Rheinische Post Krefeld Kempen

Kunst für Menschen auf der Flucht

- VON BIANCA TREFFER

Unter dem Titel „Hün ne bi Tenene - Ihr seid nicht allein“hat im Südbahnhof eine ganz besondere Ausstellun­g ihre Türen geöffnet. 25 – überwiegen­d kurdische – Künstler stellen zugunsten eines Krankenhau­ses in Nordsyrien aus.

Alle Augen sind voller Spannung auf die vier Pakete gerichtet, die neben vier noch leeren Staffeleie­n stehen. Es ist ein spannender Augenblick im Südbahnhof an der Saumstraße. „Wir werden nun zusammen auspacken“, kündigt Beate Krempe an. Das Rascheln von Papier ist zu hören, als die Mitglieder vom Flüchtling­srat Krefeld und von Amnesty Internatio­nal Krefeld mit dem Aus

Margret Schilling packen beginnen. Unter Dutzenden von Besucherau­genpaaren kommen eine Landschaft, ein Porträt, ein abstraktes Werk und ein weiteres Bild mit Menschen zum Vorschein. Damit ist die Ausstellun­g „Hün ne bi Tenene - Ihr seid nicht allein“komplett.

Rund 80 Bilder und Skulpturen bestimmen derzeit im Südbahnhof die Optik. Bilder, die voller Farben und Stimmungen sind. Dazu kommen beeindruck­ende Skulpturen und ganz in Weiß gehaltene plastische Bilder, in denen kämpfende

Menschen zu erkennen sind. Bilder von Männern in kurdischen Trachten, die lebensecht wirken, dazu eine Basarszene, die ebenso Leben pur wiederspie­gelt. Frauen in bunten Gewändern. Abstrakt gehaltene Arbeiten.

Ein jedes Werk fasziniert auf seine Art und Weise, jedes zeigt einen persönlich­en Stil. Dabei handelt es sich bis auf eine Ausnahme – und das sind die Collagen von Krempe – allesamt um kurdische Kunst. Kurden aus ganz Deutschlan­d, aus Dänemark, Österreich, Frankreich, Belgien und Kasachstan haben ihre Bilder nach Krefeld geschickt, um den sich auf der Flucht befindlich­en Kurden in Syrien zu helfen.

In ihrer Eröffnungs­rede erinnert Margret Schilling vom Flüchtling­srat Krefeld und Amnesty Internatio­nal Krefeld an die aktuellen Verhältnis­se in Syrien. „Mitten in diesem Chaos sind Menschen auf der Flucht. Ohne Hilfe, ohne Perspektiv­e, und das bei niedrigenW­intertempe­raturen. Das geht uns alle an“, betont sie. Mit der Ausstellun­g soll genau diesen Menschen geholfen werden. 50 Prozent desVerkauf­serlöses der Kunstwerke sind für ein Krankenhau­s in Al-Hasaka in Nordsyrien bestimmt. Das Krankenhau­s wurde von der Hilfsorgan­isation „Ärzte ohne Grenzen“eingericht­et. Aufgrund der aktuellen Situation in diesem Gebiet wird dsa Krankenhau­s nur noch von einigen wenigen Ärzten unterhalte­n, die dringend Material und Medikament­e benötigen.

Hinter der Ausstellun­g stehen Krempe und Waleed Ibrahim, die in Willich gemeinsam das Atelier „Art 1001 Gallery“führen. Nach einer ersten Aktion – einer großen Kunstinsta­llation vor dem Bundestag in Berlin – kam Krempe und Ibrahim die Idee, mit einer Ausstellun­g die Menschen anzusprech­en, sie zu informiere­n und gleichzeit­ig über denVerkauf derWerke Gutes zu tun. Ibrahim sprach weitere kurdische Künstler an und stieß auf eine Welle der Hilfsberei­tschaft.

Schnell war klar, dass der Südbahnhof der Ausstellun­gsort werden würde, da Krempe schon mehrmals mit der dortigen Projektlei­terin Anja Jansen zusammenge­arbeitet hatte. Von überall schickten kurdische Künstler Arbeiten nach Krefeld, wobei viele eigens zur Ausstellun­gseröffnun­g anreisten. Zu den Gästen zählte auch der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Uwe Schummer, der sich von der Ausstellun­g mehr als beindruckt zeigte.

„Mitten im Chaos sind

Menschen auf der Flucht. Ohne Hilfe. Das geht uns alle an“

Flüchtling­srat

 ?? FOTO: B.K. ?? Großer Zulauf bei der Eröffnung der Ausstellun­g „Packages“im Südbahnhof.
FOTO: B.K. Großer Zulauf bei der Eröffnung der Ausstellun­g „Packages“im Südbahnhof.

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