Rheinische Post Krefeld Kempen

Politik auf Kosten der Kinder

- VON THOMAS REISENER RECHNUNGSH­OF RÜGT SCHWARZ-GELB, TITELSEITE

Man könnte es sich leicht machen und die Kritik des Landesrech­nungshofes an Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) mit dem Parteibuch der Rechnungsh­of-Präsidenti­n abtun: Brigitte Mandt ist Sozialdemo­kratin. Aber so einfach ist es nicht. Denn genau diese Sozialdemo­kratin, seit über sieben Jahren an der Spitze der Behörde, hat auch schon die Haushaltsp­olitik des vorausgega­ngenen NRW-Finanzmini­sters kritisiert. Der hieß Norbert Walter-Borjans, ist ebenfalls Sozialdemo­krat und bekam von Mandt trotzdem die Leviten gelesen. Damals wie heute lautete Mandts Vorwurf: Die Landesregi­erung spart nicht genug. Der Vorwurf war damals wie heute gerechtfer­tigt.

Nur mit dem Unterschie­d, dass der heutige CDU-Finanzmini­ster Lienenkämp­er noch mehr Geld alsWalter-Borjans zur Verfügung hat. Dank historisch hoher Steuereinn­ahmen durfte in NRW überhaupt noch nie ein Finanzmini­ster so viel Geld ausgeben wie Lutz Lienenkämp­er. Und davon macht er bis ans Limit des gesetzlich erlaubten Gebrauch.

Der komplette Verzicht auf jegliche Schuldenti­lgung bedeutet, dass auch die aktuelle Landesregi­erung ihre Kinder mit den Spätfolgen jahrzehnte­langer politische­r Misswirtsc­haft allein lässt. Anstatt eigene Gestaltung­sspielräum­e zu haben, werden die Kinder von heute dereinst erst einmal die Schulden ihrerVorfa­hren abtragen müssen. Wann, wenn nicht in diesen Zeiten historisch üppiger Steuereinn­ahmen, soll der Schuldenbe­rg des Landes denn jemals abgetragen werden?

Ein Landeshaus­halt ist politische Prioritäte­nsetzung in Zahlen. Für den Schuldenab­bau selbst in Zeiten wie diesen genau null Euro vorzusehen, bedeutet, dass das aktuelle Kabinett den politische­n Gestaltung­sspielraum künftiger Generation­en für irrelevant hält. BERICHT

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