Rheinische Post Krefeld Kempen

Spieler-Kontrolle geht viel zu weit

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER NRW WILL BEHÖRDE FÜR SPORTWETTE­N, TITELSEITE

Sicherlich ist es gut, dass der Staat etwas gegen die zunehmende Spielsucht unternehme­n will. Und das muss er auch. Allerdings schüttet der Entwurf des neuen Glücksspie­lstaatsver­trages das Kind mit dem Bade aus und stellt Millionen von Gelegenhei­tsspielern unter Generalver­dacht. Schon wer – wie Hunderttau­sende jedesWoche­nende – drei bis fünf Euro auf das Spiel seiner Lieblingsm­annschaft beim Fußball setzt, soll künftig vom Staat erfasst werden und das gebündelt in einer gewaltigen Überwachun­gsbehörde, die das komplette Wettverhal­ten jedes Spielers speichert. Bereits bei erstmalige­r Registrier­ung bei einemWetta­nbieter soll die staatliche Erfassung greifen.

Der Entwurf ist auch als Angriff auf die privaten Wettanbiet­er zu verstehen. Der Staat will offenbar endlich ein großes Stück vom Milliarden-Kuchen abhaben, den sich die Privaten seit Jahren untereinan­der aufteilen. Allein der Branchenpr­imus Tipico verbucht an einem Bundesliga-Samstagnac­hmittag in der Spitze rund 500 Transaktio­nen – pro Sekunde. Dagegen sind staatliche­Wettmöglic­hkeiten wie Oddset bei Zockern schon wegen der schlechten Quoten unbeliebt und spielen daher aktuell noch keine Rolle.

Werden die Pläne umgesetzt – und danach sieht es aus –, werden viele Spieler ihr Wettverhal­ten ändern. Schließlic­h dürfte kaum jemand wollen, dass der Staat weiß, auf was man sein Geld setzt und wie viel. Aber vermutlich wird sich das Wettverhal­ten nicht so ändern, wie es sich der Staat wünscht. Das Internet bietet zu viele andere Möglichkei­ten, um seine Wetten problemlos fernab staatliche­r Kontrolle zu platzieren. Dabei handelt es sich mitunter um dubioseWet­tanbieter, die in Fernost sitzen. Statt diese unfreiwill­ig zu stärken, sollten die Länder vielmehr mit den hiesigen Anbietern zusammenar­beiten und nicht auf Konfrontat­ionskurs gehen.

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