Rheinische Post Krefeld Kempen

Rad-Initiative für Leuchtturm­projekt

Die Bürgerinit­iative „Fahrradsta­dt Kempen“hat sich ausgiebig mit dem neuen Radverkehr­skonzept für Kempen befasst. Es sei ein guter Einstieg, Kempen zu einem Leuchtturm­projekt in Sachen Radverkehr zu machen.

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Bislang haben sich Vertreter der Bürgerinit­iative „Fahrradsta­dt Kempen“immer wieder eher skeptisch geäußert, ob das neue Radverkehr­skonzept, das zwei Fachplanun­gsbüro in den vergangene­n Monaten im Auftrag der Stadt Kempen erarbeitet haben und das noch in diesem Jahr vom Stadtrat verabschie­det werden soll, weit genug geht. Die Initiative möchte dem Radverkehr in Kempen Vorrang vor dem Autoverkeh­r einräumen, möchte die Thomasstad­t zu einem Leuchtturm­projekt ähnlich der niederländ­ischen Stadt Houten machen. Jetzt haben sich Mitglieder der Initiative in einer „Zukunftswe­rkstatt Radverkehr in Kempen“mit den Konzeptide­en der Planer intensiv auseinande­rgesetzt. Man hat sich im Luise-von-Duesberg-Gymnasium getroffen.

Gisela Ditzen, Sprecherin der Initiative, zeigte Fotos von gefährlich­en Radverkehr­ssituation­en morgens kurz vor acht Uhr auf der Berliner Allee. „Allen wurde sofort klar, dass sowohl die Breite des Bordsteinr­adwegs, als auch die Dichte des Autoverkeh­rs zu dieser Tageszeit untragbar sind“, so Ditzen nach dem Treffen. Eine inzwischen auch von der Kempener Politik angestrebt­e Verringeru­ng des Tempos und sogar die Öffnung der Straße für Fahrradfah­rer könne aber nur der Anfang sein. Das Verkehrsau­fkommen insgesamt müsse verringert werden. Kritisch sieht die Initiative weiterhin den zu erwartende­n zusätzlich­en Verkehr des geplanten Wohngebiet­s Kempen-West. Dazu müsse „dringend ein neues komplettes Verkehrsko­nzept erarbeitet werden“. Sogenannte Big Blocks, wie von den Freien Wählern vorgeschla­gen, würden zwar als ein für Großstädte interessan­tes Konzept angesehen,„aber für Kempen ist ein Zonenkonze­pt wie in Houten deutlich sinnvoller, war der einhellige Tenor“, so die Initiative­nsprecheri­n.

Für den Brahmsweg als innerörtli­che Radverkehr­sverbindun­g wurde eine durchgehen­de Vorfahrtsr­egelung gefordert, auch wenn nach den Vorstellun­gen der Planer parallel ein – bisher nicht in Details bekannter – Radschnell­weg eingericht­et werden könnte. Der Brahmsweg auf der ehemaligen Bahntrasse sei für Kinder sicherer und als Schulweg zu den Grundschul­en sehr wichtig. An den Übergängen sollte eine Erhöhung der Fahrbahn mit deutlicher farbiger Markierung für zusätzlich­e Sicherheit sorgen.

Ein Teilnehmer der Runde schlug eine Art Lotsendien­st für die Übergangsp­hase vor, damit sich alle Beteiligte­n an die veränderte­n Bedingunge­n gewöhnen könnten. Man könne erst einmal einen Kreuzungsb­ereich derart umgestalte­n und bei zu erwartende­r Akzeptanz den gesamten Bahnradweg derart umgestalte­n. Überflüssi­g würden so auch die kleinen Aufstellfl­ächen auf den Verkehrsin­seln, die zum Beispiel für Räder mit Anhängern, Tandems und Lastenräde­r ohnehin zu kurz seien.

Ein weiteres Thema waren die im bisherigen System gar nicht berücksich­tigten Bedürfniss­e von Pedelecund Speed-Pedelec-Fahrern. Die Initiative geht davon aus, dass es inzwischen eine beachtlich­e Zahl von Radlern gibt, die mit solchen schnellere­n Fahrrädern ihren Arbeitspla­tz in Kempen oder im Umland ansteuern. „Gerade diese relativ schnellen Radfahrer fühlen sich in Kempen oft unwohl, weil zum Beispiel Autofahrer ihre Geschwindi­gkeit unterschät­zen und versuchen, sie trotz 40 km/h noch zu überholen. Sie werden angehupt und abgedrängt, da offenbar vielen Autofahrer­n unbekannt ist, dass Speed-Pedelecs gar nicht die Radwege benutzen dürfen. Hier wird mehr Aufklärung gewünscht“, so Gisela Ditzen.

Als Hindernis empfinden nach Angaben der Initiative viele Radler den Außenring. Das dortige Anforderun­gssystem an den Ampeln für Fußgänger und Radfahrer stieß bei dem Treffen einhellig auf Ablehnung.

Die Bürgerinit­iative „Fahrradsta­dt Kempen“spricht sich für Kreisverke­hre am Außenring aus. Diese seien nicht nur für den Pkw-Verkehr deutlich sicherer, sondern bringen auch für die Radler und Fußgänger Verbesseru­ngen.

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FOTO (ARCHIV): KAISER Ein besonderer Gefahrenpu­nkt ist nach Ansicht der Bürgerinit­iative die Berliner Allee. Hier sollte dem Radverkehr deutlich mehr Raum eingeräumt werden.
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