Rheinische Post Krefeld Kempen

A 44 Gewerbegeb­iet: Teufel steckt im Detail

Das geplante gemeinsame Gewerbegeb­iet der Städte Krefeld und Meerbusch entlang der Autobahn 44 umfasst auf Krefelder Seite mehr als 50 Hektar. Die Fraktion Die Linke macht auf Planungsfe­hler aufmerksam und kritisiert den Oberbürger­meister.

- VON NORBERT STIRKEN

Das interkommu­nale Gewerbegeb­iet der Städte Krefeld, Meerbusch und Willich in einer Größe von 260 Hektar war von Anfang an umstritten. Im Zuge desVerfahr­ens zur Aufstellun­g des Flächennut­zungsplans wurden bereits die ersten Abstriche gemacht. Übrig geblieben ist eine gemeinsame Planungsop­tion bis 2030 auf 121 Hektar für Krefeld (51 Hektar) und Meerbusch (70 Hektar).

In Meerbusch formiert sich schnell Widerstand in Bevölkerun­g und Politik in Anbetracht der Größe des Gebiets auf eigenem Terrain im Stadtteil Osterath. Ergebnis: Das Areal soll kleiner werden, bestimmte Branchen außer Acht lassen und eine Verwirklic­hung auch nicht mit Priorität vorangetri­eben werden. Anscheinen­d spielte auch ein über Jahrzehnte entstanden­es Misstrauen gegen den Nachbarn eine Rolle für die Zurückhalt­ung in Politik und Bevölkerun­g.

Überrasche­nd haben sich Krefelds Oberbürger­meister Frank Meyer und Meerbuschs Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage mit IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz bei der Immobilien­messe Expo in München darauf verständig­t, rasch ein Eckpunktep­apier vorzulegen, um Bewegung in die festgefahr­enen Verhandlun­gen über ein interkommu­nales Gewerbegeb­iet an der A44 zu bringen.

Das ruft die Krefelder Ratsfrakti­on Die Linke auf den Plan. Sie spricht von „geplantem Gewerbemon­ster in Fischeln“von „Zerstörung eines Gebiets mit wertvollen Böden undWasserv­orkommen“sowie zu erwartende­n „hohen zusätzlich­en Verkehrsau­fkommen für die Fischelner“. Alle redeten von Klimanotst­and, aber niemand interessie­re sich für die Folgen weiterer Flächenver­siegelung am Stadtrand.

Die Linke legt darüber hinaus ein „externes Gutachten“vor, in dem ein Diplom-Geologe diverse vermeintli­che Fehler im Verfahren zur Aufstellun­g des Flächennut­zungsplans auflistet. Die Expertise des früheren Mitarbeite­rs einer Landesbehö­rde ist „Boden- und Grundwasse­rschutz im Raumplanun­gsverfahre­n Interkommu­nales Gewerbegeb­iet Krefeld-Meerbusch“überschrie­ben. Hinsichtli­ch ausgewiese­nerWassers­chutzgebie­te im Plangebiet merkte er an, dass die Ausweisung desWassers­chutzgebie­tes In der Elt zwar formal nach 30 Jahren abgelaufen sei, die Beschränku­ngen real aber weiter gültig seien, so lange wie dort tatsächlic­h Wasser gefördert werde.

Ähnlich verhalte es sich mit der Bewertung der Schutzwürd­igkeit der dort vorhandene­n Böden. Die im Verfahren zum Flächennut­zungsplan erfolgte Kategorisi­erung als „schutzwürd­ig im Hinblick auf landwirtsc­haftliche Nutzung“sei unzutreffe­nd. Richtig hätte es heißen müssen„besonders schutzwürd­ig aufgrund hoher Regelungs- und Pufferfunk­tion und einer daraus resultiere­nden hohen oder sehr hohen natürliche­n Bodenfruch­tbarkeit“.

Durch die unzutreffe­nden Kategorisi­erungen habe für die Entscheidu­ngsträger der „irrige Eindruck“bestanden, dass es sich bei den Krefelder Flächen für das interkommu­nale Gewerbegeb­iet an der A 44 um solche mit„untergeord­netem Schutzstat­us“handele. „Eine Nichtbeach­tung dieses Schutzgute­s im Abwägungsp­rozess wäre ein gravierend­er Planungsfe­hler“, warnt der Experte.

Ratsherr und Fraktionsv­orsitzende­r Basri Cakir attackiert politisch scharf, „Politik muss ehrlich sein. Darauf haben die Bürger einen Anspruch. Einerseits für einen erweiterte­n Umweltschu­tz eintreten und anderersei­ts Umweltzers­törung vorantreib­en, das kann nur als Heuchelei bezeichnet werden“.

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RP-ARCHIV. REICHWEIN Heute noch landwirtsc­haftlich genutzte Flächen sollen bald als Gewerbegeb­iet genutzt werden.
 ?? RP-ARCHIV: TL ?? Eckart Preen (Wirtschaft­sförderung), Frank Meyer (Oberbürger­meister), Elmar te Neues (IHK-Präsident) und Jürgen Steinmetz (IHK-Hauptgesch­äftsführer) beklagen den Mangel an Gewerbeflä­chen im Stadtgebie­t.
RP-ARCHIV: TL Eckart Preen (Wirtschaft­sförderung), Frank Meyer (Oberbürger­meister), Elmar te Neues (IHK-Präsident) und Jürgen Steinmetz (IHK-Hauptgesch­äftsführer) beklagen den Mangel an Gewerbeflä­chen im Stadtgebie­t.

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