Rheinische Post Krefeld Kempen
Musik mit 20.000 Kindern
Die Musikschule Krefeld wird 85 Jahre alt und bietet ein Netzwerk von 65 Unterrichtsorten im Stadtgebiet.
Etwas schüchtern sind die meisten der kleinen Sängerinnen und Sänger, denn für Routine sind sie noch entschieden zu jung. „Ich will euch begrüßen“, heißt das Eingangslied der zwei- bis sechsjährigen Kinder. Mit ihrem Auftritt leiten sie am Mittwoch einen Besuch wichtiger Herren in der Kindertagesstätte am Westwall ein. Der Anlass ist ein Gespräch zum Jubiläum 85 Jahre Krefelder Musikschule.
Musiklehrer Thorsten Drees gibt einen kurzen Einblick in seine Arbeit. „Die hohen Töne sind noch nicht da!“erklärt er den Kindern und beginnt mit einem „Wir fahren mit einem Fahrstuhl zu den Planeten“die Lockerungsübungen und ein kleines Einsingen.
Mit viel Spaß sind die Mädchen und Jungen dabei, nicht nur bei der Gymnastik, sondern auch den nächsten Liedern und sogar einer Body Percussion.
Die 95 Kinder dieser Kita werden in insgesamt fünf Gruppen spielerisch an die Musik herangeführt und dies beginnt bereits bei den Allerjüngsten, den Babys. Dienstags ist hier der große Musiktag für alle und ein ziemlich voller Tag für Drees.
Seit 2006 gehen die Musiklehrer der Krefelder Musikschule in Kindergärten und Schulen; damit findet die musikalische Ausbildung des Nachwuchses nicht mehr nur im Haus Sollbrüggen an der Uerdinger Straße statt. Fast 20.000 Kinder sind in diesen 13 Jahren intensiver mit der Musik - vor allem dem Selbermachen - in Berührung gekommen. „Zur Zeit haben wir 3.250 Kinder außerhalb von Haus Sollbrüggen in den verschiedenen Projekten, das ist ein Rekord“, erklärt ein zufriedener Musikschulleiter.
Für Ralph Schürmanns sind die 65 Standorte in Krefeld, an denen Musikunterricht gegeben wird, noch nicht das Ende der Fahnenstange. Das Netzwerk, das er und seine derzeit 49 Musiklehrerin „aus Überzeugung und mit viel Herzblut“lebendig halten, ließe sich noch um einige Grundschulen und Kitas erweitern.
Oberbürgermeister Frank Meyer hebt hervor, dass es ihm wichtig sei, das„Lernen undVerstehen künstlerischer Ausdrucksweisen“allen Krefelder Kindern zu ermöglichen und dafür räumliche und soziale Barrieren abzubauen, „auch wenn jedes vierte Kind in Krefeld in Armut lebt.“
Wesentlich ist dafür die finanzielle Unterstützung aus verschiedenen Fördertöpfen, so dass jedes Kind am gemeinschaftlichen wie auch individuellen Musizieren, wie dem Lernen eines Instruments, teilnehmen kann. Dabei lobt er auch die Unterstützung durch Krefelder Bürgerschaft.
Jugend- und Bildungsdezernent Markus Schön stellt die Chance zur Prävention und Integration heraus. „Mit der sozialen Integration kann man nicht früh genug anfangen. Mit diesen Projekten gehen wir auch in die Quartiere, wo die sozialen Herausforderungen groß sind.“
Ebenso kann die Begegnung der Generationen durch das Musizieren gefördert werden. „Einmal im Quartal gehen wir mit den Kindern raus in das nächste Altenheim, wo wir gemeinsam singen“, erzählt Udo Giermanns, der Leiter der Kita am Westwall.
Schürmanns stellt fest: „Die Musikschule Krefeld wird zwar in diesem Jahr 85 Jahre alt, aber sie ist keine alte Dame, sondern quicklebendig!“