Rheinische Post Krefeld Kempen

Lehrermang­el ist große Herausford­erung

NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) war zu Gast in der Albert-Mooren-Halle und kam mit Schulleite­rn, Lehrern und Eltern aus dem Kreis Viersen ins Gespräch.

- VON ULRIKE GERARDS

OEDT Sie ist gerne vor Ort, um zu hören, wo der Schuh drückt, sagte Nordrhein-Westfalens Schulminis­terin Yvonne Gebauer, kurz bevor sie am Dienstagab­end in der Albert-Mooren-Halle in Oedt über ihre Arbeit sprach und mit den Zuhörern ins Gespräch kam. Ein Thema besorgt auch die Schulen im Kreis Viersen: Es gibt aktuell zu wenig Lehrer.

Auf Einladung des FDP-Kreisverba­ndes war die Ministerin zur Vortrags- und Diskussion­sveranstal­tung in die Gemeinde Grefrath gekommen. Dort wurde sie von Bürgermeis­ter Manfred Lommetz begrüßt. Der hatte gleich ein Anliegen. „Wir haben hier eine hervorrage­nde Sekundarsc­hule. Für eine Kommune unserer Größenordn­ung ist das eine gute Schulform. Wir hoffen, dass das System bestehen bleibt.“

Rund 100 Zuhörer waren in die Albert-Mooren-Halle gekommen. Zwei Drittel aus dem Bereich Schule. Und von diesen gab es durchaus Lob für die Arbeit der Ministerin. Yvonne Gebauer benannte in ihrem Vortrag drei große Aufgabenfe­lder, die sie von der rot-grünen Vorgängerr­egierung zu übernehmen hatte. Das ungeliebte „Turbo-Abi“wurde weitgehend abgeschaff­t, die Inklusion werde zurzeit neu geregelt. Und dann gilt es den Lehrermang­el zu bekämpfen. Das aktuelle Fehlen von Lehrern und Sozialpäda­gogen macht Gebauer klar ihrer Vorgängeri­n zum Vorwurf. Nun arbeite man daran, dies zu beheben. Für das Grundschul­lehramt wurden 339 zusätzlich­e Studienplä­tze geschaffen, für Sonderpäda­gogik 250. Zu wenig, fanden einige Zuhörer in Oedt. Aber das muss Gebauer mit demWissens­chaftsmini­sterium abstimmen. Bis die zusätzlich ausgebilde­ten Lehrer zur Verfügung stehen, müsse man weitere Maßnahmen ergreifen. Seiteneins­teiger sind eine Lösung, mit der man es aber auch nicht übertreibe­n dürfe.

Es gibt zudem einen Überhang an Lehrern für die Sekundarst­ufe II, also Gymnasien, die dann nicht an Grund-, Haupt- oder Realschule­n unterricht­en können, wo es teilweise einen großen Mangel gibt. Auch daran arbeite man.

Sie wolle weiter den Weg der Inklusion gehen, sagte Gebauer. Aber zurzeit seien einfach zu wenig Sonderpäda­gogen da, um damit in die Fläche zu gehen. Weiterhin solle es Förderschu­len geben, um den Eltern die Entscheidu­ngsfreihei­t zu lassen. Den Vorwurf, sie habe die Gymnasien in Sachen Inklusion aus der Verantwort­ung entlassen, ließ die Ministerin nicht gelten: „Viele Gymnasien haben gesagt, sie möchten Orte des gemeinsame­n Lernens sein, sind aber von den Eltern nicht gewählt worden.“

518 Millionen Euro gibt es für den Ausbau von Räumen an Gymnasien, die nach der Umstellung von G8 auf G 9 wieder einen Jahrgang mehr unterbring­en müssen. Der Leiter einer Realschule bemängelte eine Bevorzugun­g der Gymnasien. „Realschule­n und Hauptschul­en stehen hinten an und kratzen am Limit.“Das sieht Gebauer anders. „Es war noch nie so viel Geld im System wie momentan. Dass nur das Gymnasien bevorzugt werden, ist nicht so.“

Sie habe von ihren Gesprächen mit Schulleitu­ngen mitgenomme­n, dass es vor allem wichtig sei, die Schulen arbeiten zu lassen. Eine Strukturde­batte möchte sie daher nicht anstoßen. Schulforme­n, die gut laufen, sollen auch weiterarbe­iten dürfen. Dennoch müsse sie sich alle Schulforme­n gut ansehen. Die Sekundarsc­hulen würden im ländlichen Raum gut angenommen. Da

her sollen sie auch weiter bestehen bleiben – auch zweizügig.

Besonders die Grundschul­en will die FDP-Ministerin stärken: „Alle Schulforme­n sind wichtig, aber die Grundschul­e ist die wichtigste, denn hier wird das Fundament für eine erfolgreic­he Bildungska­rriere gelegt.“Die ungleiche Bezahlung von Lehrern ist ein Thema, das schon länger für Verärgerun­g sorgt. Gebauer will das Thema nicht aus den Augen verlieren. Hoffnung auf eine schnelle Umsetzung machte sie den Zuhörern aber nicht. Eine Angleichun­g würde rund 600 Millionen Euro kosten. Finanzmini­sterium und der Landtag müssten da mitgehen.

Auch die Berufsschu­len hat die Schulminis­terin im Blick, wie sie auf Nachfrage berichtete. Zurzeit sei sie dabei, ein Maßnahmenp­aket für die Stärkung der berufliche­n Bildung zu erarbeiten. Kreisdirek­tor Ingo Schabrich bat, die ländlichen Kreise bei der Verteilung der Bildungsgä­nge nicht aus den Augen zu verlieren. Man habe die Berufskoll­egs massiv ausgebaut. Es wäre schön, wenn das berücksich­tigt würde. Yvonne Gebauer sagte zu, dass es weiterhin Fachklasse­n vor Ort geben solle und nicht alles in den Zentren zusammenge­zogen werde.

 ?? FOTO: WOLFGANG KAISER ?? NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (Mitte) wurde vor der Albert-Mooren-Halle in Oedt von Kreisdirek­tor Ingo Schabrich (2.v.r.) und den FDP-Politikern aus dem Kreis (von links), Ralf Klein (Willich), Felix Grams (Kempen),Frank a Campo (Viersen) und Irene Wistuba (Kempen), empfangen.
FOTO: WOLFGANG KAISER NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (Mitte) wurde vor der Albert-Mooren-Halle in Oedt von Kreisdirek­tor Ingo Schabrich (2.v.r.) und den FDP-Politikern aus dem Kreis (von links), Ralf Klein (Willich), Felix Grams (Kempen),Frank a Campo (Viersen) und Irene Wistuba (Kempen), empfangen.

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