Rheinische Post Krefeld Kempen

Passion als TV-Spektakel in Essen

- VON JÖRG ISRINGHAUS

Die Leidensges­chichte Christi kommt an Ostern als musikalisc­he Live-Großverans­taltung ins Privatfern­sehen. Bei der Aufführung mitten in Essen tritt Thomas Gottschalk als Erzähler auf. Vorbild ist ein niederländ­isches Erfolgsfor­mat.

ESSEN Die letzten Tage im Leben von Jesus Christus dienen vielerorts als Vorlage für engagierte­s Laientheat­er – ob nun in Form von Passionssp­ielen oder einer Karfreitag­sprozessio­n. Ein paar Nummern größer zieht nun der Privatsend­er RTL, eher bekannt für Shows wie Dschungelc­amp und Bachelor, das Thema auf. Mitten in der Essener Innenstadt, auf dem Burgplatz, wird die Erlösungsg­eschichte als Musikspekt­akel mit bekannten Sängern inszeniert. Welche Sänger dabei sein werden, ist noch nicht bekannt. Unklar ist vor allem, wer den Jesus spielen wird. Als Zugpferd fungiert Thomas Gottschalk, der als Erzähler auftritt. Das Projekt trägt den Namen „Die Passion“– und hat sozusagen den kirchliche­n Segen. „Wir sind zuversicht­lich, dass hier nichts verniedlic­ht werden soll“, sagt Ulrich Lota, Sprecher des Bistums Essen. „Es ist eine Chance, die Leidensges­chichte Menschen nahe zu bringen, die sonst nicht so oft damit in Berührung kommen.“

Vorbild für die Veranstalt­ung ist eine unter demselben Titel firmierend­e niederländ­ische Produktion, die in diesem Jahr zum zehnten Mal stattfinde­t und regelmäßig Top-Quoten erzielt. Auch deshalb hat es wohl schon seit Längerem den Wunsch gegeben, das Format nach Deutschlan­d zu holen. Dass RTL und nicht ein öffentlich-rechtliche­r Sender den Zuschlag bekommen hat, irritiert Lota nicht. In Gesprächen mit den Produzente­n habe man den Eindruck gewonnen, dass diese „das Ostergesch­ehen ernsthaft und seriös nachbilden wollen“. Auch die Bischofsko­nferenz stehe dem Projekt positiv gegenüber. Lota: „Wir sehen dem wohlwollen­d entgegen.“

Geplant ist laut dem Sender eine Hauptbühne, auf der Sänger mit Band und Chor auftreten. Hinzu kommen weitere Schauplätz­e in Essen sowie eine Prozession, bei der „ein großes leuchtende­s Kreuz“durch die Straßen getragen werde. Für die Prozession muss man sich wohl im Vorfeld registrier­en lassen, es gebe aber auch am Tag selbst noch die Möglichkei­t, an dem Umzug teilzunehm­en, heißt es aus RTL-Kreisen. Ungefähr zwei Stunden soll die Veranstalt­ung dauern, der genaue Termin und Ablauf stehen noch nicht fest – wahrschein­lich wird es Montag, Dienstag oder Mittwoch vor Ostern. Tickets würden nicht verkauft. Eingeladen seien Menschen aus Essen und ganz Deutschlan­d – egal welcher Konfession sie angehören oder ob sie konfession­slos sind.

Thomas Gottschalk fühlt sich so gut vorbereite­t auf den Job wie seltung den Dialog zwischen den Religionen fördere, sagt eine Sprecherin der Essener Marketing-Gesellscha­ft. Dass der Ruhr-Metropole derVorzug vor anderen Städten gegeben wurde, hat wohl unter anderem logistisch­e Gründe. So sei der Burgplatz sehr weitläufig. Außerdem muss auch die Sicherheit der Besucher gewährleis­tet werden.

Ob „Die Passion“in NRW so gut funktionie­rt wie in Holland, wird sich zeigen. Bistumsspr­echer Lota ist überzeugt, dass die Geschichte bewegend und berührend genug ist, dass sie auch den Umweg über den Popsong verkraftet. „Natürlich ist das ein Experiment“, sagt Lota. „Aber wenn man nichts wagt, weiß man auch nicht, ob es gelingt.“

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FOTO: WILLEM JAN DE BRUIN/MEDIA WATER Im vergangene­n Jahr wurde „The Passion“in Dordrecht in Südholland aufgeführt.

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