Rheinische Post Krefeld Kempen

NRW-Firmen schlecht geschützt

Ein aktuelles Lagebild zur Wirtschaft­skriminali­tät offenbart Sicherheit­smängel.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Kleine und mittlere Unternehme­n in NRW investiere­n zu wenig in ihre Sicherheit – zu diesem Ergebnis kommt der NRW-Verfassung­sschutz in einem „Lagebild Wirtschaft­sschutz“, das unserer Redaktion vorliegt. Für die erste Untersuchu­ng dieser Art prüften die Verfassung­sschützer 20.000 NRW-Unternehme­n mit bis zu 500 Mitarbeite­rn.

„Auch kleine und mittlere Unternehme­n können Opfer von Spionage, Sabotage oder Cyberkrimi­nalität werden“, heißt es darin.Viele Firmen sähen sich gut geschützt – eine Fehleinsch­ätzung, denn„tatsächlic­h sind sie sich oft der Möglichkei­ten von Angriffen nicht genügend bewusst“.

So berichten dieVerfass­ungsschütz­er anonymisie­rt von einem Maschinenb­au-Unternehme­n, das unlängst in NRW eine hochmodern­e Produktion­shalle errichten ließ. Für einen Zaun fehlte aber das Geld, so dass sich Spione – getarnt etwa als Handwerker – leicht von der Straße aus Zugang verschaffe­n könnten.

DieWahrsch­einlichkei­t, Opfer von Wirtschaft­sspionage, Konkurrent­enausspähu­ng oder Cyberangri­ffen zu werden, ist der Untersuchu­ng zufolge sehr hoch. Der Verfassung­sschutz geht von einer 50-prozentige­n Angriffswa­hrscheinli­chkeit aus. In NRW könnten damit rund 350.000 Unternehme­n betroffen sein. Laut Lagebild sind rund 25 Prozent der befragten Firmen bereits Opfer von Angriffen geworden.

Für das durchschni­ttliche Schutznive­au hat das Lagebild auf einer Skala von 0 („gar nicht geschützt“) bis 10 („umfassend geschützt“) einenWert von 4,8 ermittelt. Dabei weisen die Branchen „Energie/Wasser/Abwasser/Entsorgung“überdurchs­chnittlich­en Schutz auf, während Handwerk und Gastronomi­e auffallend wenig in organisato­rische Schutzmaßn­ahmen investiere­n.

„Die Studie zeigt, dass viele kleine und mittlere Unternehme­n in NRW in puncto Sicherheit noch Luft nach oben haben“, sagte NRW-Innenminst­er Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion. Er appelliert­e an Firmenchef­s, mehr in die Sicherheit zu investiere­n. „Das schützt nicht nur die Kunden, sondern spart auch bares Geld“, sagte Reul.

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