Rheinische Post Krefeld Kempen
Der Streetscooter geht nach China
Bis zu 100.000 Autos im Jahr sollen gebaut werden, eine Gefahr für NRW-Fabriken.
BONN/AACHEN Die Post ist einen großen Schritt vorangekommen, ihren Aachener Ableger Streetscooter wettbewerbsfähiger zu machen und möglicherweise später zu verkaufen. Die von Streetscooter entwickelten gleichnamigen Elektrolieferwagen sollen mit einer Stückzahl von bis zu 100.000 Stück im Jahr künftig in China gebaut werden. Dies vereinbarte Streetscooter-Chef Jörg Sommer in Peking mit dem Management des chinesischen Autobauers Chery am Rande des Staatsbesuches von Kanzlerin Merkel in Peking. Bisher wurden in Deutschland 10.000 Streetscooter an die Post geliefert, damit sie umweltfreundlicher ausliefern kann.
Chery will 500 Millionen Euro investieren, um die Produktion des Streetscooter in der Volksrepublik aufzubauen. Streetscooter und Chery wollen technisch eng zusammenarbeiten. „Diese Kooperation hilft Streetscooter enorm“, sagt der DuisburgerWirtschafsprofessor Ferdinand Dudenhöffer, „so haben sie mehr Mittel, um die Fahrzeuge weiterzuentwickeln und sie decken den wichtigsten Elektroauto-Markt der Welt ab.“
Die Post kündigt auch an, an der US-Westküste in zwei bis drei Jahren ein Streetscooter-Werk aufzubauen, um den US-Markt zu bedienen.
Auf Dauer könnte dasWerk in China die zwei Fertigungsstätten in Aachen und Düren unnnötig machen. Darauf macht Experte Dudenhöffer aufmerksam: „Wenn die in China riesige Stückzahlen zu einem niedrigen Preis bauen, wäre schon denkbar, dass die den hiesigen Markt auch von Fernost aus bedienen.“Chery-Chef Yin Tongyue sagt zu der Kooperation, sie würde Möglichkeiten „für beide Seiten schaffen“, um „den Weltmarkt zu erschließen“, wobei er die EU ausdrücklich mit erwähnt.
Die Post erklärt, es sei nicht geplant, die Produktion von NRW nach China zu verlagern. Dudenhöffer hält es für denkbar, dass Chery das Unternehmen Streetscooter irgendwann der Post abkauft. Postchef Frank Appel hatte im Herbst gesagt, der Konzern schließe eine Abgabe von Streetscooter nicht aus. Der Bau von Lieferwagen sei nicht Kerngeschäft des Konzerns.