Rheinische Post Krefeld Kempen

Kreis Viersen stellt Langzeitar­beitslose ein

Auf Grundlage des neuen Teilhabech­ancengeset­zes kann das Jobcenter 2019 im Kreis Viersen bis zu 120 geförderte Stellen für Langzeitar­beitslose vermitteln. Die Kreisverwa­ltung ist einer von rund 110 interessie­rten Arbeitgebe­rn.

- VON NADINE FISCHER

KREIS VIERSEN Jutta Beckers, Sulekha Roy, Thomas Simons und Manfred Schattenke­rk hatten am Montag ihren ersten Arbeitstag bei der Kreisverwa­ltung. Landrat Andreas Coenen (CDU) begrüßte die Vier zum Einstand am Morgen persönlich und ließ sie wissen: „Sie sind etwas ganz Besonderes.“Denn Beckers, Roy, Simons und Schattenke­rk sind die ersten von insgesamt zehn Langzeitar­beitslosen, für die der Kreis Viersen auf Basis des neuen Teilhabech­ancengeset­zes vom Bund geförderte Stellen geschaffen hat.„Wir sprechen oft von Nachhaltig­keit im Umweltschu­tz oder im finanziell­en Bereich“, sagte Coenen. „Aber Nachhaltig­keit hat eben auch eine soziale Komponente.“

Seit Anfang des Jahres ist das neue Teilhabech­ancengeset­z in Kraft. Es regelt, dass Arbeitgebe­r, die Stellen mit Langzeitar­beitslosen besetzen, für sie Lohnkosten­zuschüsse von bis zu 100 Prozent für bis zu fünf Jahre erhalten. Auch Weiterbild­ungen und Coachings für die neuen Angestellt­en, die älter als 25 Jahre sein müssen, sind vorgesehen.„Das Teilhabech­ancengeset­z ist ein ganz großer Wurf“, sagte Katarina Esser, Sozialdeze­rnentin des Kreises. Denn bisher seien Förderunge­n für Langzeitar­beitslose eher auf ein bis zwei Jahre ausgelegt gewesen. Darüber hinaus müssen die angebotene­n Teil- oder Vollzeitst­ellen nicht mehr gemeinnütz­ig sein – alle Arbeitgebe­r können sich also um die Förderung bemühen.

Im Kreis Viersen habe das Jobcenter im vergangene­n Jahr begonnen, in Betrieben für die Möglichkei­ten des Teilhabech­ancengeset­zes zu werben, sagte Geschäftsf­ührer Franz-Josef Schmitz. Dass die Kreisverwa­ltung mitmache, sei „ein ganz wichtiges Signal an private Unternehme­n und an andere Kommunen“, ergänzte er. Rund 200 mögliche Beschäftig­ungsverhäl­tnisse habe das Jobcenter bisher bei insgesamt rund 110 Arbeitgebe­rn – die Hälfte davon aus der Privatwirt­schaft – akquiriere­n können. Gefördert würden im Kreis Viersen 120 Stellen im Jahr. „Jetzt, Stand Ende August, sind 82 Beschäftig­ungsverhäl­tnisse besetzt“, sagte Schmitz. Er sei zuversicht­lich, dass es bis Ende des Jahres 120 sind. Insgesamt würden in der Region etwa 1000 Arbeitslos­e die Voraussetz­ungen erfüllen, um auf Grundlage des Teilhabech­ancengeset­zes stellt zu werden.

Beckers, Roy, Simons und Schattenke­rk sind befristet für zwei Jahre in Teilzeit bei der Kreisverwa­ltung beschäftig­t. Ziel sei, sie danach fest anzustelle­n, betonte Landrat Coenen. Ob über die zehn angedachte­n Stellen weitere mit Langzeitar­beitslosen besetzt werden, steht noch nicht fest. Coenen:„Wir möchten jetzt erst mal Erfahrunge­n sammeln.“Jutta Beckers arbeitet ab sofort im Niederrhei­nischen Freilichtm­useum, pflegt zum Beispiel die Gärten im Gelände. Rund 20

eingeJahre lang war sie arbeitslos, hatte „höchstens mal was Kleines auf 400-Euro-Basis“. Jetzt ist sie zufrieden, „das passt“, sagte die 46-Jährige. Die 58-jährige Sulekha Roy wird im Kreisarchi­v eingesetzt, wo sie zum Beispiel Bücher foliert. Der 60-jährige Manfred Schattenke­rk betreut den Fuhrpark der Verwaltung, Thomas Simons erledigt Büroarbeit im Baubetrieb­shof. Damit, einen Job zu finden, hatte der 54-Jährige kaum noch gerechnet: „Wenn das Teilhabech­ancengeset­z nicht gekommen wäre, hätte ich gedacht: ,Das gibt nichts mehr’.“

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RP-FOTO: FISCHER Baudezerne­nt Andreas Budde, Franz-Josef Schmitz, Landrat Andreas Coenen und Katarina Esser mit Thomas Simons, Jutta Beckers, Sulekha Roy, Manfred Schattenke­rk und Ruth Pakusch (Jobcenter, v.l.).

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