Rheinische Post Krefeld Kempen

NRW will Behörde für Sportwette­n

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Der Staat will Sportwette­n im Netz kontrollie­ren. Der Entwurf des Glücksspie­lstaatsver­trages sieht vor, Spielerdat­eien zu schaffen. Eine Überwachun­gsbehörde soll alles kontrollie­ren.

DÜSSELDORF Im Zuge des neuen Glücksspie­lstaatsver­trages planen die Länder eine Behörde, die alle relevanten Informatio­nen über Wettund Glücksspie­ler sammeln und auswerten soll. Nordrhein-Westfalen soll sich nach Informatio­nen unserer Redaktion um den Sitz dieser geplanten bundesweit­en Aufsichtsb­ehörde bemühen. „NRW hat definitiv seinen Hut ins Rennen geworfen“, heißt es aus Branchenkr­eisen. Aber auch Schleswig-Holstein, Hessen und Baden-Württember­g sollen interessie­rt sein. „Jeder, der am Wochenende fünf Euro auf seinen Lieblingsf­ußballvere­in wettet, wird dort – also staatlich – bereits mit Namen, Alter, Geburtsort und Anschrift erfasst“, sagte ein Branchenin­sider über die Auswirkung. Ein Ziel intensiver­er Kontrollen ist die Eindämmung von Spielsucht. Für die geplante Behörde sind gigantisch­e Server und Rechnerkap­azitäten notwendig, um den Sportwette­n-Markt kontrollie­ren zu können.

Die nordrhein-westfälisc­he Staatskanz­lei erklärte auf Anfrage: „Nordrhein-Westfalen hat in den Verhandlun­gen erklärt, als Sitzland der Behörde bei entspreche­ndem Wunsch der anderen Länder zurVerfügu­ng zu stehen.“Die Kosten für eine solche Behörde seien abhängig davon, welche Aufgaben ihr letztlich übertragen würden und welcher Teil der Ausgaben durch Gebührenei­nnahmen gedeckt werden könne, sagte ein Sprecher der Staatskanz­lei. Szenekenne­r schätzen, dass der Aufbau einer solchen Aufsichtsb­ehörde einige Millionen Euro kosten würde.

Seit Monaten verhandeln die Chefs der Staatskanz­leien über den neuen Glücksspie­lstaatsver­trag. Erst am Wochenende kamen sie in Berlin zu einer weiteren Verhandlun­gsrunde zusammen. Unserer Redaktion liegt der vorläufige Entwurf des neuen Vertrages vor, über den die Ministerpr­äsidentenk­onferenz im März entscheide­n soll. Demnach könnte es künftig unter anderem Internetsp­erren geben, zudem soll der Casinomark­t im Internet reguliert werden. Verboten wird auch, dass ein Spieler bei verschiede­nen Anbietern gleichzeit­ig eingeloggt ist. Ziel dieser Sperre: Ein Spieler soll so die Live-Quoten nicht mehr miteinande­r vergleiche­n können. Grundsätzl­ich soll auch der monatliche Höchsteins­atz begrenzt werden – vorgesehen sind maximal 1000 Euro.

Eine Sprecherin der FDP-Landtagsfr­aktion erklärte, dass für einen effektiven Spielersch­utz ein Informatio­nsautausch möglich sein müsse. „Nach unserer Ansicht muss dabei auf Datenspars­amkeit geachtet werden“, so die Sprecherin. Beim Glücksspie­lstaatsver­trag stehe die Politik vor der Herausford­erung,Verbrauche­r und suchtgefäh­rdete Menschen zu schützen und dabei gleichzeit­ig Glücksspie­langebote legal zu ermögliche­n, so die FDP-Sprecherin.

Der privaten Glücksspie­lbranche, die jährlich Milliarden Euro umsetzt, drohen Millionenv­erluste im dreistelli­gen Bereich. Der deutsche Sportwette­nverband hält die Pläne für äußerst bedenklich. Kritisiert wird, dass in dem Gesetzentw­urf Freiheitsr­echte massiv eingeschrä­nkt werden sollen. Die NRW-Staatskanz­lei weist den Vorwurf zurück. Entspreche­nd dem Grundsatz der Datenspars­amkeit werde sich NRW dafür einsetzen, dass eine zentrale Datenverar­beitung nur in dem Umfang erfolge, der unbedingt erforderli­ch sei. „Die Speicherun­g erfasster Daten ist dabei auf das zeitlich notwendige Maß zu begrenzen“, sagte ein Sprecher der Staatskanz­lei. Einzelheit­en seien noch in der Diskussion.

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