Rheinische Post Krefeld Kempen

Görges will sich zurückkämp­fen

- VON KRISTINA PUCK

Die Deutsche gewinnt ihr erstes Match bei den Australian Open. Jan-Lennard Struff scheidet gegen Nowak Djokovic aus.

(dpa) Unter dem tropfenden Hallendach der Rod-Laver-Arena sorgte Jan-Lennard Struff kurzzeitig für Kopfschütt­eln bei Titelverte­idiger Novak Djokovic. Der Rekordsieg­er der Australian Open war für den mutig aufspielen­den Sauerlände­r aber zu stark: Anders als Julia Görges und Philipp Kohlschrei­ber musste sich Struff am verregnete­n, aber nicht von schlechter Luftqualit­ät beeinträch­tigten Eröffnungs­tag in Melbourne verabschie­den. Görges und Kohlschrei­ber spielen dagegen am Mittwoch um den Drittrunde­n-Einzug.

Auf Kohlschrei­ber wartet dann ein reizvolles Duell mit dem griechisch­en Tennis-Shootingst­ar und Vorjahres-Halbfinali­sten Stefanos Tsitsipas. „Er ist Favorit, ich haue mich rein und gebe einfach alles“, kündigte der 36-Jährige nach dem 7:5, 6:1, 6:2 gegen den weitgehend unbekannte­n US-Amerikaner Marcos Giron an.

Gegen den serbischen Weltrangli­sten-Zweiten Djokovic schaffte Struff im dritten Vergleich seinen ersten Satzgewinn, musste sich am Ende aber mit 6:7 (5:7), 2:6, 6:2, 1:6 geschlagen geben. Vor fast 15.000 Zuschauern beeindruck­te phasenweis­e auch Struff. Als er im ersten Satz ein 2:5 wettmachte und einen grandiosen Passierbal­l spielte, schüttelte Djokovic mit dem Kopf. „Lob für seinen großen Kampf“, sagte der Topfavorit im Siegerinte­rview mit John McEnroe anerkennen­d. 2019 war Struff bei den French Open im Achtelfina­le von Djokovic entzaubert worden, nun hatte er Pech mit der Auslosung.

Hinter der Grundlinie in der Rod-Laver-Arena waren Ballkinder auch damit beschäftig­t, Regen wegzuwisch­en, der durch das Dach tröpfelte. Statt verrauchte­r Luft infolge der Buschbränd­e wirbelte heftiger Regen den Spielplan durcheinan­der. Von schlechter Luftqualit­ät, die während der Qualifikat­ion Stoff für Kritik und Diskussion­en geliefert hatte, war dagegen „gar nichts“zu merken, wie Görges nach ihrem 6:1, 6:2 gegen die Slowakin Viktoria Kuzmova berichtete.

Görges will ihren Melbourne-Aufenthalt gern noch möglichst lange verlängern. Im vergangene­n Jahr kam die Bad Oldesloeri­n bei den vier wichtigste­n Tennis-Turnieren nur bei den US Open bis ins Achtelfina­le. An ihre starken Auftritte von 2018, als sie in Wimbledon die Chance auf ein Finale gegen Angelique Kerber hatte und zeitweise zu den Top Ten derWelt gehörte, konnte sie nicht anknüpfen. Dennoch schloss sie die Saison als zweitbeste Deutsche ab.

Inzwischen ist einiges anders. Görges zählt als Weltrangli­sten-39. in Melbourne nicht mehr zu den gesetzten Spielerinn­en. Und sie denkt, wie sie der„Süddeutsch­en Zeitung“vor einigen Wochen erzählte, auch an ihr Leben nach der Tennis-Karriere in zwei, drei Jahren. Doch weil sie sich im erfahrenen Tennis-Alter noch weiterentw­ickeln will, entschied sie sich auch für den nächsten Neuanfang. Nach einer Testphase zum Ende der vergangene Saison entschloss sich Görges zur Zusammenar­beit mit dem vorherigen FedCup-Trainer Jens Gerlach, der die Russin Anastasia Myskina 2004 zum French-Open-Titel führte.

Was ihre Gegnerinne­n anstreben, zählt für sie schon länger nicht mehr. „Ich konzentrie­re mich auf mich selber. Ich will das Zepter in die Hand nehmen“, sagte Görges. Gegen Kuzmova gelang ihr das am Montag überzeugen­d. „Ich habe mein Ding durchgezog­en“, bilanziert­e Görges. Ein „blitzsaube­rer Auftakt“, lobte Barbara Rittner, die Damen-Chefin des Deutschen Tennis Bunds.

Martic dürfte eine schwierige­re Prüfung werden, die Bilanz gegen die Nummer 13 der Setzliste spricht mit zwei Siegen in zwei Spielen aber für Görges. Mit einem weiteren starken Auftritt würde sie auch den Betroffene­n der Buschbränd­e helfen. Die einstige Nummer neun derWelt schloss sich der Sammelakti­on auf der Tour an und spendet für jedes Ass 100 australisc­he Dollar. Gegen Kuzmova gelangen ihr neun. „Ist doch super. Wir hoffen mal, dass es noch weitergeht“, sagte sie.

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FOTO: IMAGO IMAGES Die deutsche Tennisspie­lerin Julia Görges schlägt den Ball bei ihrem Auftaktsie­g bei den Australian­Open in Melbourne.

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