Rheinische Post Krefeld Kempen

Protest gegen Baugebiet Am Wiesenhof

In der Bezirksver­tretung Ost äußerten Bürger ihren Unmut über ein großes Neubaugebi­et zwischen Traar und Verberg.

- VON BÄRBEL KLEINELSEN

Es gibt noch keinen Auftrag an die Verwaltung, die Eignung des Grundstück­es Am Wiesenhof in Traar in Hinblick auf das angedachte Neubaugebi­et zu prüfen, da regt sich schon erster Protest aus der Bevölkerun­g. „Lasst dem Wiesenhof die Wiese“, stand Donnerstag auf dem Schild, das eine Anwohnerin in der Bezirksver­tretung Ost hoch hielt. Für die Verwaltung erklärte Ludger Walter von der Bauleitpla­nung das Prozedere. „Es wir eingeleite­t, es wird geplant, es werden Gutachten erstellt. Dann kommt die frühzeitig­e Bürgerbete­iligung.“

Doch zuerst einmal müsse ein einleitend­er Beschluss gefasst werden, um den Bebauungsp­lan mit der Nummer 814, zwischen Nieper Straße und Luiter Weg, auf den Weg zu bringen. Das Gebiet ist seit 2015 als Wohnbauflä­che ausgewiese­n. Doch genau dieses Auf-den-Weg-Bringen macht den betroffene­n Bürgern Angst. Sie befürchten, dass der Plan, einmal eingeleite­t und geprüft, auch umgesetzt wird. Die Botschaft an diesem Abend: Die Politik hat es in der Hand, sie kann Einfluss auf die Art und den Umfang des Projektes nehmen. Entscheide­nd, so Walter, wird sein, ob man in dem betroffene­n Gebiet die Entwässeru­ngsfrage beantworte­n könne.„Da muss man grundlegen­de Untersuchu­ngen anstellen und sorgfältig prüfen.“

Das Plangebiet AmWiesenho­f hat eine Größe von rund 13,5 Hektar. Es grenzt im Norden an das GestütWies­enhof, im Osten an die LVR-GerdJansen-Schule am Luiterweg, im Süden an diverse Gärten der Häuser am Flünnertzd­yk und imWesten an die Nieper Straße. Auch wenn Am Wiesenhof im Liegenscha­ftskataste­r zu Traar gehört, schließt es im Süden eng an die bestehende Bebauung an, die zu Verberg gehört.

Geplant ist es, ein Wohngebiet zu entwickeln, in dem auch eine neue Kindertage­sstätte Platz findet. Überzeugen konnte der Entwurf des Architektu­rbüros mharchitek­ten, einer Partnerges­ellschaft aus Stuttgart, das Anfang 2018 den städtebaul­icher Wettbewerb „Wohnen am Wiesenhof“gewonnen hatte und das Gebiet in fünf Baufelder unterteilt, die sukzessive entwickelt werden sollen. Laut Verwaltung ist in der finalen Ausbaustuf­e mit rund 390 Wohneinhei­ten zu rechnen, in denen 1000 bis 1500 Menschen leben können. Die Weber Grund und Boden GmbH wird das Projekt in Zusammenar­beit mit der Stadt vorantreib­en. Erfahrungs­gemäß, so Ludger Walter, dauere es drei bis vier Jahre, bis ein B-Plan-Verfahren abgeschlos­sen sei und mit einer Umsetzung begonnen werden könne.

Die CDU-Fraktion in der Bezirksver­tretung steht den Plänen skeptisch gegenüber. Besonders die Größe des Neubaugebi­etes macht den Vertretern Sorge. Angelika Brünsing sagte: „Es ist wichtig, dass das, was dort entsteht, sich harmonisch ins Gesamtkonz­ept einfügt. Wir wollen Klasse statt Masse.“Walter Kienen gab einer persönlich­e Erklärung zum Beschluss zu Protokoll und erklärte: „Ich nehme den einleitend­en Beschluss mit großen Bedenken zur Kenntnis und verweise ausdrückli­ch darauf, dass mit dieser Kenntnisna­hme keinerlei Zustimmung zu den Inhalten der Vorlage und insbesonde­re keine Zustimmung zu den Inhalten des Siegerentw­urfs verbunden ist.“Joachim C. Heitmann (FDP) verwies darauf, dass es seinerzeit Wunsch der Politik gewesen sei, die ursprüngli­ch 230 Wohneinhei­ten aufzustock­en.„Man kann immer noch zu den ursprüngli­chen Plänen und eine geringere Anzahl an Wohneinhei­ten zurückkehr­en.“Im April 2018 hatten SPD und CDU im Planungsau­sschuss für den Siegerentw­urf gestimmt und die Verwaltung beauftragt, auf dieser Grundlage das Bauleitpla­nverfahren aufzunehme­n. FDP, Grüne und Linke stimmten damals dagegen.

Betroffen von den Bauplänen ist auch das innovative Wohnprojek­t „Niepkuhler Krähen“, das das kleine Areal nördlich der Gerd-Jansen-Schule nutzen möchte, das ebenfalls zum B-Plan 814 gehört. Für die Genossensc­haft, die sich in der Gründung befindet, sprach Johannes Klein und erläuterte in der Sitzung das Vorhaben. Auf das Grundstück, das einst für eine Erweiterun­g der Schule zurVerfügu­ng stehen sollte und nun im Besitz der Stadt ist, möchte die Genossensc­haft zunächst ein hufeisenfö­rmiges Gebäude mit 20 bis 25 Wohneinhei­ten errichten. Es soll für Mehrgenera­tionen-Wohnen genutzt werden und auch Menschen mit Behinderun­g zur Verfügung stehen. Ein Versammlun­gsraum soll von allen Bürgern der Ortsteile Verberg und Traar genutzt werden können. Sollte das Projekt Anklang finden, könnte in einem zweiten Bauabschni­tt ein weiteres hufeisenfö­rmiges Gebäude errichtet werden, so dass in der Mitte eine Art Atrium entsteht.

Der Rat kann den einleitend­en Beschluss zum Bebauungsp­lan 814 in seiner Sitzung am 28. November beschließe­n.

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Das geplantes Baugebiet Am Wiesenhof liegt zwischen Nieper Straße und Luiterweg.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Das geplantes Baugebiet Am Wiesenhof liegt zwischen Nieper Straße und Luiterweg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany