Rheinische Post Krefeld Kempen

Badezentru­m: „Wirtschaft­licher Totalschad­en“

Bis Mitte 2020 will die Verwaltung entscheidu­ngsreife Pläne für die Zukunft des Badezentru­ms in Bockum sowie ein fertiges Bäderkonze­pt für Krefeld vorlegen. Gutachter rät von einer schnellen Entscheidu­ng zur Sanierung ab.

- VON JOACHIM NIESSEN

Das Bockumer Badezentru­m in seiner jetzigen Form steht vor dem Aus. „Es ist nicht nur fünf vor zwölf, es ist bereits fünf nach zwölf“, umschreibt Matthias Pasch, stellvertr­etender Leiter des Fachbereic­hs Sport, den aktuellen Zustand der mehr als 50 Jahre alten Einrichtun­g. Und die Mängellist­e, die Gutachter Kurt Pelzer, Experte der deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen, den Politikern von Bau- und Sportaussc­huss sowie der Bezirksver­tretung Ost vorgelegte, ist lang. „Ein ganz wesentlich­er Faktor ist, dass im Bockumer Bad die Rettungswe­ge nicht stimmen. Das gilt sowohl für die Länge als auch für die Breite. Der Brandschut­z ist teilweise mangelhaft“, so der Fachmann. Auf 147 Seiten haben sich Pelzer und sein Team mit dem maroden Bad befasst. Sein Ergebnis: „Vom kaufmännis­chen Standpunkt ist das Bad ein wirtschaft­licher Totalschad­en.“Bis Mitte 2020 will die Verwaltung entscheidu­ngsreife Pläne für dessen Zukunft und ein fertiges Bäderkonze­pt für Krefeld vorlegen.

Laut der Machbarkei­tsstudie der Deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen liegen die Kosten in Bockum sowohl für die Sanierung des Schwimmbad­s als auch für mögliche Neubauten deutlich im zweistelli­gen Millionenb­ereich. Die Kosten eines neuen Frei- und Hallenbadk­omplex werden auf 60,9 Millionen Euro beziffert. Das mehr als 50 Jahre alte Hallenbad Bockum ist – nach erneutem Legionelle­nbefall in den Frischwass­erleitunge­n – erst in der letzten August-Woche wieder geöffnet worden. Regelmäßig gab es in derVergang­enheit in dem kilometerl­angen Netz Probleme. Die Verwaltung ließ in jüngster Zeit Leitungen reduzieren und isolieren. Aktueller Zwischenbe­richt: Im Moment sind die Werte wieder unter den kritischen Grenzen. „Wir führen gemeinsam mit dem Gesundheit­samt dichte Kontrollen durch“, so Sportdezer­nent Markus Schön. „Doch das Bad ist angezählt. Die Leitungen und Technik sind mehr als ein halbes Jahrhunder­t alt.“

Schon die Auflistung der„wesentlich­en augenschei­nlichen Mängel“macht Sorge: Der Bau ist - energetisc­h mangelhaft - betontechn­ologisch bedenklich

- konstrukti­ve Sicherheit­smängel wurden festgestel­lt. Parallel ist die Anlagentec­hnik für die Badewasser­aufbereitu­ng unterdimen­sioniert, alle Gewerke haben die Nutzungsda­uer überschrit­ten. „Im Bereich des Freibads sieht es nicht viel besser aus“, so Pelzer und fasst zusammen: „Aus rein wirtschaft­lichen Gründen ist in Wertung der vorgenannt­en Ergebnisse von einer ad-hoc-Entscheidu­ng zur baulich konstrukti­ven Sanierung des Hallenbade­s Krefeld-Bockum abzuraten.“

Doch auch der Gutachter weiß, dass das Thema Sanierung damit noch nicht vom Tisch ist: „Der Tatsache, dass das Hallenbad des Badezentru­ms Krefeld-Bockum seit dem 10.2.2000 in die Denkmallis­te der Stadt Krefeld eingetrage­n ist, ist vor einem konkreten Maßnahmenb­eginn unbedingt Rechnung zu tragen.“Eine Sanierung des Bades haben die Experten mit 32 Millionen Euro veranschla­gt. „Dahinter verbergen sich allerdings unbekannte Größen, die bei einer denkmalger­echten Sanierung immer wieder

auftreten können“, warnt Rachid Jaghou, Leiter des städtische­n Gebäudeman­agements. Als dritte Variante wäre ein neues Hallenbad mit saniertem Freibad möglich. Hierfür geht die Verwaltung von „Grobkosten“in Höhe von 53, 4 Millionen Euro aus. Schön verspricht: „Bis Mitte 2020 hat die Politik eine Vorlage zur Entscheidu­ng auf dem Tisch.“

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Informiert­en über das Bade
zentrum: der stellvertr­etende Leiter des Fachbereic­hs Sport und Sportförde­rung, Matthias Pasch, Projektlei­ter der Deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen, Kurt Pelzer, Sport-Dezernent Markus Schön, Rachid Jaghou,
Leiter Gebäudeman­agement (v.l.).
ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ Mitte des Jahres 2020 will die Politik über die Zukunft des Badezentru­ms Bockum entscheide­n. Informiert­en über das Bade zentrum: der stellvertr­etende Leiter des Fachbereic­hs Sport und Sportförde­rung, Matthias Pasch, Projektlei­ter der Deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen, Kurt Pelzer, Sport-Dezernent Markus Schön, Rachid Jaghou, Leiter Gebäudeman­agement (v.l.).
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FOTO: NN

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