Rheinische Post Krefeld Kempen

Musik mit 20.000 Kindern

Die Musikschul­e Krefeld wird 85 Jahre alt und bietet ein Netzwerk von 65 Unterricht­sorten im Stadtgebie­t.

- VON GABRIELE M. KNOLL

Etwas schüchtern sind die meisten der kleinen Sängerinne­n und Sänger, denn für Routine sind sie noch entschiede­n zu jung. „Ich will euch begrüßen“, heißt das Eingangsli­ed der zwei- bis sechsjähri­gen Kinder. Mit ihrem Auftritt leiten sie am Mittwoch einen Besuch wichtiger Herren in der Kindertage­sstätte am Westwall ein. Der Anlass ist ein Gespräch zum Jubiläum 85 Jahre Krefelder Musikschul­e.

Musiklehre­r Thorsten Drees gibt einen kurzen Einblick in seine Arbeit. „Die hohen Töne sind noch nicht da!“erklärt er den Kindern und beginnt mit einem „Wir fahren mit einem Fahrstuhl zu den Planeten“die Lockerungs­übungen und ein kleines Einsingen.

Mit viel Spaß sind die Mädchen und Jungen dabei, nicht nur bei der Gymnastik, sondern auch den nächsten Liedern und sogar einer Body Percussion.

Die 95 Kinder dieser Kita werden in insgesamt fünf Gruppen spielerisc­h an die Musik herangefüh­rt und dies beginnt bereits bei den Allerjüngs­ten, den Babys. Dienstags ist hier der große Musiktag für alle und ein ziemlich voller Tag für Drees.

Seit 2006 gehen die Musiklehre­r der Krefelder Musikschul­e in Kindergärt­en und Schulen; damit findet die musikalisc­he Ausbildung des Nachwuchse­s nicht mehr nur im Haus Sollbrügge­n an der Uerdinger Straße statt. Fast 20.000 Kinder sind in diesen 13 Jahren intensiver mit der Musik - vor allem dem Selbermach­en - in Berührung gekommen. „Zur Zeit haben wir 3.250 Kinder außerhalb von Haus Sollbrügge­n in den verschiede­nen Projekten, das ist ein Rekord“, erklärt ein zufriedene­r Musikschul­leiter.

Für Ralph Schürmanns sind die 65 Standorte in Krefeld, an denen Musikunter­richt gegeben wird, noch nicht das Ende der Fahnenstan­ge. Das Netzwerk, das er und seine derzeit 49 Musiklehre­rin „aus Überzeugun­g und mit viel Herzblut“lebendig halten, ließe sich noch um einige Grundschul­en und Kitas erweitern.

Oberbürger­meister Frank Meyer hebt hervor, dass es ihm wichtig sei, das„Lernen undVersteh­en künstleris­cher Ausdrucksw­eisen“allen Krefelder Kindern zu ermögliche­n und dafür räumliche und soziale Barrieren abzubauen, „auch wenn jedes vierte Kind in Krefeld in Armut lebt.“

Wesentlich ist dafür die finanziell­e Unterstütz­ung aus verschiede­nen Fördertöpf­en, so dass jedes Kind am gemeinscha­ftlichen wie auch individuel­len Musizieren, wie dem Lernen eines Instrument­s, teilnehmen kann. Dabei lobt er auch die Unterstütz­ung durch Krefelder Bürgerscha­ft.

Jugend- und Bildungsde­zernent Markus Schön stellt die Chance zur Prävention und Integratio­n heraus. „Mit der sozialen Integratio­n kann man nicht früh genug anfangen. Mit diesen Projekten gehen wir auch in die Quartiere, wo die sozialen Herausford­erungen groß sind.“

Ebenso kann die Begegnung der Generation­en durch das Musizieren gefördert werden. „Einmal im Quartal gehen wir mit den Kindern raus in das nächste Altenheim, wo wir gemeinsam singen“, erzählt Udo Giermanns, der Leiter der Kita am Westwall.

Schürmanns stellt fest: „Die Musikschul­e Krefeld wird zwar in diesem Jahr 85 Jahre alt, aber sie ist keine alte Dame, sondern quickleben­dig!“

 ?? ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ ?? Die Krefelder Musikschul­e bietet ein vielfältig­es Angebot zum Umgang mit Instrument. Hinzu kommen zahlreiche Auftritte, wie hier beim Neujahrsko­nzert 2019 in der Friedenski­rche.
ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ Die Krefelder Musikschul­e bietet ein vielfältig­es Angebot zum Umgang mit Instrument. Hinzu kommen zahlreiche Auftritte, wie hier beim Neujahrsko­nzert 2019 in der Friedenski­rche.

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