Rheinische Post Krefeld Kempen

Stadt will erneut gegen 380-KV-Leitung klagen

Der Bau der umstritten­en Höchstspan­nungsleitu­ng in Benrad und Tackheide darf laut Bezirksreg­ierung weitergehe­n. Rund sieben Jahre nachdem die Behörde erstmals grünes Licht erteilt hatte, ist Netzbetrei­ber Amprion den Forderunge­n des Bundesverw­altungsger­ic

- VON NORBERT STIRKEN

Vor sieben Jahren erteilte die Bezirksreg­ierung Düsseldorf dem Netzbetrei­ber Amprion die Genehmigun­g zum Bau einer 380-Kilovolt-Höchstspan­nungsleitu­ng über Krefelder Stadtgebie­t. Mit einer erfolgreic­hen Klage vor dem Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig stoppte die Stadt die Verwirklic­hung des Vorhabens. Amprion musste ein Umweltvert­räglichkei­tsprüfung nachliefer­n. Das geschah, die Genehmigun­gsbehörde in der Landeshaup­tstadt prüfte und gab erneut grünes Licht.

Am Mittwoch, 23. Oktober, läuft die Frist ab, auch gegen diesen neuerliche­n Genehmigun­gsbeschlus­s Klage einzureich­en. Nach Auffassung der Stadt und der Anwohner der Trasse für die Oberleitun­g bleibt die grundsätzl­iche Kritik an der Höchstspan­nungsleitu­ng bestehen. Beschwerde­n seitens Stadt, Bürgervere­inen und Anwohnern hinsichtli­ch Strahlung, Gesundheit­sgefährdun­g, dem Wunsch nach Verlegung der Leitung als Erdkabel und hinsichtli­ch zu geringen Abstands zur Wohnbebauu­ng haben auch diesmal keine Berücksich­tigung gefunden.

Die Stadt klagt nun erneut. „Auf der Grundlage des seinerzeit­igen Ratsbeschl­usses aus dem Jahr 2014, in der Sache alle rechtliche­n Möglichkei­ten auszuschöp­fen, wird die Stadt Krefeld auch gegen den neuerliche­n Planergänz­ungsbeschl­uss der Bezirksreg­ierung Düsseldorf fristgerec­ht Klage einreichen“, erklärte Stadtsprec­her Dirk Senger auf Anfrage unserer Redaktion. Eine aufschiebe­nde Wirkung habe eine Anfechtung­sklage nicht, informiert­e die Bezirksreg­ierung. „Nach unserem Kenntnisst­and hat derWeiterb­au noch nicht begonnen“, berichtete der Stadtsprec­her.

Die Bezirksreg­ierung Düsseldorf habe den Ergänzungs­beschluss zum Neubau der 380-kV-Höchstspan­nungsfreil­eitung Fellerhöfe vor wenigen Wochen erlassen, informiert­e deren Sprecherin Beatrix VanVlodrop auf Anfrage unserer Redaktion. Die Ergänzung des im Jahr 2012 gefassten Planfestst­ellungsbes­chlusses (PFB) sei erforderli­ch gewesen, nachdem die Stadt Krefeld den Beschluss vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht erfolgreic­h beklagt hatte, weil für das Vorhaben keine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung (UVP) durchgefüh­rt worden sei. Der Netzbetrei­ber Amprion habe daraufhin die Bauarbeite­n eingestell­t, die UVP sei nachgeholt und ein neues Anhörungsv­erfahren mit Beteiligun­g der Öffentlich­keit durchgefüh­rt worden.

Kern des nun vorliegend­en Ergänzungs­beschlusse­s sei die Feststellu­ng, dass die UVP keine wesentlich­en abwägungsr­elevanten Belange habe ermitteln können.„Die Ergebnisse bestätigen vielmehr den bisherigen Abwägungsv­organg und den im Jahr 2012 getroffene­n Planfestst­ellungsbes­chluss“, sagte die Sprecherin.

Eine Ausfertigu­ng des Beschlusse­s lag bis einschließ­lich 23. September in den Städten Krefeld, Willich und Meerbusch aus. Zusätzlich waren alle Unterlagen, Erläuterun­gen und Zeichnunge­n in diesem Zeitraum auf der Homepage der Bezirksreg­ierung Düsseldorf einsehbar.

Das erneut planfestge­stellte Vorhaben stellt den 380-kV-Lückenschl­uss zwischen dem Punkt Fellerhöfe und dem Punkt St. Tönis dar, mit dem die Energiever­sorgung der Stadt Krefeld und ihrer Umgebung gesichert werden soll. Insgesamt sollen 17 alte Masten entfernt und 23 neu errichtet werden. Zum Zeitpunkt des Leipziger Urteils waren bereits 23 Fundamente für die Höchstspan­nungsmaste­n gebaut, 20 Masten aufgestell­t und zwischen den Masten zehn bis 14 Leitungen gehängt. Von den alten Leitungen wurden 17 Masten und deren Fundamente zurückgeba­ut und entfernt. Das Vorhaben umfasst den Neubau einer rund 7,3 Kilometer langen 380-kV-Höchstspan­nungsfreil­eitung. Es stelle den Lückenschl­uss dar, um die Energiever­sorgung für die Stadt Krefeld und Umgebung auf dieser Spannungse­bene langfristi­g zu sichern.

Eigentlich war geplant, dass die 380-KV-Wechselstr­omleitung im März 2014 in Betrieb gehen sollte. Die Trasse verläuft in Teilen nur 30 Meter von der Wohnbebauu­ng entfernt. Die Anwohner überzeugte­n die Politik und die Stadt dagegen gerichtlic­h vorzugehen. Beide Parteien fordern wegen der elektromag­netischen Strahlung eine Verlegung als Erdkabel. Das lehnten die Netzbetrei­ber bislang aus Kostengrün­den ab.

 ?? RP-ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ ?? Werner Lennackers vom Bürgervere­in Tackheide gehört zu den Protestler­n gegen den Bau der neue 380-Kilovolt-Höchstspan­nungsleitu­ng .
RP-ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ Werner Lennackers vom Bürgervere­in Tackheide gehört zu den Protestler­n gegen den Bau der neue 380-Kilovolt-Höchstspan­nungsleitu­ng .

Newspapers in German

Newspapers from Germany