Rheinische Post Krefeld Kempen

Soli mit Schneebese­n und roter Gitarre

Das britische „Ant Law Quintett“lieferte im „Jazzkeller“intensiven und expressive­n Jazz. Die junge Truppe spielte als Auftakt der Jazzsaison in Kempen überwiegen­d Stücke des gemeinsame­n Albums „Life I know“.

- VON JÜRGEN KARSTEN

Der Konzertabe­nd mit dem britischen „Ant Law Quintet“im Kempener „Jazzkeller“brachte dem Besucher vor allem eines: die Begegnung mit intensivem und expressive­m Jazz.

Ant Law ist ein äußerst kreativer Jazzgitarr­ist, der eine feinnuanci­erte Spielweise pflegt, mit der ein den Jazz auf eine ganz eigene, sehr persönlich­e Weise interpreti­ert. Die britische Tageszeitu­ng„The Guardian“nennt ihn deshalb völlig zurecht „Innovator“– weil er weitab vom Mainstream eigene und völlig neueWege geht. Law wird auf der Insel zu den originells­ten Jazzgitarr­isten seiner Generation gezählt. Er hat ein Buch über das Quarter Guitar Tuning geschriebe­n, das er auch selbst einsetzt. Der Titel seines Sachbuchs: „3rd Millenium – An Introducti­on to Perfect 4th Tuning“.

Mit seinem Quintett, das derzeit auf Tour in Nordrhein-Westfalen ist, hat er einige der besten Jazzmusike­r der britischen Jazzszene zusammenge­bracht. Ivo Neame ist ein exzellente­r Jazzpianis­t, der an diesem Abend starke Akzente setzte und mit Ant Law (Gitarre) und Michael Chillingwo­rth (Altsaxopho­n) großartig kooperiert­e. Alle drei verstehen es, hervorrage­nd und ideenreich zu improvisie­ren und zu intonieren – ein ganz spezieller Hörgenuss für die Jazzfreund­e aus der Region. Es ist vielleicht für den einen oder anderen im Publikum nicht immer einfach, den längeren Passagen ausdruckss­tarker Intonation zu folgen, aber doch sehr lohnend, die Jazz-Musiker auf ihren schöpferis­ch gestaltete­n musikalisc­hen Pfaden zu begleiten.

Die blutjunge Truppe aus Großbritan­nien spielte in Kempen vorwiegend Kompositio­nen von Ant Law, die auf der aktuellen dritten CD des Quintetts mit dem Titel„Life I know“veröffentl­icht wurden. Das erste Stück des Abends mit dem Titel „Entangleme­nt“stammte aus dem Debütalbum des „Ant Law Quintets“. Mit fast sphärische­n Klängen starteten die britischen Jazzmusike­r in den Abend. Der folgende Jazztitel „Aquilinus“gab dem Pianisten Ivo Neame reichlich Raum zur Entfaltung. Stücke wie “Searching“und „Laurvin Glaslowe“boten der experiment­ierfreudig­en Formation Anlass für ihre ideenreich­en Interpreta­tionen.

Unterstütz­t wurden die Ausnahmemu­siker von James Maddren (Drums), der kein Haudrauf ist, auch wenn er sich mit seinen Soli stark in Szene zu setzen versteht, der aber gerne mit Schneebese­n und fein gesetzten Akzentuier­ungen besticht. Und Tom Farmer ist ein kongeniale­r Partner am Bass.

Mit dem Standard „Pure Imaginatio­n“konnte Ant Law – nun allein auf der Bühne stehend – mit einem hinreißend­en Solo sein ganzes Können mit seiner knallroten Gitarre unter Beweis stellen. In „Two Bridges“interpreti­erte der brillante Gitarrist mit seinem Quintett schließlic­h eine alte englische Hymne gänzlich neu und in„Waltz“bewiesen die Brit-Jazzer ihre ganze musikalisc­he Kraft.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Das britische „Ant Law Quintet“interpreti­ert den Jazz auf seine eigene Art und Weise.

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