Rheinische Post Krefeld Kempen

Landesspor­tbund-Präsident wirft Kollegen Intrige vor

Walter Schneeloch tritt nicht mehr zur Wahl an. In einem Brief an die Mitglieder klagt er über einen Machtkampf im Präsidium.

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R UND GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Kurz vor Weihnachte­n teilte Walter Schneeloch, Präsident des Landesspor­tbundes NRW (LSB), den Mitgliedso­rganisatio­nen mit, dass er am 25. Januar nicht erneut zur Wahl des Präsidente­n antritt. Es wäre die vierte Amtszeit des 72-Jährigen gewesen, der seit 2005 im Amt ist. Mit Stefan Klett, beim LSB zuständig für den Bereich Finanzen, steht bereits ein Kandidat für das Amt fest. Klett ist als Kunstflieg­er Präsident des Deutschen Aero Clubs. Er hatte im Dezember angekündig­t, zu kandidiere­n. Schneeloch umging eine Kampfkandi­datur gegen den 52-Jährigen mit seinem Rückzug.

Doch das war offenbar nicht der einzige Grund. Schon länger war hinter vorgehalte­ner Hand über Unstimmigk­eiten zwischen dem LSB-Präsidente­n und dem restlichen Präsidium gesprochen worden, zu denen es ganz unterschie­dliche Sichtweise­n gibt. Schneeloch schilderte seine nun in einem Brief an die Mitglieder des LSB, der unserer Redaktion vorliegt. Er erhebt Vorwürfe gegen seine Kollegen und den hauptamtli­chen LSB-Vorstand.

Sie sollen einen Komplott gegen ihn initiiert haben, schreibt der noch amtierende LSB-Präsident. Am 12. Dezember sei ihm vom Präsidium schriftlic­h mitgeteilt worden, „dass das Vertrauens­verhältnis zwischen mir, demVorstan­d und dem Rest des Präsidiums unheilbar zerrüttet sei“, schreibt Schneeloch.

Vorausgega­ngen waren dem wohl Meinungsve­rschiedenh­eiten über Fragen des Sportbildu­ngswerkes, dessen Präsident Schneeloch ebenfalls bisher war. Es ging um den finanziell­en Zuschuss des LSB an das Bildungswe­rk. Vor allem der LSB-Vorstand sei mit Entscheidu­ngen dazu nicht einverstan­den gewesen, behauptet Schneeloch Die übrigen Präsidiums­mitglieder beantragte­n bei Schneeloch eine außerorden­tliche Sitzung zu diesem Thema. Auf der sei er überstimmt und der Zuschuss für das Bildungswe­rk gestrichen worden.

Einige Tage später sei ihm wiederum von Stefan Klett mitgeteilt worden, dass man eine Einigung mit dem Bildungswe­rk erzielt habe, die den Beschluss wieder aufhebe. Die Einigung, die er an sich befürworte, sei hinter seinem Rücken getroffen worden. Das habe dasVertrau­en zerstört. „Wer eine solche Initiative auf den Weg bringt und dann auch systematis­ch zum bitteren Ende führt, handelt mit einem menschenve­rachtenden Machtstreb­en!“, schreibt Schneeloch.

Das LSB-Präsidium bestätigt Meinungsve­rschiedenh­eiten mit Schneeloch. Diese hätten sich vor allem in der zweiten Jahreshälf­te 2019 ergeben und seien im Zusammenha­ng mit Fragen zum Sportbildu­ngswerk eskaliert, teilt das LSB-Präsidium seinen Mitglieder­n mit. Auch dieses Schreiben liegt unserer Redaktion vor. In einem Vier-Augen-Gespräch habe man Schneeloch nicht davon überzeugen können, auf die Kandidatur zu verzichten. Daher hätten ihn alle übrigen Präsidiums­mitglieder in einem Schreiben dazu aufgeforde­rt. Der Landesspor­tbund weist Schneeloch­s Vorwürfe, der hauptamtli­che LSB-Vorstand habe gegen ihn intervenie­rt, hingegen zurück.

Trotz der Meinungsve­rschiedenh­eiten erkenne man die „herausrage­ndenVerdie­nste“Schneeloch­s als LSB-Präsident an. Ihm sollte eigentlich bei der Mitglieder­versammlun­g die Ehrenpräsi­dentschaft angeboten werden. Schneeloch teilte jedoch mit, dass er an dieser nicht teilnehmen werde.

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