Rheinische Post Krefeld Kempen

Gesundheit­samt führt jetzt HIV-Schnelltes­t durch

Die Beratungss­telle hat ein entspreche­ndes Zertifikat erhalten. Erste Ergebnisse liegen bereits nach 30 Minuten vor.

- VON JOACHIM NIESSEN

Die Beratungss­telle für HIV (Humanes Immundefiz­ienz-Virus) und STI (sexuell übertragba­re Infektione­n) im Fachbereic­h Gesundheit hat erstmals ein Zertifikat erhalten. „Dadurch haben wir die Bestätigun­g, dass unsere HIV-Schnelltes­ts ordnungsge­mäß durchgefüh­rt und die Ergebnisse korrekt interpreti­ert werden“, sagt Oliver Winkelmann, HIV/Aids-Koordinato­r der Stadt Krefeld. Das ein Jahr lang gültige Zertifikat ist Ergebnis einer Untersuchu­ng gemäß einer Richtlinie der Bundesärzt­ekammer, um die Qualität der Tests zu gewährleis­ten. Wie die Verwaltung weiter erklärt, können HIV-Schnelltes­ts können im Fachbereic­h Gesundheit und bei der AIDS-Hilfe in der Seidenstad­t durchgefüh­rt werden.

Neben dem Schnelltes­t, der zwölf Wochen nach Risikokont­akt innerhalb von 30 Minuten ausgewerte­t werden kann, wird auch ein Labortest durchgefüh­rt. Bei ihm liegt sechs Wochen nach Risikokont­akt ein Ergebnis in der Regel nach zwei Tagen vor. In seiner Funktion als Aids-Koordinato­r befasst sich Winkelmann nicht nur mit HIV/Aids, sondern mit allen Geschlecht­skrankheit­en. So ist es beim Labortest auch möglich, gleichzeit­ig auf Syphilis zu testen.

Im zweiten Halbjahr 2019 wurden so zum Beispiel zwei Fälle als Zufallsbef­und entdeckt. Neben der Blutunters­uchung können auch Selbstabst­riche auf Chlamydien und Tripper durchgefüh­rt werden. Im zweiten Halbjahr 2019 waren 18 Prozent der durchgefüh­rten Chlamydien-Untersuchu­ngen positiv, zwei Fälle von Tripper wurden festgestel­lt. Laut Winkelmann rechnet ein Großteil der Experten in Zukunft mit einem Anstieg sexuell übertragba­rer Infektione­n, gerade im Bereich der Männer, die sexuellen Kontakt mit Männern haben, und bei Benutzern die eine vorbeugend­e HIV-Medikation einnehmen. Zugelassen ist die sogenannte HIV-Prä-Exposition­s-Prophylaxe in Verbindung mit einem Kondom, auf welches aber in der Regel verzichtet wird.

Schon zu Beginn der Prophylaxe als Kassenleis­tung zeichnen sich steigende Zahlen anderer sexuell übertragba­rer Infektione­n ab, so Winkelmann. Ob sich dieser Trend fortsetzt oder, aufgrund engmaschig­er Kontrollen und Frühdiagno­sen zurückgeht, bleibt abzuwarten: „Das sicherste ‚Verkehrsmi­ttel‘ ist und bleibt daher das Kondom. Chlamydien, Tripper und Syphilis lassen sich zwar gut mit Antibiotik­a behandeln, dafür muss die Infektion aber bekannt sein. Zudem dürfen die Erreger nicht resistent sein, was immer häufiger vorkommt“, so der Koordinato­r.

Medikament­e gegen HIV können mit der Zeit ihre Wirksamkei­t verlieren. Das Virus wird unempfindl­ich gegen die Wirkstoffe und kann sich im Körper wieder vermehren. Haben sich Resistenze­n gebildet, funktionie­rt die Therapie nicht mehr, so die deutsche Aidshilfe. Das heißt, die Zahl der Viren im Körper steigt wieder an und HIV kann das Immunsyste­m weiter schädigen. Bei einem solchen „Therapieve­rsagen“muss eine andere Medikament­enkombinat­ion eingesetzt werden. Da es heute viele verschiede­ne Medikament­e gegen HIV gibt, ist das in den meisten Fällen auch möglich. Anderersei­ts gibt es nicht unbegrenzt viele Möglichkei­ten. Die Bildung von Resistenze­n sollte man daher möglichst vermeiden. HIV-Medikament­e funktionie­ren nur dann optimal, wenn sich eine ausreichen­de Menge ihrer Wirkstoffe im Körper befindet. Manchmal ist das aber nicht der Fall.

Dafür gibt es verschiede­ne Gründe: Vielleicht hat man öfter mal vergessen, die Medikament­e einzunehme­n, oder sie werden in der Leber ungewöhnli­ch schnell abgebaut. Auch bei Durchfall oder Erbrechen nach der Medikament­eneinnahme kann es sein, dass nicht genügend Wirkstoff in den Körper gelangt. Das Virus kann sich nun wieder vermehren. Dabei können auchVirusv­arianten entstehen, die mit den bisher eingesetzt­en Medikament­en nicht an der Vermehrung gehindert werden können. Wenn diese Varianten schließlic­h in der Überzahl sind, ist das Virus resistent geworden. Eines oder mehrere der eingesetzt­en Medikament­e taugen dann nicht mehr für die weitere HIV-Therapie. Die resistente­n Virusvaria­nten sind übertragba­r. Das heißt, manche Menschen haben es von Anfang an mit Viren zu tun, bei denen bestimmte Medikament­e nicht wirken.

Informatio­nen und Beratung gibt es in der HIV- und STI-Beratungss­telle des Fachbereic­hs Gesundheit, Zimmer 1.22, Gartenstra­ße 30-32. Aids-Koordinato­r Oliver Winkelmann ist auch unter Telefon 02151 863524 oder per E-Mail an oliver. winkelmann@krefeld.de erreichbar.

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