Rheinische Post Krefeld Kempen

„Generation Greta“– Vortrag am Ricarda

Der bundesweit bekannte Sozial- und Bildungsfo­rscher Klaus Hurrelmann spricht im Ricarda-Huch-Gymnasium über die Jugend, die sich gegen den Klimawande­l engagiert. Die Veranstalt­ung ist öffentlich und Auftakt einer neuen Reihe.

- VON JENS VOSS

Dem Ricarda-Huch-Gymnasium ist mit seiner Auftaktver­anstaltung für eine neue Reihe ein Coup gelungen: Professor Klaus Hurrelmann, der seit Jahrzehnte­n als Sozial- und Bildungsfo­rscher öffentlich­e Debatten mitprägt und bundesweit Bekannthei­t erlangt hat, spricht am 12. September, 16 Uhr, über die Generation der Schüler, die die Erwachsene­n zum Kampf gegen den Klimawande­l drängen und dafür zu Hunderttau­senden auf die Straße gehen. Thema seines Vortrags: „Wie tickt die Generation Greta? Neue pädagogisc­he

„Ich hoffe, die Schüler werden dafür sanktionie­rt“

Klaus Hurrelmann

in einem ZDF-Interview zu dem Umstand,

dass Schüler für ihre freitäglic­hen Klima-Demonstrat­ionen die Schule schwän

zen

Herausford­erungen für Eltern und Schüler“. Der Vortrag ist auch deshalb spannend, weil es mittlerwei­le auch eine Art „Generation Anti-Greta“gibt oder, wenn man es nicht an der Altersanga­be festmachen kann, eine Schicht von Greta-Kritikern, die in Teilen erschrecke­nd hasserfüll­te Kommentare über das Mädchen zu Protokoll geben. So hat der sächsische AfD-Politiker Andreas Kalbitz die Klimaaktiv­istin als „zopfgesich­tiges Mondgesich­t-Mädchen“bezeichnet; auf einschlägi­gen Internetse­iten findet man Formulieru­ngen wie „diese total verblödete schwedisch­e Göre“, und bei Artikeln im Internet über Thunberg lassen sich regelmäßig wutenbrann­te, enthemmte Beschimpfu­ngen lesen.

Hurrelmann würdigt das politische Engagement der Generation Greta als herausrage­ndes Phänomen.„Wir müssen lange zurückdenk­en, dass sich so viele junge Leute an einer politische­n Demonstrat­ion beteiligt haben“, sagte er in einem ZDF-Interview,„und zwar nicht nur als Mitläufer, sondern als Initiatore­n und mit aktiver Rolle. Das ist etwas Besonderes.“

In der viel diskutiert­en Frage, ob man die Schüler, die für „Fridays for Future“-Demonstrat­ionen die Schule schwänzen, bestrafen soll, vertritt er eine verblüffen­de Position: Sanktionen ja, denn nur so nehme man die Schüler ernst. Dieses „Element von zivilem Ungehorsam“sei „ein bewusster kalkuliert­er Verstoß gegen bestehende Regeln“, hatte Hurrelmann gegenüber dem ZDF gesagt. Er hoffe, die Schüler werden sanktionie­rt, „denn wenn das nicht geschähe, also wenn man das stillschwe­igend in den Schulen durchgehen ließe, dann würde man die Bewegung entwerten“, sagte er wörtlich, „die jungen Leute denken sich ja was dabei. Sie wollen zeigen: Wir sind zornig, wir lehnen uns auf, wir protestier­en.“

Die Veranstalt­ung mit dem Bildungsfo­rscher in Krefeld ist der Auftakt für eine neue Reihe, die das Ricarda-Huch-Gymnasium (RHG) unter dem Titel „RHG – aktuell & kulturell“aufgelegt hat. Die Schule möchte sich damit nach außen öffnen. „In regelmäßig­en Abständen, voraussich­tlich einmal im Schulhalbj­ahr, sollen interessan­te Persönlich­keiten aus Wissenscha­ft, Wirtschaft, Kultur, Literatur etc. an unsere Schule eingeladen werden“, erläutert Danny Thomas, federführe­nder Lehrer an der Schule, „das RHG versteht sich damit nicht nur als Lernort, sondern auch als Impulsträg­er vielfältig­er aktueller und kulturelle­r Aspekte.“

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FOTO: WOI Prof. Klaus Hurrelmann ist seit Jahrzehnte­n bundesweit mit Expertisen über Jugend und Bildung präsent.
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FOTO: DPA Greta Thunberg (3.v.r) bei einer Demonstrat­ion in der Schweiz inmitten von Jugendlich­en.

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