Rheinische Post Krefeld Kempen
Karneval stützt Christopher Street Day
Krefelds erster Christopher Street Day findet Unterstützung im Sport, im Karneval und anderen Bereichen der Stadtgesellschaft. Der Umzug mit Kundgebung soll für Weltoffenheit und Toleranz gegenüber Homosexuellen werben.
Sport, Karneval, Politik, Wirtschaft und Kultur: Das Projekt „Christopher Street Day für Krefeld“wird von einem breiten Bündnis in der Stadtgesellschaft unterstützt. Auch das designierte Karnevalsprinzenpaar Dirk I. und Marita I. (Mosinski) unterstützt das Projekt, das am Dienstag im Krefelder Rathaus offiziell vorgestellt wurde. Schirmherrin ist Katrin Meyer-Eberhardt, Ehefrau von Oberbürgermeister Frank Meyer. Sie sei mit zwei Müttern aufgewachsen, sagte sie, „und ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, dass mir etwas gefehlt hat. Es ist wichtig, dass das in den Köpfen ankommt“.
Sie wünschte sich, dass die sexuelle Orientierung von Menschen irgendwann überhaupt keine Rolle mehr spiele. „Ich finde es wichtig, dass der Christopher Street Day endlich auch in Krefeld stattfindet – auch als Zeichen, dass die Stadt offen und tolerant ist.“Sie beklagte, dass immer noch Homosexuelle auf offener Straße feindselig angegangen werden, wenn sie sich etwa händchenhaltend zu erkennen geben. Sie wünschte sich eine Gesellschaft, in der die sexuelle Orientierung überhaupt kein Thema mehr ist, weil es normal ist, wie man ist.
Im Rathaus trafen sich gestern die Akteure, die bislang die Ausrichtung eines Christopher Street Days in Krefeld unterstützen. Darunter waren Vertreter des KFC Uerdingen und der Krefeld Pinguine wie Eishockey-Trainer Brandon Reid. Der neue Karnevalsprinz Dirk berichtete, er sei als Kölscher Jung mit dem Christopher Street Day aufgewachsen; „CSD war immer ein Feiertag in Köln“, sagte er; er wünschte sich, dass der Regenbogen als Erkennungszeichen für die Homosexuellenbewegung, der mit diesem CSD in Krefeld gepflanzt werde, wachsen möge. Der ehemalige Prinz Rene Sellmer (der mit den bunten Bärten), der für die Karnevalsgesellschaft Rosa Jecken sprach, nutzte die Gelegenheit für eine Kampfansage an die AfD: Er zitierte dazu das Wort des Schriftstellers Erich Kästner, man müsse einen Schneeball zertreten, bevor eine Lawine daraus werde. Für den KFC Uerdingen sprach SPD-Ratsherr Mustafa Ertürk; er wünschte sich, dass „die Leute so leben können, wie sie wollen, ohne dass jemand mit dem Finger auf sie zeigt“. Für das „Cafe Together Krefeld“, das als Treff und Ansprechpunkt für homosexuelle Jugendliche und junge Erwachsene dient, wünschte sich Rene Kaiser, dass Jugendliche in Krefeld „mit Selbstbewusstsein sagen können: Okay, ich bin LGBTQ“– die Abkürzung steht für „Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender, Queer“also lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender.
Krefelds Christopher Street Day soll am 27. Juni 2020 stattfinden; geplant ist ein Demonstrationszug durch die Stadt (12 bis 14 Uhr) mit abschließender Kundgebung auf dem Platz an der Alten Kirche und einer großen Party „mit einem bunten Mix aus Musik und Kultur“, wie es in einer Erklärung des neu gegründeten Vereins „Christopher Street Day Crefeld“heißt. Der Verein ist Veranstalter des Tages. Der Zugweg wird noch festgelegt.
Ob und wie die teilnehmenden Gruppen Wagen gestalten oder Gruppen in den für solche Umzüge typischen ausgefallenen Kostümen bilden, ist noch unklar. Das hängt führung von Frät, der auch das Logo für den Verein und den CSD in Krefeld geschaffen hat.
Levent Sirkal, der Vorsitzende des neu gegründeten CSD-Vereins, zeigte sich begeistert, „wie unglaublich gut das in der Gesellschaft ankommt“. Sirkal ist im Arbeitskreis „SPD Queer“aktiv; die Erfahrungen mit dem Roze-Zaterdag-Jahr, in dem Krefeld mit seiner Partnerstadt Venlo Veranstaltungen für Toleranz gegenüber allen sexuellen Orientierungen warb, und viele Besuche bei CSD umliegender Städte hätten ihn ermutigt, das Projekt anzugehen.
Auch Oberbürgermeister Frank Meyer unterstützt den CSD, war er doch als Hausherr im Rathaus Gastgeber des Pressetermins. Ihm ist es wichtig, dass der CSD nicht nur als Tag der Ausgelassenheit und des Feierns, sondern als politisches Statement, dass man sich für gemeinsame Werte auch einsetze, wahrgenommen wird. Krefeld, betonte er, sei immer gut mit Toleranz und Weltoffenheit gefahren.