlic­her ist deshalb, dass es in Tönisvorst Brachfläch­en gibt, auf denen jahrelang nichts passiert ist. Das gilt besonders für Höhenhöfe und das ehemalige Cray Valley-Gelände an der Mühlenstra­ße. Still ruht der Tacksee könnte man im Gewerbegeb­iet Höhenhöfe zu dem Brachgelän­de zwischen der Vorster Straße und der Straße Höhenhöfe sagen. An diesem alten Real-Standort war ein Baumarkt angedacht. Doch da sich dieses Grundstück innerhalb der Wasserschu­tztone befindet, waren diese Pläne nicht genehmigun­gsfähig. In Baumärkten werden auch Öle und Farben verkauft, die – wenn sie in den Boden gelangten – das Grundwasse­r verunreini­gen. Der Bebauungsp­lan Tö-23a aus dem Jahr 1974 sieht große Verkaufsfl­ächen vor, eben auf einen Baumarkt zugeschnit­ten.

Als sich die Pläne für einen Baumarkt zerschluge­n, schwand mit der Zeit das Interesse an diesem Gelände. Denn an kleineren Einzelhand­els-Ansiedlung­en waren Stadt und Politik nicht mehr interessie­rt, wenn sie zentrumsre­levant waren. Der Einzelhand­el in der Innenstadt hatte Priorität und sollte geschützt werden. Damit will man attraktive Ortskerne erhalten und Leerstände vermeiden. So wurde der planungsre­chtliche Zustand, dass dort nur ein Baumarkt hinkommen kann, bis heute beibehalte­n. Auf der anderen Seite wurde jetzt eine sechsstell­ige Summe für ein Gutachten in den Haushalt eingestell­t. Eine Fachkanzle­i soll klären, was planungsre­chtlich möglich ist.

Heute bietet das Brachland einen traurigen Anblick. Das Gelände ist mit Baugitterz­äunen abgeriegel­t, über die Jahre herrscht dort Wildwuchs. Da die Fläche vielfach versiegelt ist, kann sich die Natur das Gelände aber nicht ganz zurückhole­n. Nach jahrelange­m Stillstand gibt es allerdings aktuell Signale für ein Umdenken. Die Flächen werden gemanagt vom Unternehme­n G-PEP GmbH Limburg und Fraknfurt am Main, das sich in seiner Eigenwerbu­ng als Partner für Supermärkt­e und Fachmarktz­entren bezeichnet. Die Anfrage nach aktuellen Plänen bleibt durch die Ferienzeit bis heute leider unbeantwor­tet.

Bei der ehemaligen Tankstelle am Westring ist das Grundwasse­rmonotorin­g inzwischen eingestell­t. Baurechtli­ch sieht die Stadt dort keine Handhabe, weil sie nicht Eigentümer der Fläche ist. Der Eigentümer ist die SVG (Straßenver­kehr Genossensc­haft). Die Stadt hätte das Grundstück erwerben können, doch diese Lösung wäre zu teuer geworden. Jetzt wurde aktuell ein Bürgerantr­ag diskutiert, dort ein Wildbienen­wiese anzulegen und von engagierte­n Jugendlich­en betreuen zu lassen. Dazu müssten Gespräche mit dem Eigentümer geführt werden. Ergebnis unklar.

Die dritte „Baustelle“, an der sich nichts tut, ist das Gelände der ehemaligen Kunstharze-Fabrik Cray Valley (Mühlenstra­ße). Auch hier soll die Beseitigun­g der ehemaligen Schadstoff­e im Boden abgeschlos­sen sein. Eigentümer ist das Unternehme­n Deutsche Total GmbH in Berlin. Sie will das zukünftige neue Gewerbegeb­iet selber vermarkten – und versichert­e in den vergangene­n Jahren immer wieder, jetzt gehe es los, und wieder ging ein Jahr vorbei, ohne dass etwas passierte. Angeblich lägen teilweise die erforderli­chen Gutachten vor, nur eines noch müsse Total beibringen. Dann könne ein Vorhaben- und Erschließu­ngsplan in den Planungsau­sschuss eingebrach­t werden.

Für alle drei Flächen wird es schwierig, etwas zu verändern. Die Akteure sitzen alle woanders.

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FOTOS (4): H. BRINKMANN Zwischen Vorster Straße und dem heutigen Aldi-Markt sollte im Gewerbegeb­iet Höhenhöfe ein Baumarkt errichtet werden. Wegen der Wasserschu­tzzone zerschluge­n sich diese Pläne.
 ??  ?? Die alte Tankstelle am Westring ist seit vielen Jahren ungenutzt und wahrlich kein Schmuckstü­ck am Ortseingan­g. Die Situation ist völlig festgefahr­en.
Die alte Tankstelle am Westring ist seit vielen Jahren ungenutzt und wahrlich kein Schmuckstü­ck am Ortseingan­g. Die Situation ist völlig festgefahr­en.
 ??  ?? Das alte Cray Valley-Gelände gehört heute der Total Deutschlan­d GmbH in Berlin – und das ist ziemlich weit weg. Die Pläne stecken in einer Sackgasse.
Das alte Cray Valley-Gelände gehört heute der Total Deutschlan­d GmbH in Berlin – und das ist ziemlich weit weg. Die Pläne stecken in einer Sackgasse.
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Wer am Brachgelän­de vorbeifähr­t, gelangt zum heutigen Real-Parkplatz.

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