Rheinische Post Krefeld Kempen
Für Ältere fehlen Wohnungen
Vonovia-Chef Rolf Buch sieht bis 2030 einen Bedarf von drei Millionen Wohnungen.
DÜSSELDORF In Deutschland müssen nach Einschätzung von Vonovia-Chef Rolf Buch im nächsten Jahrzehnt noch etwa 2,3 Millionen altersgerechte Wohnungen gebaut werden, damit der Bedarf der künftigen Senioren-Generation gedeckt werden kann. Derzeit gebe es nur 700.000 solcher Wohnungen, sagte derVorstandsvorsitzende des größten deutschen Wohnungskonzerns in Düsseldorf.
Der demografischeWandel sei eines der wichtigsten Themen in der Immobilienbranche, sagte Buch. Der aktuelleWohnungsmangel ist aus Sicht des Managers nicht nur mit Neubauten zu lösen. Daher kündigte er Maßnahmen im eigenen Unternehmen an: „Wir haben uns verpflichtet, jede dritte freiwerdende Wohnung altersgerecht umzubauen.“
Nicht nur bei den altersgerechtenWohnungen zeigen sich dieVersäumnisse der vergangenen Jahre eklatant. Insgesamt herrscht in den Metropolen zunehmend Mangel. „Wir haben über Jahre hinweg nicht genug gebaut in den Städten“, räumte Buch ein. Das rächt sich jetzt, weil immer mehr junge Menschen in die Zentren drängen, in denen genug Jobs angeboten werden, und diese Städte gleichzeitig attraktiv für ältere Menschen sind, die im Alter auf entsprechende Nahversorgung in allen Lebensbereichen (etwa Ärzte, Apotheker und Einkauf) setzen. Um das Problem der Wohnungsnot in Deutschland möglichst schnell zu lösen,
seien gemeinsame Anstrengungen von Politik und Wohnungswirtschaft nötig.
Ein Beispiel für das gravierende Wohnraum-Problem in Deutschland ist Berlin. Dort gibt es derzeit politische Überlegungen, die Mieten zu deckeln. Das Problem sei aber, dass es zu wenig Wohnungen gebe, kritisierte Buch. Sozial schwache Bevölkerungsgruppen hätten von einem Mietpreisdeckel von acht Euro überhaupt nichts. Die Pläne in der Hauptstadt träfen Vonovia andererseits nicht so hart, sagte Buch, weil nur zehn Prozent des Wohnungsbestandes in Berlin lägen.
Wachstumschancen für den Immobilienkonzern, der insgesamt 400.000 Wohnungen besitzt (davon 350.000 in Deutschland) sieht der Konzernchef vor allem in Frankreich. Der Markt mit der Hauptstadt Paris und deren Umgebung sei dreimal so groß wie jener in den acht größten deutschen Städten zusammen.