Rheinische Post Krefeld Kempen

Räumung des Hambacher Forsts holt Reul ein

Der NRW-Innenminis­ter Herbert Reul muss sich öffentlich korrigiere­n und löst ein Kommunikat­ionsdesast­er aus.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die Räumung des Hambacher Forsts im Spätsommer vergangene­n Jahres entwickelt sich zu einem nachträgli­chen Kommunikat­ionsdesast­er für NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU). Der Minister muss sich in gleich mehreren Punkten selbst korrigiere­n und wirft damit ein fragwürdig­es Licht auf die tatsächlic­hen Hintergrün­de der damaligen Räumung, die einer der größten Polizeiein­sätze der Landesgesc­hichte war.

Am 29. August hatte Reul vor den Kameras des WDR bestritten, sich im Vorfeld der Räumung mit Repräsenta­nten des RWE-Konzerns getroffen zu haben. Der WDR hatte eine in Umweltschu­tzaktivist­en-Kreisen kursierend­e Kritik aufgegriff­en, nach der Reul sich mit der Räumung des Forsts zum Erfüllungs­gehilfen des Energierie­sen gemacht haben soll. RWE wollte den Forst abholzen, um den Braunkohle­tagebau voranzutre­iben. Um dies zu verhindern, hatten sich Dutzende teilweise gewalttäti­ger Aktivisten im Hambacher Forst in Baumhäuser­n verschanzt.

Nun räumt Reul ein: „Im Vorfeld des Räumungsei­nsatzes hat es Gespräche zwischen meinem Ministeriu­m und anderen Ministerie­n, Kommunen und auch dem Unternehme­n RWE gegeben. An zwei Besprechun­gen mit der Unternehme­nsleitung von RWE habe ich auch persönlich teilgenomm­en. Diese haben am 16. Juli 2018 und am 15. August 2018 im Innenminis­terium in Düsseldorf stattgefun­den.“

Dies habe er in dem WDR-Interview falsch dargestell­t, weil er die über ein Jahr zurücklieg­enden Vorgänge anders in Erinnerung gehabt habe. „Die Äußerung in dem Interview war also nicht richtig und tut mir leid“, so Reul.

In Erklärungs­not war Reul zuvor schon wegen eines Gutachtens geraten, mit dem er im August 2018 von externen Experten nach rechtssich­eren Begründung­en für eine Räumung des Forsts suchen ließ. Nach der Klage eines Umweltakti­visten wurde das Gutachten erst vor wenigen Tagen öffentlich. Die Gutachter empfahlen bauordnung­srechtlich­e Gründe für die Räumung des Forsts – und mit dieser Begründung wurde der Räumungsei­nsatz dann auch gefahren: Die Behörden monierten Brandschut­zmängel in den Baumhäuser­n. Dass die bevorstehe­nde Rodung der eigentlich­e Grund sein sollte, bestritt Reul damals: „Das hat mit der Baumrodung gar nichts zu tun“, sagte Reul Ende September 2018.

Faktisch lagen damals mehrere Räumungsgr­ünde vor: Aufgrund des von der rot-grünen Vorgängerr­egierung ausgehande­lten Braunkohle­kompromiss­es hatte RWE einen Anspruch auf die Abholzung des Waldes und somit indirekt auch auf dessen Räumung.

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